Serie: Faszination Mythen und Sagen

Die Legende vom Rhönpaulus - Eine wahre Geschichte

In der Rhön trieb Rhönpaulus sein Unwesen
Foto: Miriam Rommel

05.04.2018 / REGION - Es war an einem kalten Februartag, als Johann Heinrich Valentin Paul in Weilar das Licht der Welt erblickte. Als uneheliches Kind wuchs er in den ersten Jahren bei seiner Mutter auf. Als diese im Jahr 1741 starb, nahm sich sein Onkel, ein Weilarer Gutsschäfer, des Jungen an. Harte Zeiten brachen für das Kind an, das für seine Unterkunft schon im Alter von 5 Jahren hart arbeiten musste.



Als Johann 20 Jahre alt war, begegnete er einer schönen Bauerntochter. Liebreizend wie sie war, ging sie dem Schäferknecht nicht mehr aus dem Kopf, unsterblich hatte er sich in sie verliebt. Weil ihm die Heirat jedoch verboten wurde – es fehlte ihm schlichtweg an Geld –, zog er aus Kummer in den Siebenjährigen Krieg. Aber auch das brachte den jungen Mann nicht um die Gedanken an die Liebste. Nach einer Verwundung desertierte er und kehrte in die Rhön zurück.

Nun durfte Johann nicht gefunden werden, als Deserteur erwartete ihn eine harte Strafe. Also beschloss er, sich im Wald versteckt zu halten. Auf dem Neuberg, ganz in der Nähe von Dermbach, fand er eine kleine Höhle. Diese sollte fortan seine Heimat sein. Zuerst versuchte sich Johann, der später unter dem Namen Rhönpaulus bekannt wurde, seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten zu verdienen. Die wenigen Naturalien, die er als Lohn erhielt, reichten jedoch nicht zum Überleben. Johann beging die ersten kleineren Diebstähle, vorwiegend bei reichen Bauern. Zwischen Tann, Andenhausen, Dermbach und Wiesenthal trieb er sich in den kommenden Jahren als Wegelagerer umher. Gewalt, so heißt es, hätte er nicht angewandt und nie Bedürftige bestohlen. Vielmehr gab er denen, die auch nichts hatten, oft etwas von seiner Beute ab. Mit dem Schmuggeln von Salz verdiente er sich zusätzlich etwas hinzu. Mehrmals wurde Johann geschnappt, mehrmals konnte er entkommen und fliehen.

Im Jahr 1780 verriet ein Einheimischer jedoch sein Versteck. Wegen seiner Taten und „dem Abschuss der schönsten Hirsche“ machte man ihm kurzen Prozess. In einen Eichenkasten gesperrt, damit er nicht fliehen konnte, wurde Johann zum Galgen, der nicht weit von seiner Höhle entfernt aufgestellt worden war, gebracht und hingerichtet. Der sogenannte Pauluskasten, in dem er seine letzten Minuten verbrachte, ist heute im Dermbacher Heimatmuseum ausgestellt. Bis vor wenigen Jahren war das Versteck des Räubers noch erhalten, mittlerweile ist die Rhönpaulushöhle jedoch weitgehend eingefallen. (Miriam Rommel) +++

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