Trotz guter Geschäftszahlen

Paukenschlag bei der Sparkasse: Vorstand hört auf - Generationswechsel

Reinhard Faulstich (links) und Thomas Walkenhorst hören als Vorstand der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg auf.
Archivbilder: O|N/Gerhard Manns und Hans-Hubertus Braune

23.02.2024 / BAD HERSFELD - "Mit 2023 liegt ein besonderes, sehr anspruchsvolles und ereignisreiches Jahr hinter uns", so die Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg in einer Pressemitteilung zur aktuellen Jahresbilanz. Doch ein anderes Thema beschäftigt wird das Kreditunternehmen in diesem Jahr tiefgreifend beschäftigen.



"Wir haben keinen Rückenwind für unsere Geschäftsentwicklung erwartet. Umso mehr freuen wir uns über ein außergewöhnlich stabiles Ergebnis.", so Reinhard Faulstich, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg. Dazu hat auch die Zinsentwicklung beigetragen: Starke Veränderungen bei den Zinsen wirken sich
naturgemäß unmittelbar auf das Sparkassengeschäft aus.

Faulstich und Walkenhorst verlassen die Sparkasse

Im Sinne der nachhaltigen Weiterentwicklung der Sparkasse sei es das Ziel, das Unternehmen für die nachfolgenden Generationen, für die Mitarbeitenden und die Kundschaft rechtzeitig an die nächste Generation überzuleiten. In diesem Zusammenhang beabsichtigt der langjährige Vorstandsvorsitzende Reinhard Faulstich gegen Ende des Jahres 2024 in den Ruhestand zu gehen. Der Vertrag von Vorstandsmitglied Thomas Walkenhorst im Frühjahr nächsten Jahres auslaufen. "Er wird aus rein familiären Gründen keine Verlängerung anstreben", so die Sparkasse. Aufgrund des verbleibenden Zeithorizonts bleibe den Verantwortlichen ausreichend Zeit zur Vornahme eines Generationenwechsels.

"Unter Einbindung der Träger der Sparkasse, dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg sowie der Stadt Bad Hersfeld wird der Verwaltungsrat der Sparkasse die Bestellung der Mitglieder des neuen Vorstandes im Laufe des Jahres vornehmen. Hierbei werden die Entscheidungsträger durch den Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen sowie einer Personalberatungsgesellschaft unterstützt", so Landrat Warnecke. Damit werde sichergestellt, dass die Sparkasse stabil und verlässlich ihre Aufgaben weiter erfüllen kann.

Die Entwicklung im Einzelnen

"Die Gesamtwirtschaft in Deutschland und in der Region Das Jahr 2023 war weltweit nach 2022 erneut von hoher Inflation geprägt. Das schwächte die Kaufkraft der Einkommen und folglich den Konsum. Die EZB hat zur Inflationsbekämpfung die Leitzinsen kräftig erhöht. Die fortgesetzten Zinssteigerungen bremsten die Nachfrage, sowohl beim Verbrauch wie auch bei den Investitionen. So wurde z. B. die Bautätigkeit in Deutschland durch das erhöhte Zinsniveau stark gebremst. Das Angehen neuer Projekte kam praktisch völlig zum Erliegen. Nach der ersten Schnellschätzung des Statistischen Bundesamtes sank das Bruttoinlandsprodukt im abgelaufenen Jahr um 0,3 Prozent. Trotz stagnierender Produktion hat sich die Arbeitslosenquote nur moderat erhöht, bei uns im Landkreis ist diese auf noch moderate vier Prozent per Dezember gestiegen. Der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen mit Händen zu greifen", so die Sparkasse.

