Gespräch mit Bürgermeister Carsten Froß

Der Verwaltungschef als "Krisenmanager": Die Menschen sollen sich wohl fühlen

Zu Gast bei OSTHESSEN|NEWS: Carsten Froß.
Fotos: Finn Rasner

10.05.2023 / PETERSBERG - Am 8. Oktober wird nicht nur in Wiesbaden ein neuer Landtag gewählt. Zudem stehen in den Kreisen Fulda und Vogelsberg Landratswahlen sowie verschiedene Bürgermeisterwahlen an. So auch in Petersberg, wo sich Amtsinhaber Carsten Froß (CDU) erneut dem Votum stellt. Ihn fordert als bislang einzige Gegenkandidatin die parteiunabhängige Claudia Brandes heraus, die von gleich sechs im Gemeindeparlament vertretenen Parteien und Wählergruppierungen unterstützt wird.


Nicht nur darum ging es im Gespräch mit Carsten Froß, der einer Einladung von OSTHESSEN|NEWS gefolgt war, und dessen Credo es ist, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass sich die Menschen in Petersberg und seinen Ortsteilen zu Hause fühlen.     

Der 54-Jährige ist seit dem 1. März 2018 Bürgermeister der Gemeinde, nachdem er Karl-Josef Schwiddessen abgelöst hatte, der 24 Jahre lang an der Verwaltungsspitze gestanden hatte. Froß' Amtszeit endet offiziell am 29. Februar 2024, und gerne verweist er darauf, dass sich für ihn ein Kreis geschlossen hatte: "1985 habe ich meine Ausbildung in der Petersberger Gemeindeverwaltung begonnen, damals unter Altbürgermeister Josef Petri". Und er erwähnt mit einem Augenzwinkern, dass der heutige Fuldaer Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld - "ein Ur-Petersberger" - einst ein Schülerpraktikum bei ihm absolviert habe.  

Während einer Anstellung im Melde- und Passamt Petersbergs holte Froß das Fachabitur nach, begann 1993 bei der Stadtverwaltung in Frankfurt/Main zu arbeiten und für den Gehobenen Dienst zu studieren. Dort war er 25 Jahre lang in unterschiedlichen Positionen tätig. "Aber ich habe den Bezug zu Petersberg nie verloren", schildert er. Den Weg zurück in die Heimat hatten CDU-Parteikollegen geebnet, die ihn fragten, ob er nicht als Bürgermeisterkandidat antreten wolle. 

Darauf, sich auf ein vertrautes Netzwerk stützen zu können, ist der 54-Jährige stolz. Dazu zählt er nicht nur CDU-Freunde wie den früheren Tanner Bürgermeister und ehemaligen Landtagsabgeordneten Markus Meysner, sondern auch Mitglieder aus Vereinen, Verbänden und Organisationen. Weil er früh für klare Verhältnisse habe sorgen wollen, hatte er bereits im September 2022 erklärt, sich um eine zweite Amtszeit bewerben zu wollen. "Und auch, damit meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, woran sie sind".

Familie als Stütze

Zuvor indes hatte der Familienrat mit Frau, Tochter und Sohn getagt, ehe er sich entschieden habe. Überhaupt spielt seine Familie eine sehr große Rolle, sie sei sein "Hafen", um nach den An- und Herausforderungen des beruflichen Alltags Entspannung zu finden. Dies sei ihm gerade während der Corona-Krise sehr bewusst geworden - davon später mehr.  

Mit der öffentlichen Bekanntgabe seines erneuten Antretens hatten sich auch Gerüchte erledigt, er wolle nach Wiesbaden wechseln. Froß erklärt dies mit seinen immer noch guten Kontakten ins Rhein-Main-Gebiet, unter anderem auch zum amtierenden Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU), der einst in Frankfurt sein Nachbar gewesen war. "Diese guten Drähte sind halt nie abgerissen", und so sei es auch kein Wunder, dass Rhein als erste Amtshandlung bei "Haustürbesuchen" in Petersberg geklingelt hatte.

