Der Glaube und Sport geben ihr Kraft

Bürgermeisterkandidatin Anke Hofmann: "Kommunikation ist das Schlüsselwort"

Bürgermeisterkandidatin Anke Hofmann im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS-Redakteur Hans-Hubertus Braune
Fotos: Gerhard Manns

06.09.2022 / BAD HERSFELD - Am 18. September wird in Bad Hersfeld ein neuer Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin gewählt. OSTHESSEN|NEWS hat Karsten Backhaus (CDU), Anke Hofmann (unabhängig) und Karsten Vollmar (SPD) an einem Lieblings-Ort ihrer Wahl interviewt. Sie alle wollen Nachfolgerin, beziehungsweise Nachfolger von Thomas Fehling werden, der sich nicht erneut zur Wahl stellt.



Entspannt schaut Anke Hofmann vom Robert Heil-Turm aus über Bad Hersfeld. Seit rund 30 Jahren lebt sie in der Kreisstadt. "Ich finde, Bad Hersfeld ist wirklich ein Juwel", sagt die Fachbereichsleiterin Finanz- und Immobilienmanagement. Manchmal sei sie traurig, weil die Hersfelder so kritisch mit ihrer Stadt seien. "Wir verkaufen uns unter Wert", sagt Hofmann. Sie habe mal in Frankfurt am Main gearbeitet und gewohnt. "Das ist keine Stadt, wo ich mit Kindern leben wollte." Ihre beiden erwachsenen Töchter (20 und 23 Jahre) studieren mittlerweile auswärts in Chemnitz und Göttingen. Aber sie kämen immer wieder gerne nach Bad Hersfeld.

"Ich muss mich fit halten"

Für Anke Hofmann ist Hersfeld längst zur zweiten Heimat geworden. In Herleshausen (Werra-Meißner-Kreis) aufgewachsen, engagiert sich die 55-jährige Bürgermeisterkandidatin seit vielen Jahren im Ehrenamt. "Ich komme aus einem sozialgeprägten Elternhaus, in dem Ehrenamt immer eine Rolle gespielt hat." Ihr Vater war Fußballtrainer, ihre Mutter engagierte sich im Turnverein. Sie selbst hat als Schülerin mit dem Schwimmen angefangen. "Sport hilft immer, Stress abzubauen", sagt Hofmann. Sie habe für sich früh entschieden: "Ich muss mich fit halten". Heute zählen joggen, Rad fahren und schwimmen zu ihren Aktivitäten. Aber auch das Stand-up-Paddling mit Freunden auf der Fulda.

Beim Hessentag die Fäden gezogen

Neben dem Sport hat der Glaube eine große Bedeutung: Noch vor ihrem Abi hat sie den Kindergottesdienst geleitet, sie singt in der Kantorei und engagiert sich seit Jahren im Kirchenvorstand. Spätestens seit dem Hessentag 2019 kennt fast jeder in der Stadt und Region den Namen Anke Hofmann. Sie war als Hessentagsbeauftragte maßgeblich am großartigen Erfolg des zehntägigen Landesfestes beteiligt. Sie hat die Fäden gezogen. Natürlich habe sie sich über das Lob gefreut. Aber Genugtuung? Nein, das passe nicht. "Das Größte für mich war, dass Leute, die ich gar nicht kannte, zu mir kamen und sagten: Ach Frau Hofmann, ich war ein großer Kritiker und ich muss ihnen jetzt mal danken."

"So eine Entscheidung muss reifen"

Was damals galt, will sie auch in Zukunft als Bürgermeisterin umsetzen: "Das Team war toll. Wir können viel erreichen, wenn wir an einem Strang ziehen." Bereits nach dem Hessentag wurde sie angesprochen, ob sie nicht Bürgermeisterin werden wolle. Damals war dies keine Option. Noch nicht. "So eine Entscheidung muss reifen", sagt sie. Zur Jahreswende habe sie "Ja" gesagt. "Man kann nicht nur schimpfen, sondern muss auch den Mut haben, Verantwortung zu tragen." Nun ist Anke Hofmann bereit für neue Aufgaben, um dem Juwel noch mehr Glanz zu verleihen.

