Über die Grenzen von Osthessen hinaus (10)
Von Ampelsystemen bis primelförmigen Impfpavillons: So ist die Lage in Como
Screenshot: Johns Hopkins University / Collage: Carina Jirsch
27.01.2021 / WELTWEIT -
2021 nimmt so langsam seinen Lauf - und noch immer macht uns die Corona-Pandemie zu schaffen. Nicht nur in Osthessen, sondern weltweit. Maskenpflicht, Ausgangssperren und Kontakbeschränkungen prägen unseren Alltag. Einen Überblick, welches Land aktuell welche Maßnahmen umsetzt, ist schwer. Das Team von OSTHESSEN|NEWS hat einige persönliche Kontakte rund um den Globus gefragt, unter anderem in Italien. Wie ist Lage vor Ort?
Laura De Siena wohnt direkt im Herzen von Fuldas Partnerstadt Como, es sind nur wenige Gehminuten zum Comer See – normalerweise auch sehr praktisch vor dem Hintergrund ihres Berufes als Stadtführerin. Die 56-Jährige bietet diese auf Italienisch, Deutsch und Englisch an.
O|N: Letztes Jahr war Italien sehr in den Medien präsent wegen Corona. Wie ist nun die aktuelle Situation in Como? Hat sich die Lage beruhigt? Gibt es irgendwelche Einschränkungen (Maskenpflicht, Ausgangsbeschränkungen)?
Auch privat empfinde ich die Situation als sehr belastend. Meine Mutter Carla (86) erkrankte letztes Jahr an Corona, glücklicherweise hatte sie jedoch nur einen milden Verlauf und konnte nach wenigen Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Mein Sohn Edoardo (26) lebt und arbeitet in Paris. Aufgrund der schwierigen Pandemielage weiß ich leider nicht, wann ich ihn wiedersehen werde. Meine Tochter Sofia (23) und Giorgio (27), mein ältester Sohn, wohnen zum Glück bei meinem Mann und mir zuhause.
Im Grunde habe ich sogar noch eine weitere Tochter. Ich nahm in 2009/2010 eine Gastschülerin aus Fulda bei mir auf: Kathrin Klar war für sieben Monate in Como und ist seitdem daher wie eine "deutsche Tochter" für mich. Wir sehen uns normalerweise mindestens einmal pro Jahr. Gerade dieses Jahr wäre ich sehr gerne nach Fulda gekommen, da ich "italienische Oma" geworden bin, denn Kathrin bekam im November vergangenen Jahres ein Baby, das ich gerne kennenlernen möchte.
Ich bin wirklich traurig darüber, dass ich aufgrund der Pandemie nicht nach Fulda reisen kann, denn üblicherweise komme ich bereits seit Jahren mindestens einmal jährlich nach Fulda. Das enge Band besteht nämlich nicht erst seit der Aufnahme von Kathrin bei mir zuhause. In meiner Jugendzeit kam eine Jugendgruppe aus Fulda nach Como, da die beiden Städte bereits seit über fünfzig Jahren Partnerstädte sind. Auf diesem Wege lernte ich Kerstin Hamperl aus Fulda kennen. Kurz darauf verbrachte ich auch zwei Wochen in Fulda. In den Jahren danach haben wir uns fast jährlich gesehen. So entstand eine enge Verbindung zu Fulda. Als ich später Reiseführerin wurde, führte ich häufig auch Reisegruppen von Margitta und Karl-Heinz Scholz aus Fulda, woraus eine enge Freundschaft entstand, die bis heute anhält.
Die Pandemielage macht sich in einem weiteren Bereich meines Lebens bemerkbar: Mein Mann und ich haben vor sechs Jahren das Ferienhaus "Il Terrazzino" in Musso gekauft und mit viel Liebe modernisiert. Vom Balkon aus hat man einen einmaligen Blick auf den Comer See. Zum Glück konnten letztes Jahr ab Juli trotz der Pandemie einige deutsche Familien das Haus mieten. So wurde das Virus sogar zeitweise zum Vorteil für uns: Viele Hotels waren zu dieser Zeit ausgebucht oder sogar geschlossen. Zudem hatte ich den Eindruck, dass die Deutschen unbedingt trotzdem in den Urlaub fahren wollten, aber dieses Mal mehr Ruhe und Sicherheit suchten."
O|N: Wie sieht es mit Impfungen in Deinem Land aus? Wer wird zuerst geimpft?
"Im Gegensatz zu der Impfstrategie in Deutschland wird hier in Italien zuerst das Personal im Gesundheits-, Sanitäts- und Sozialbereich sehr umfangreich geimpft. Aber auch Bewohner in Pflege- und Altenheimen sowie ältere Mitbürger wurden bereits zahlreich geimpft. Insgesamt stoßen die Impfungen glücklicherweise auf sehr hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Für die Impfungen wurden wie in Deutschland auch Impfzentren eingerichtet. Anders als in Deutschland mit nüchternen Hallen wird in Italien in primelförmigen Pavillons geimpft. Diese sind mit pinken Primeln verziert, da diese Blume als Zeichen der Impfkampagne ein wiederaufstehendes Italien symbolisiert. Die Pavillons wurden eigens dafür von dem Architekten Stefano Boeri entworfen und sollen den Angstcharakter der Impfungen nehmen. Natürlich werde auch ich mich gerne impfen lassen, sobald ich die Möglichkeit dazu bekomme.
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