Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen

"Unser Dorfladen Crainfeld": Die Menschen lieben ihn schon jetzt

Bereits zur Eröffnung am 1. November war "Unser Dorfladen" in Crainfeld hervorragend besucht.
Archivfotos: O|N/Laura Struppe

30.12.2022 / GREBENHAIN - Bereits im Vorfeld war die Neugier riesengroß gewesen, und auch genau zwei Monate nach dem Start zeigt sich, wie hoch das Interesse an "Unser Dorfladen Crainfeld" ist. Dieser hat seit 1. November in der ehemaligen "Bäckerei Müller" geöffnet und basiert auf einer genossenschaftlichen Grundidee (OSTHESSEN|NEWS berichtete mehrfach). Die Kunden kommen nicht nur aus dem Grebenhainer Ortsteil, sondern aus der gesamten Großgemeinde im Herzen des Vogelsbergkreises und darüber hinaus, wie beispielsweise aus Freiensteinau.

Wie sehr die Bürgerschaft auf "ihren" Laden gewartet hatte, war bereits Ende August deutlich geworden, als die genossenschaftliche "Dorfladen Crainfeld eG" offiziell gegründet worden war. Am Schluss der Zusammenkunft hatten auch zur Freude des Projektteams rund um Ortsvorsteherin Nicole Jäger 150 Anwesende ihren Beitritt zur Genossenschaft erklärt und 286 Anteile gezeichnet (O|N berichtete ausführlich).

Diese Zahl hat sich im Laufe der Zeit auf aktuell 195 Mitglieder erhöht, die 357 Anteile übernommen haben. Neben Nicole Jäger hatten Werner Müller und Martin Winter seitens des Projektteams die Fäden in der Hand gehalten. Ihnen steht seit Ende August ein Aufsichtsrat zur Seite. Die Räumlichkeiten waren mit viel Engagement und ehrenamtlicher Arbeit von 42 Unterstützern renoviert worden.

Neben den 195 Genossinnen und Genossen aus Crainfeld und Umgebung unterstützen 17.500 Euro im Rahmen der LEADER-Förderung – einem Förderprogramm von Europäischer Union und dem Land Hessen – das Unternehmen.

Verlassen können sich alle Beteiligten und natürlich die Kunden auf das breit gefächerte Angebot und das engmaschige Lieferantennetz. Zweimal wöchentlich werden durch "Gutkauf" (Edeka) Frischeprodukte gebracht. Zudem gibt es Backwaren der Fliedener Bäckerei Neidhardt, Fleisch und Wurstwaren von den beiden Dorfmetzgern, Vogelsberg Originale und einen Paketshop. Das Mitarbeiterteam (Sandra Dietz, Katja Pfannstiel, Karin Rehberger, Tobias Vogel-Staub, Beate Schwarzhaupt) ist mit Linda Seltner inzwischen auf sechs angewachsen und besteht damit aus zwei festangestellten Kräften und vier Mini-Jobbern.

Abläufe werden verfeinert

Im Gespräch mit O|N schildert Werner Müller, wie sich das Projekt seither entwickelt hat und was man weiterhin plant. "Der Dorfladen wird sehr gut angenommen, mit dem Umsatz sind wir sehr zufrieden, auch wenn wir bislang erst den November ausgewertet haben. Die Zahlen haben unsere Planungen übertroffen". Dass es jetzt wieder eine Möglichkeit zum Einkaufen und zugleich zum Sich-Treffen von Jüngeren und Älteren gibt - "darüber freuen sich die Menschen sehr". Die Abläufe hätten sich langsam eingespielt und würden stetig verfeinert. Wünsche und Anregungen seien stets gerne gesehen.

Zumal die Entwicklung weiter geht: Vor Weihnachten war erstmals Frischfisch bestellt und verkauft worden, was gut geklappt habe und fortgesetzt werden solle. Dann sei man auch dabei, den kostenfreien Lieferservice auszubauen beziehungsweise dessen Abläufe zu optimieren. Auch da könne man auf ehrenamtlich tätige Ausfahrer bauen und kooperiere zudem mit dem Verein "Bürger für Bürger" in Grebenhain.

Neben der viel beachteten Eröffnung war am 6. Dezember auch eine Nikolausfeier, insbesondere für alle Kinder, organisiert und durchgeführt worden. Damit hatte man zugleich ein Signal gesetzt, denn der "Dorfladen" soll ja nicht nur der Nahversorgung, sondern auch dem sozialen Austausch untereinander dienen.

Dazu ein Zwischenruf von O|N-Redakteur Bertram Lenz

Unternehmerischer Mut, Risikobereitschaft, ehrenamtliches Engagement und eine starke Gemeinschaft: Diese Attribute sind ausschlaggebend dafür, dass die ersten beiden Monate des "Dorfladens Crainfeld" gut gelaufen sind. Sehr viele haben an einem Strang gezogen - und ziehen weiter daran -, um gemeinsam eine Erfolgsgeschichte zu schreiben.

Das Ziel war gewesen, eine Lösung zu finden, nachdem die Bäckerei Müller samt integriertem Nahversorger ihre Pforten dicht gemacht hatte. Die Crainfelder aber, alt wie jung, haben nicht resigniert und den Kopf in den Sand gesteckt, sondern - angeführt von einem tatkräftigen Projektteam - gezeigt, was Zusammenhalt und innovatives Denken bewirken können.

Zumal sich nun immer mehr zeigt, dass auch die Grundidee richtig war, das Projekt auf eine genossenschaftliche Basis zu stellen. Denn die Mitgliederzahl "200" ist in Sichtweite und damit auch mehr gezeichnete Anteile.

Wichtig ist in erster Linie, dass die Menschen aus Crainfeld und den umliegenden Orten dem Projekt auch weiterhin die Stange halten. Denn "Unser Dorfladen" soll ja nicht nur dem Einkauf dienen, sondern Treffpunkt sein und generell das Zusammenleben bereichern. Er ist ein Gewinn für alle. Betrachtet man sich die bisherige Bilanz, so sollte allen Beteiligten nicht angst und bange vor der Zukunft sein. (Bertram Lenz) +++