Kommentar von Christopher Göbel
Manchmal verstehe ich die Gewerkschaft nicht...
Fotos: Christopher Göbel / Stadt Bad Hersfeld
18.04.2023 / BAD HERSFELD -
Und wieder ist es passiert: Die Gewerkschaft Verdi hat den geplanten verkaufsoffenen Sonntag am 23. April in Bad Hersfeld gerichtlich verhindert (O|N berichtete). Das ist ein herber Schlag ins Gesicht der ortsansässigen Geschäfte und spielt dem Online-Handel und anderen Städten rundherum in die Karten.
Dass die Händler vor Ort während der Coronapandemie mit Komplettschließungen, Liefer- und Abholservice schon arg gebeutelt wurden, scheint die Herrschaften von Verdi nicht zu stören. Dass damit Umsätze verhindert und somit Personalentscheidungen zu Ungunsten der Beschäftigten getroffen werden könnten, ebenso wenig.
Arbeitsfreier Sonntag hin oder her - in vielen Berufsfeldern wird sonntags gearbeitet. Personenbeförderung, Pflegedienste, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Gastronomie, Polizei, Presse, Bäckereien, Kirche - um nur einige zu nennen. Was wäre los, wenn die alle ihren "arbeitsfreien Sonntag" haben wollten? Chaos überall.
Politische Regelung tut Not
Warum ist es auf politischer Ebene in Berlin oder Wiesbaden nicht möglich, drei oder vier verkaufsoffene Sonntagnachmittage pro Jahr in die Verantwortung der Stadt- und Gemeindeverwaltungen zu geben? Warum muss die Justiz mit solchen Gewerkschaftsklagen beschäftigt werden? Ich finde keine sinnhaften Antworten auf diese Fragen.Wenn ich mir anschaue, wie voll die Orte sind, wenn zu Märkten und Festen verkaufsoffene Sonntage stattfinden, dann scheint mir das Interesse der Bürgerinnen und Bürger ungebrochen. Aktuelle Beispiele sind Eiterfeld und Hünfeld, wo sich trotz miesen Wetters tausende in den Einkaufsstraßen drängelten.
Städte müssen attraktiv bleiben
Dass die Stadt Bad Hersfeld die Pläne für das kommende Wochenende dennoch weiterhin verfolgt ("Museumsnacht", "Tourist in der eigenen Stadt"), freut mich. Nach den drei Jahren, die vieles nicht möglich war, wollen und müssen die Städte wieder Menschen anziehen, Neues und Interessantes bieten und dafür sorgen, dass die Innenstädte nicht ausbluten. Optiker, Bäcker und Handyläden in großer Zahl holen niemanden hinter dem Ofen hervor.Auf seiner Internetseite bringt "Verdi" Argumente, warum verkaufsoffene Sonntage nicht stattfinden sollen. "Eine Verdichtung der Kundenströme am Sonntag kann zur Ausbreitung des Coronavirus beitragen" und "Im Handel sind die Beschäftigten ohnehin schon sechs Tage in der Woche der Gefahr einer möglichen Ansteckung ausgeliefert. Sie brauchen den freien Tag". Vielleicht sollte "Verdi" die überholten Argumente bald aktualisieren. Auch andere dort aufgeführte Gründe scheinen mir nicht unmittelbar mit Sonntagsöffnungen in Verbindung zu stehen.
Ich hoffe, dass das Aktionswochenende in Bad Hersfeld trotz Verkaufsverbotes gut angenommen und besucht wird. (Christopher Göbel) +++
Verkaufsoffener Sonntag Bad Hersfeld - weitere Artikel
Verkaufsoffener Sonntag gekippt
Stadtmarketingverein ist entrüstet: Schulterschluss folgt auf Wut und Frust
"Umsatzverschiebung"
Zoff um verkaufsoffenen Sonntag: Gewerkschaft Verdi zum gewollten Verbot
"Herber Schlag ins Gesicht der Kommune"
Bernd Böhle zur Ablehnung des Verkaufsoffenes Sonntags in Bad Hersfeld
"Mit großem Bedauern" hingenommen
Verkaufsoffener Sonntag gestoppt: Ärger bei Stadt und Händlern
Ein Wochenende für Entdecker
Museums- und Erlebnisnacht & Tourist in der eigenen Stadt