Ausbildungen mit Twist
Wenn Glas weich wird - Glasapparatebauerinnen sorgen für die richtige Form
Fotos: Julia Mondry
01.09.2023 / FULDA -
Geduld, Fingerspitzengefühl und technisches Verständnis. All das sind Anforderungen an Glasapparatebauer. Sie stellen verschiedenste Behälter und Gerätschaften für unterschiedliche Bereiche her - und das in Handarbeit. Lisa Erdmann und Inka Peters begannen ihre Ausbildung beim Fuldaer Unternehmen JUMO vor rund einem Monat, doch bereits die Lernphase hält viele interessante Fähigkeiten bereit.
In der Abteilung der Glasapparatebauer wird fleißig hantiert. Mittendrin sind Erdmann und Peters. Die neuen Auszubildenden erlernen die Grundlagen der Handwerkskunst und befassen sich mit den unterschiedlichen Techniken. Souverän bedienen sie den kleinen Flammenwerfer, wissen, worauf es beim Umgang mit den Gerätschaften ankommt.
Ausbilder Daniel Gäbler macht ihnen vor, wie es geht. Gespannt schauen ihm die Auszubildenden über die Schulter. Langsam verformt sich das heiße Glas an der gewünschten Stelle und in die gewollte Position. Eine Kugel, eine Spitze, eine Spirale - Glas ist vielseitig.
Erste Einblicke in das Handwerk überzeugen
Die 16-Jährige kennt den Beruf von ihrem Vater, nach Einblicken in andere Berufe entschied sie sich schließlich für den Glasapparatebau. "Es ist mal etwas anderes, das finde ich so spannend daran", sagt sie gegenüber O|N. Der Rundgang durch die Glasabteilung im Rahmen des Vorstellungsgesprächs überzeugte sie schließlich vollends.
Übung macht die Meisterin
Von Beginn an ging es für beide ans Glas. Zwar bearbeiten sie noch keine Aufträge, jedoch lernen sie den richtigen Umgang mit dem Material, wie lange es erhitzt werden muss, um die jeweilige Technik anwenden zu können. Ziehen, verdicken, verengen, all das werden sie nach drei Jahren gleichermaßen beherrschen. "Wir sind sehr breit aufgestellt. Nach der Ausbildung sind sie für alle Glasapparatearbeiten qualifiziert", sagt Ausbilder Gäbler.Nach ein bis zwei Jahren können die Auszubildenden Geräte nach Zeichnungen fertigen. "Es ist ein Handwerk, dass man sehr gut trainieren muss. Das braucht natürlich Zeit", so Gäbler. Bereits nach einem Monat, so die jungen Auszubildenden, können sie einigen Techniken ihre Präferenz aussprechen. "Mir liegt das Verdicken der Glasrohre", sagt Erdmann. Peters lacht und sagt: "Ich mag das Ausrichten der Spitzen, wenn sie schief geraten sind. Das mache ich total gerne". Damit überrascht sie nicht nur Erdmann, sondern auch Gäbler.
Duale Ausbildung mit kleinen Überraschungsmomenten
"Das ist auch das Gute, dass wir zusammen angefangen haben. So können wir uns gegenseitig aushelfen und Tipps geben", sagt Erdmann. Nach der dreijährigen Ausbildung haben die neuen Glasapparatebauerinnen gute Zukunftsaussichten: "In unserem Handwerk kann nicht alles automatisiert werden. Die zahlreichen Maschinen, die wir haben, müssen bedient werden können. Das alles lernen sie bei uns", sagt Gäbler.Bisher überraschte sie nur wenig: "Dass man Glasrohre einfach durchbrechen kann, hätte ich nicht gedacht", gibt sie zu. "Für mich war es besonders interessant zu sehen, wie ein Glasrohr mit einem anderen zu einem sogenannten T-Stück verarbeitet wird", sagt Peters.
Im schulischen Teil erlernen die Auszubildenden die Theorie rund um den Werkstoff Glas. Dazu gehören neben Chemie und Physik auch technisches Zeichnen und Mathematik. Der Besuch der Ilmenauer Schule steht Erdmann und Peters noch bevor, trotzdem freuen sie sich auf den weiteren Teil ihrer Ausbildung. (Julia Mondry) +++
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