Kleinlüder und Dipperz betroffen

Pokrzewinski Familienstiftung im Insolvenzverfahren - Bauvorhaben in Gefahr?

In Dipperz ist die Pokrzewinski Familienstiftung Auftraggeberin für ein wichtiges Bauprojekt. Aber hier geht es nicht weiter.
Fotos: Rene Kunze

18.10.2024 / REGION - Paukenschlag! Die Pokrzewinski Familienstiftung mit Sitz im mittelhessischen Wettenberg hat Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht Gießen hat bereits am 24. September 2024 "die vorläufige Verwaltung des Vermögens" angeordnet. Vertreten wird die im September 2018 gegründete Stiftung durch Vorstand Oliver Pokrzewinski (56) aus Tann (Rhön) im Landkreis Fulda.


Brisant ist der Fall, weil die Stiftung als Auftraggeberin für mehrere bedeutende Bauprojekte in Osthessen fungiert. Dazu gehören unter anderem der Neubau der Malteser-Rettungswache in Kleinlüder und das Projekt "Lebensraum Holzbach" in Dipperz. Hinzu kommt, dass Oliver Pokrzewinski auch Geschäftsführer des Senioren- und Pflegezentrums Nurona am Golfplatz in Hofbieber ist. Wir wollten den Geschäftsmann sprechen, doch Pokrzewinski war für unsere Redaktion trotz mehrfacher Versuche nicht erreichbar. Was jetzt bleibt, sind viele offene Fragen.

Neue Rettungswache in Kleinlüder wackelt

Seit rund zwei Jahren liegt der Neubau der Malteser Rettungswache in Kleinlüder (Großenlüder - Landkreis Fulda) brach. OSTHESSEN|NEWS berichtete bereits im Mai dieses Jahres über die Situation vor Ort. Damals hieß es von Seiten der Familienstiftung, dass die Bauarbeiten im Sommer 2024 starten und rund ein Jahr dauern würden, nachdem "sehr unruhige Zeiten" hinter der Familienstiftung lagen. Passiert ist seitdem aber nichts. Dass jetzt der Insolvenzantrag kam, bestätigt die schon länger anhaltende Schieflage der Stiftung.

Markus Schips, Bezirksgeschäftsführer des Malteserrettungsdienstes in Hessen, erklärt gegenüber O|N: "Mit der Insolvenz haben wir nun Klarheit, dass es mit dem Investor nicht weiter geht. Aktuell befinden wir uns im Austausch mit dem Insolvenzverwalter, um etwaige Optionen auszuloten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns erst nach Abschluss der Gespräche zum weiteren Fortgang des Bauvorhabens in Kleinlüder äußern können."

Bürgermeister Vogler: "Hoffen, dass jetzt endlich Bewegung reinkommt"

Eine ähnliche Situation bietet sich in Dipperz. Dort ist die Stiftung Auftraggeberin eines wichtigen Bauvorhabens: dem Projekt "Lebensraum am Holzbach", Baubeginn 2021. Kurz, laut eigenen Angaben des Investors auf der Webseite: 60 vollstationäre Pflegeplätze und angeschlossener Tagespflege, ergänzend eine Einheit für betreutes Wohnen mit insgesamt 19 Wohneinheiten sowie Praxen und eine eigenständige Bäckerei. Ein Jahr später hätte alles schon fertig sein sollen, aber auch hier verzögert sich das Bauende. Bürgermeister Klaus-Dieter Vogler (parteilos) aus Dipperz berichtet, dass er über das Insolvenzverfahren der Pokrzewinski Familienstiftung, in dem die Kanzlei Brinkmann und Kollegen als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt sei, informiert wurde.

"Die Gemeinde begrüßt diese Entwicklung, da das Bauprojekt schon seit längerer Zeit stillsteht. Obwohl die Bäckerei, die Apotheke, das MVZ sowie die betreuten Wohnungen bereits fertiggestellt sind, fehlen noch wesentliche Bauelemente wie ein Fahrstuhl und eine Treppe", stellt der Rathauschef klar und betont: "Die Kommunikation mit der Familienstiftung war stets spärlich, und die Antworten beschränkten sich auf das Versprechen, das Projekt zu Ende zu führen. Wir hoffen jetzt, dass durch das Insolvenzverfahren, idealerweise mit einem Insolvenzverwalter, das Bauprojekt abgeschlossen wird. Es wäre wünschenswert, dass sich anschließend ein Träger oder Interessent findet, der die Verantwortung übernimmt. Es handelt sich um ein wichtiges Bauprojekt, für das wir bereits viele Anfragen bezüglich der Pflegeplätze erhalten haben."

Fakt ist: Zwei Bauprojekte stehen still, Mieter wie der Malteser Hilfsdienst stehen im Regen, Bürger etwa in Dipperz sind verunsichert und auch beauftragte Handwerker wissen nicht, wie es weitergeht. Bleibt zu hoffen, dass sich Investoren und Betreiber für die begonnenen Projekte finden, vielleicht sogar aus der Region.

OSTHESSEN|NEWS hat den Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Dr. Jan Markus Plathner aus Frankfurt am Main bereits am Dienstag schriftlich kontaktiert und Fragen gestellt, um in dieser Insolvenzsache Licht ins Dunkel zu bringen. Wir berichten, sobald neue Details bekannt sind. (Mathias Schmidt) +++

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