Blickt der Petersberger Bürgermeister auf seine bisherige Amtszeit zurück, so gesteht er zu, dass die ersten eineinhalb Jahre zur Einarbeitung wichtig gewesen seien: "Man muss Gesprächskontakte und persönliche Beziehungen aufbauen, beispielsweise zu Mandatsträgern, Vereinen, zu den Nachbarkommunen, zum Regierungspräsidenten und zu den anderen Behörden". Und er habe erkennen müssen, dass manche Dinge sehr lange dauern können, bis sie erfolgreich umgesetzt sind: So die Tatsache, dass der Rauschenberg nach gut 70 Jahren nunmehr endlich frei von Kampfmitteln sei. "Das hat viel Geduld und Aufwand gekostet, lohnt sich aber im Endeffekt gerade für die Bürger, die nun wieder gefahrlos dieses Naherholungsgebiet besuchen können".

Tief einschneidend sei dann natürlich die Bewältigung der Corona-Krise gewesen, die Herausforderungen mit sich gebracht habe, auf die man einfach nicht vorbereitet gewesen sei - "eben weil sie noch nicht gemacht werden konnten". Zweieinhalb Jahre lang, gerade zu Beginn der Krise, habe viel improvisiert werden müssen, doch gemeinsam mit den Mitarbeitern von Verwaltung, Kindergärten und Bauhof sei diese Zeit der besonderen Belastungen gemeistert worden. Und im Zusammenwirken mit anderen wie beispielsweise anderen Behörden, Vereinen, Ehrenamtlichen und Kita-Eltern. 

"Und kaum war diese Phase bewältigt, haben uns Energiekrise und Ukrainekrieg mit all' ihren Herausforderungen eingeholt", so der Verwaltungschef, der eingesteht, sich in den bisherigen fünf Jahren "wie ein Krisenmanager" gefühlt zu haben. Seine Ideen und Visionen habe er nicht ganz so umsetzen können, doch werde er dies - sollte er wiedergewählt werden - in einer zweiten Amtszeit angehen. 

Pläne für eine zweite Amtszeit

Dazu zählt Froß unter anderem die Installation von PV-Anlagen auf allen gemeindlichen Gebäuden, "wo es sinnvoll und wirtschaftlich machbar ist", die schrittweise Realisierung des Radwegekonzeptes und das Fördern von Reihenhaus- und Mehrfamilienhaus-Bebauung. Dies auch im Kontext mit seniorengerechtem Wohnen und sozialem Wohnungsbau.

"Petersberg soll weiter eine lebens- und liebenswerte Gemeinde sein", so sein Motto. Dies wolle er gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erreichen, zu denen er laut eigener Aussage einen "kollegialen Führungsstil" pflegt. Dazu gehöre auch, Erwartungen zu formulieren und Erreichtes zu reflektieren. Erst vor Kurzem sei eine Mitarbeiterbefragung auf den Weg gebracht worden, um herauszufinden, wie sich die Gemeinde Petersberg als Arbeitgeber verbessern kann. "Dabei haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch die Chance, mich als Leiter der Verwaltung zu bewerten".           

Der CDU-Politiker unterstreicht, dass die Stimmung im Gemeindeparlament nach der Kommunalwahl 2021 "besonders" und mitunter "recht angespannt" ist. Damals hatte die CDU die absolute Mehrheit eingebüßt. Er selbst lege großen Wert auf eine an Sachthemen orientierte Politik, "und da ist es egal, von welcher Partei der Antrag kommt, wenn er Sinn ergibt". Gleichwohl sei es schade, dass mitunter persönliche Befindlichkeiten eine zu große Rolle spielten.

"Fairer und konstruktiver Wahlkampf"

Dass sich die übrigen sechs Parteien und Wählergruppierungen (SPD, Die Linke.Offene Liste, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, CWE und Bürgerliste Petersberg) mit Claudia Brandes auf eine gemeinsame Kandidatin geeinigt haben, habe ihn überrascht, so Froß. Es werde interessant sein zu verfolgen, wie Brandes es schaffen wolle, die verschiedenen Ziele unter einen Hut zu bringen.

"Natürlich weiß ich, dass ich über den Bonus des Amtsinhabers, über vielschichtige Erfahrungen und über ein umfangreiches Netzwerk verfüge. All' das werde ich im Wahlkampf auch ausspielen, das ist doch völlig klar. Und dennoch nehme ich meine Mitbewerberin ernst und wünsche mir einen fairen und konstruktiven Wahlkampf", betont Froß am Ende. (Bertram Lenz) +++

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