Zweite Kandidatur für 44-Jährigen
Karsten Vollmar: "Bürgermeister muss wie ein Schiedsrichter die Linie vorgeben"
Fotos: Gerhard Manns
07.09.2022 / BAD HERSFELD -
Am 18. September wird in Bad Hersfeld ein neuer Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin gewählt. OSTHESSEN|NEWS hat Karsten Backhaus (CDU), Anke Hofmann (unabhängig) und Karsten Vollmar (SPD) an einem Lieblings-Ort ihrer Wahl interviewt. Sie alle wollen Nachfolgerin, beziehungsweise Nachfolger von Thomas Fehling werden, der sich nicht erneut zur Wahl stellt. Karsten Vollmar hat sich den Robert-Heil-Turm über den Dächern der Stadt ausgesucht.
Erfahrungen bereits 2016 gesammelt
"Jeder fiebert auf den Wahltermin bereits hin und für die Familie und das Privatleben ist es dann auch schön, wenn der Wahlkampf den Höhepunkt erreicht. Allerdings sage ich auch, dass mir persönlich viele Termine auch Spaß machen - gerade durch meine Haustürbesuche und die damit verbundenen Gespräche mit den Bürgern ist das sehr angenehm", so Vollmar weiter. Das Interview fand am Robert-Heil-Turm im Westen der Stadt statt und dies hatte für den 44-Jährigen besondere Gründe: "Man hat von diesem Ort erstmal eine wundervolle Aussicht über die gesamte Stadt, zudem ist es ein Teil jüngere Stadtgeschichte und liegt zudem in der Natur, was mir beides sehr gut gefällt."
OSTHESSEN|NEWS: Was wollen Sie gegen der Leerstand der zahlreichen Geschäftsräume in der Innenstadt tun?
O|N: Wie wollen Sie Bad Hersfeld als touristisches Ziel auch außerhalb der Festspielzeit attraktiver machen, beziehungsweise attraktiv halten?
Vollmar: "Es geht darum, die Gegebenheiten der Stadt mehr auszunutzen, denn gerade in der Natur gibt es auch in Bad Hersfeld viele Möglichkeiten für Wanderer und Radfahrer. Für mich von großer Bedeutung ist der innerstädtische Radwegausbau, denn gerade der Radtourismus hat in den vergangenen Jahren extrem zugenommen. Zudem muss die Stadt ihr Tagungsgeschäft deutlich verbessern, denn auch diese Gäste verkehren in der Stadt und wollen etwas geboten bekommen. Die Zusammenarbeit mit den Tourismusbetrieben sowie der Gastronomie muss intensiviert werden – hier sehe ich viel Potenzial auch im Bereich Marketing. Bad Hersfeld will ich zu einer wesentlich grüneren Stadt machen, mir ist die beschlossene Klimaneutralität bis 2035 wichtig, auch hier müssen wir mit unseren Nachbarn gemeinsame Wege suchen und schließlich auch mit allen Konsequenzen gehen!"
O|N: Welche Rolle spielen für Sie die Nachbarkommunen? Streben Sie eine engere Zusammenarbeit, beispielsweise bei gemeindeübergreifenden Radwegen, an?
Vollmar: "Das Schlüsselwort ist Kommunikation, dafür benötigt man einen Sender und einen entsprechenden Empfänger. Meine Bereitschaft wesentlich mehr zu kommunizieren ist vorhanden. Die Probleme der Nachbarkommunen sind auch unsere, sich damit zu beschäftigen respektive eigene Probleme mithilfe der Nachbarkommunen zu lösen ist für mich elementar. Es geht nur, wenn man an einem Strang zieht. Mit mir als Bürgermeister wird es dort eine viel intensivere Zusammenarbeit geben als bislang. Da ist natürlich der Radtourismus ein Mosaikstein, allerdings gibt es viele weitere Angelegenheiten, die gemeinsam gelöst werden müssen."
O|N: Wollen Sie auf alle Fraktionen, beziehungsweise Parteien der Stadtverordnetenversammlung zugehen und wie soll oder kann die konstruktive Zusammenarbeit mit den städtischen Gremien nach Ihrer Ansicht aussehen?
Vollmar: "Die Kommunalwahl 2021 hat die Stadt einen großen Schritt nach vorne gebracht, denn durch dieses Mehrheitsbündnis gehört die ehemalige Zersplitterung des Stadtparlaments der Vergangenheit an. Klare politische Verhältnisse und funktionsfähige Mehrheiten sind ein Pfund, denn es gibt dann Stabilität und Vertrauen sowie schnellere und belastbarere Entscheidungen, wenn man nicht jedes Mal bei jeder noch so kleinen Entscheidung wieder Mehrheiten suchen muss. Dennoch: Ich habe ein gutes Verhältnis zu allen Fraktionen und respektiere deren Arbeit genauso. Es hat noch nie einen Antrag gegeben, den ich aus parteipolitischen Gründen abgelehnt habe. Gibt es gute Vorschläge, bin ich sofort dabei. Dies soll zukünftig natürlich auch so bleiben."
O|N: Welche Ideen haben Sie für die Kreisstadt Bad Hersfeld, wenn es um das Thema innerstädtischer Verkehr/Baustellen geht, ohne dass es zum Verkehrschaos kommt?
Vollmar: "Das große Stichwort ist Entzerrung - es gibt in den kommenden Jahren drei große Baustellen: Die Hochbrücke, der Neubau des Klinikums und die Sanierung der Brücke der Berliner Straße. Ich will die Baustellen so weit wie möglich entzerren, dafür benötigt es natürlich viele Gespräche mit verschiedenen Akteuren, die an der Straßenverkehrsführung beteiligt sind. Dazu gehört eine intelligente Verkehrsplanung genauso wie präzise Absprachen, an denen es derzeit noch mangelt. Schwerlastverkehr ist zu reduzieren, der ÖPNV neu auszuschreiben, mit besserer Taktung für die Stadtteile, kleinere Busse sind einzusetzen und vieles mehr." (Kevin Kunze)+++
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