Bilanzsumme: Stabil trotz zinsgetriebener Steuerungsmaßnahmen

Vor dem Hintergrund zunächst schnell gestiegener und dann wieder zurückgehender Zinsen führten auch Bilanzsteuerungsgründe zu einem leichten Abschmelzen der Bilanzsumme auf gut 2,392 Milliarden Euro. "Im vergangenen Jahr konnten wir unseren gewerblichen Kunden neue Darlehens- und Kreditzusagen über knapp 100 Mio. EUR machen. Schwerpunkte lagen dabei in der Finanzierung von Grundstücken und Gebäuden sowie Maschineninvestitionen. Die Finanzierung von Investitionen in nachhaltiges Wirtschaften gewinnt dabei mehr an Bedeutung. Wir haben über 300 Familien mit einem Volumen von 37 Mio. Euro den Traum vom Kauf oder der Modernisierung der eigenen Immobilie erfüllen können", heißt es von Seiten des Kreditunternehmens. Auch für die Kommunen sei die Sparkasse ein verlässlicher Partner gewesen und habe mit Investitionsdarlehen sowie Liquiditätskrediten umfassend unterstützt. Insgesamt haben sich die Forderungen an öffentliche Haushalte um 7,2 Prozent erhöht.

Qualität in der Anlageberatung

Die Sparkasse bietet eine qualitativ hochwertige Beratung. Dies konnte durch regelmäßig durchgeführte Kundenbefragungen nach einer Beratung belegt werden. "Mit über 10.000 Beratungsgesprächen, davon 85 Prozent in Sparkassen-Finanzkonzept- und Anlageberatungen, gaben wir unseren Kundinnen und Kunden Sicherheit und beweisen Verlässlichkeit." Die meisten Kundenanliegen seien durch Online-Selbstbedienungsprozesse oder telefonisch durch das Kunden-Service-Center zu erledigen. Beispiele der Nutzung in 2023: 120.000 Anrufe im S-Direkt-Center, 8.000 Terminvereinbarungen, 1.500 Beratungsgespräche im Online-Beratungs-Center, 45.000 Online-Banking-Nutzer, 21.685 Nutzer der Sparkassen-App und 25.283.236 Zugriffe auf die Internet-Filiale.

Den Bürgerinnen und Bürgern stehen 17 beraterbesetzte und 16 SB-Geschäftsstellen – teilweise mit Videoservice – zur Verfügung. "Die Geschäftsstelle ist der Anker unserer Multikanalstrategie. Sie grenzt uns von den Online- und Neobanken ab und symbolisiert unsere regionale Verwurzelung: Sie zeigt, dass wir für unsere Kundschaft vor Ort da sind", hebt Faulstich hervor.

Ertragslage

"Unsere Sparkasse hat ihren Auftrag, den Menschen und Unternehmen der Region wirtschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, erfolgreich erfüllen können. In den wesentlichen Geschäftsbereichen konnten wir unsere Ziele erreichen. Eine große Bedeutung für eine Sparkasse hat natürlich die Entwicklung der Zinsen. Diese wirken auf die Sparkasse in unterschiedlichen Facetten. Die wichtigste Ertragsquelle der Sparkasse ist weiterhin der Zinsüberschuss: Dieser konnte um etwa einer Mio. Euro erhöht werden. Durch das stabile Kundengeschäft konnten wir den Provisionsüberschuss ebenfalls steigern. Der Verwaltungsaufwand ist bedingt durch Tarifsteigerungen und der Inflation in erwartetem Umfang gestiegen. Damit haben wir ein solides operatives Geschäftsjahr 2023 hingelegt", bekräftigt die Sparkasse.

Die Kundenstiftung Gutes tun der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg ging am 2. August 2010 mit einem Grundkapital von 100.000 Euro an den Start. Seitdem entwickelt sich die Stiftung erfreulich positiv. Unter dem Dach der Stiftung Gutes tun wurden 39 Stiftungsfonds und zwei Treuhandstiftungen mit Kapital von Kundinnen und Kunden gegründet. Die Stifterinnen und Stifter haben gemeinsam über elf Mio. Euro in ihre Stiftungen eingebracht. Aus Kapitalerträgen und weiteren Spenden konnten Maßnahmen überwiegend in der Region in Höhe von insgesamt 690.000 Euro gefördert werden. Mit 712.000 Euro habe die Sparkasse durch Spenden und Fördermaßnahmen gut 300 Vereine und Organisationen im Landkreis unterstützt. (pm) +++

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