Bürgernähe, Senioren und Kitas im Blick

BGM-Kandidat Christian Schwiddessen: "Ich stehe für mich und das ist gut so"

Christian Schwiddessen will Bürgermeister von Petersberg werden.
Fotos: Finn Rasner

22.05.2023 / PETERSBERG - Christian Schwiddessen ist seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Karl-Josef Schwiddessen (CDU) war 24 Jahre lang Bürgermeister der Gemeinde Petersberg, bis er den Posten 2018 an Carsten Froß (ebenfalls CDU) übergab. Bereits seit zweieinhalb Jahren sitzt Christian Schwiddessen als Partei- und Fraktionsloser in der Petersberger Gemeindevertretung und fordert nun den Amtsinhaber am 8. Oktober bei der Bürgermeisterwahl heraus. Dritte im Bunde der Bewerber ist Claudia Brandes (ebenfalls parteiunabhängig).



Klar habe er im Vorfeld der Kandidatur mit seinem Vater darüber gesprochen, sagt Christian Schwiddessen im Redaktionsgespräch mit OSTHESSEN|NEWS. "Aber der hält sich da völlig raus und hat mir weder ab- noch zugeraten. ,Du bist alt genug, um zu wissen, was du tust‘."

"Die Trennung vom Petersberg hat mir richtig weh getan"

Der 27-Jährige ist in Petersberg groß geworden und arbeitet als Kaufmann für Versicherungen und Finanzen bei einem großen Unternehmen mit Hauptsitz in München. "Allerdings im Home-Office von Petersberg aus", sagt der ledige Vater einer bald sieben Jahre alten Tochter. "Da kann ich mich besser um sie kümmern." Ursprünglich hatte Christian Schwiddessen Koch gelernt – ebenfalls in München. "Aber diese Trennung von der Heimat hat mir richtig weh getan. Ich musste einfach wieder nach Petersberg zurück."

Wer in einem Haushalt mit Karl-Josef Schwiddessen aufwächst, der kommt wohl automatisch mit Politik in Berührung. "Ich habe mit 13 oder 14 angefangen, mich dafür zu interessieren. Mein Vater hat ja viel angestoßen und das habe ich von der Pike auf begleitet", sagt Christian Schwiddessen. "Wir hatten dabei aber auch immer wieder Diskussionen und waren nicht immer einer Meinung."

Seit zweieinhalb Jahren sitzt Christian Schwiddessen nun selber in der Gemeindevertretung, eine Parteizugehörigkeit kam für ihn aber nie in Frage: "Sicherlich sehe ich Schnittmengen mit den verschiedenen Parteien und habe auch schon mit den Linken oder der FDP oder den Grünen zusammengearbeitet und Anträge gestellt", sagt er.

"Einer vorgegebenen Linie zu folgen, das war für mich nie ein Thema"

Als wenig förderlich für die Entwicklung der Gemeinde hält er die Blockbildung der CDU, die längst nicht mehr die absolute Mehrheit hat wie früher, aber immer noch mit Abstand stärkste Kraft ist. "Da wird geschlossen die Hand gehoben, auch wenn nicht alle derselben Meinung sind. Einer vorgegebenen Linie zu folgen, das war für mich nie ein Thema."

Carsten Froß wurde von Christian Schwiddessen einmal als "Ankündigungsbürgermeister" bezeichnet, der angestoßene Projekte nicht konsequent und zeitnah umsetzt. Als Beispiele nennt er das Neubaugebiet Hutweide oder die Kita in Margretenhaun. "Die Dinge müssen ins Rollen gebracht werden. Man darf nicht kritisieren, aber es selbst nicht versuchen zu ändern. Ich möchte den Bürgern ein unabhängiges Angebot machen und für meine Themen stehen und werben."

Thema Nummer 1 ist für Christian Schwiddessen die Bürgernähe: "Da gibt es ein großes Rumoren am Petersberg. Viele Leute sind unzufrieden. Ein Rathaus muss ein offener Ort sein, wo die Bürger jederzeit hinkommen können, um ihre Sorgen und Anliegen loszuwerden. Eine Bürgersprechstunde alle zwei Monate reicht da bei Weitem nicht aus."

Nah dran sein am Bürger: Im Wahlkampf hat der "Einzelkämpfer" Schwiddessen vermeintlich einen Nachteil gegenüber der personell deutlich besser aufgestellten CDU. "Aber ich bin schon im Kommunalwahlkampf von Haus zu Haus gegangen, habe Flyer verteilt und dabei Gespräche geführt. Und ich bin viel auf Festen unterwegs. Das macht Spaß und man kommt mit den Leuten in Kontakt. Landrat Woide macht das wirklich gut. Feste sind das Beste. Ich brauche da keine großen Kundgebungen."

"Wenn man für etwas brennt und gut ist, dann kann das auch klappen"

Neben der Bürgernähe stehen die bessere Einbeziehung von Senioren und die Schaffung von Kinderkrippen in allen Petersberger Ortsteilen auf der Top-3-Agenda, sollte Christian Schwiddessen am 8. Oktober gewählt werden. So schwebt ihm eine neu geschaffene Fachstelle nur für Seniorenarbeit vor, und auch einen Antrag über die Einrichtung eines Seniorenbeirats mit Rede- und Stimmrecht in der Gemeindevertretung hat er gestellt.

Neben den knapp 4.000 Senioren gebe es auch viele junge Familien in Petersberg. In allen Ortsteilen müssten daher Kinderkrippen geschaffen werden, um als Gemeinde familienfreundlich und attraktiv für junge Familien zu bleiben. "Wir müssen als Gemeinde die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stärken. Bereits vor zwei Jahren habe ich entsprechende Anträge gestellt, aber dafür keine Mehrheit in der Gemeindevertretung erhalten." Aktuell fehlten 29 Krippenplätze.

"Erfolg ist altersunabhängig", sagt der 27-jährige Christian Schwiddessen im Hinblick auf den 8. Oktober. "Wenn man für etwas brennt und gut ist, dann kann das auch klappen." Ob er denn als "ein Schwiddessen" in Petersberg einen Namens-Bonus habe, wollen wir zum Schluss wissen. "Ganz bestimmt nicht. In den 24 Jahren hat sich mein Vater nicht nur glühende Verehrer gemacht. Das mit dem Namen könnte also auch nach hinten losgehen. Ich stehe für mich und das ist gut so." (Matthias Witzel) +++

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