Nachfolgend fünf Fragen und Antworten in maximal fünf Sätzen. Wir haben diese Fragen der Kandidatin und den beiden Kandidaten gestellt. Nachfolgend die Antworten von Anke Hofmann:

OSTHESSEN|NEWS: Was wollen Sie gegen der Leerstand der zahlreichen Geschäftsräume in der Innenstadt tun?

Anke Hofmann: "Wir als Stadt müssen Ansprechpartner sein, auch wenn wir keine Vermieter sind. Wir wollen den Handel und die Besucher befragen, zum Beispiel, was ihnen fehlt, was wir verändern können. Insgesamt wird sich der Raum der Innenstadt in den nächsten 10 bis 15 Jahren verändern und mehr Wohn- und Erlebnisraum werden. Das zeigt auch die Studie "Die Stadt von übermorgen". Unterstützen kann die Stadt gegebenenfalls mit einem Förderprogramm.

O|N: Wie wollen Sie Bad Hersfeld als touristisches Ziel auch außerhalb der Festspielzeit attraktiver machen bzw. attraktiv halten?

Hofmann: "Bad Hersfeld hat sehr viel Potenzial. Wir dürfen nicht so klein, klein denken, sondern müssen mit den Nachbarkommunen zusammenarbeiten. Wir sind eine Region und befruchten uns doch gegenseitig. Gerade bei Tagungs- und Tagesgästen haben wir ganz viel Potenzial. Das wird aber nur im Zusammenspiel mit der Hotellerie, der Gastronomie und dem einen oder anderen Verein gehen."

O|N: Welche Rolle spielen für Sie die Nachbarkommunen? Streben Sie eine engere Zusammenarbeit, beispielsweise bei gemeindeübergreifenden Radwegen an?

Hofmann: "Ich strebe auf jeden Fall eine Zusammenarbeit an. Wir sind eine Region und können uns nur gemeinsam gut präsentieren."

O|N: Wollen Sie auf alle Fraktionen bzw. Parteien der Stadtverordnetenversammlung zugehen und wie soll oder kann die konstruktive Zusammenarbeit mit den städtischen Gremien nach Ihrer Ansicht aussehen?

Hofmann: "Ich trete als unabhängige und überparteiliche Kandidatin an. Das ist mir sehr wichtig. Wenn wir Bad Hersfeld nach vorne bringen wollen, dann müssen wir sachbezogen entscheiden und nicht nach Parteipolitik. Wir werden Bad Hersfeld nur weiter voranbringen, wenn wir zusammenarbeiten, mit den politischen Gremien, der Verwaltung und der Bürgerschaft. Kommunikation ist das Schlüsselwort."

O|N: Welche Ideen haben Sie für die Kreisstadt Bad Hersfeld, wenn es um das Thema innerstädtischer Verkehr/Baustellen geht, ohne dass es zum Verkehrschaos kommt?

Hofmann: "Ich stelle infrage, ob ein Ersatzneubau für die Hochbrücke so geschaffen werden muss oder ob es nicht Alternativen gibt. Ich weiß, dass Privatleute und Initiativen zum Planfeststellungsverfahren ihre Bedenken geäußert haben, zu denen das Land nun Stellung beziehen wird. Was unter anderem nicht berücksichtigt wurde, ist auch eine Darstellung, wie in einer Bauphase der Verkehr geleitet werden soll. Mein Wunsch wäre natürlich, dass der Schwerlastverkehr aus der Stadt draußen bleibt. Der Hessentag hat gezeigt, dass das möglich ist. Schwerlastverkehr, der Bad Hersfeld als Abkürzungsstrecke nimmt, tut unserer Stadt ja nicht gut." (Hans-Hubertus Braune) +++

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