Neue Serie: Faszination Mythen und Sagen

Franzosengrab auf Mengshäuser Kuppe: "Mein Gott, warum hast du mich verlassen?"

Dieser Stein zeigt den Weg zum Franzosengrab nahe dem Aussichtsturm der Mengshäuser Kuppe
Fotos: Hans-Hubertus Braune

13.11.2017 / NIEDERAULA - Im Jahr 1763, kurz nach Ende des Siebenjährigen Krieges, bei dem französische Soldaten auch Hessen belagert hatten, zogen die französischen Truppen im Herbst aus der Gegend ab. Zwei Marketender, die sich mit der medizinischen Versorgung und Verpflegung der Männer eine goldene Nase verdient hatten, aßen und tranken in einem Wirtshaus in Kerspenhausen reichlich. Schließlich freuten sie sich, bald nach Hause zu kommen. Die Völlerei der beiden fiel schnell drei Männern aus Kerspenhausen und Mengshausen auf, aus Neid und Missgunst schmiedeten sie einen Plan, um an das Geld und Gold der beiden Franzosen zu kommen.



Als die beiden Marketender glücklich und satt aufbrachen, boten die Drei den Ortsunkundigen an, ihnen den Weg zu zeigen und führten die beiden Richtung Süden hinauf aus dem Fuldatal zur Mengshäuser Kuppe. Im dunklen Wald angekommen, vollzogen die Männer ihren Plan und ermordeten die Ahnungslosen hinterlistig, plünderten die Leichen und warfen sie danach in den Kugelbruch – einen kleinen Basaltsteinbruch auf der Mengshäuser Kuppe.

Niemand vermisste die beiden Franzosen, bis Einwohner des Örtchens Kruspis die Leichen einige Wochen später fanden. Von gläubigen Menschen geborgen, beerdigte man die beiden Männer neben der Kirche in Kruspis.

Der Sage nach soll die Beute den Meuchelmördern jedoch kein Glück gebracht haben. Aus Angst überführt zu werden, floh der eine bei Nacht und Nebel. Beim Mord an den beiden Franzosen hatte den zweiten ein Blutspritzer im Gesicht getroffen, der sich nicht mehr entfernen ließ. Das Mal seiner Schande versteckte er fortan sommers wie winters unter einer dicken Pelzmütze. Der dritte im Bunde, ein Mann aus Mengshausen, vergrub seinen Anteil an der Beute in seinem Keller. Sein schlechtes Gewissen ließ ihm aber keine Ruhe, so grub er Gold und Geld wieder aus und warf es in die Fulda.

Weil die Seelen der beiden Ermordeten nach der kaltblütigen Tat nicht zur Ruhe kommen, können Einheimische in kalten stürmischen Herbstnächten noch immer ihr Rufen vernehmen, wenn der Wind durch die Wipfel der Bäume und um die Häuserecken pfeift und heult. Wer genau hinhört, kann auch verstehen, was sie klagen: „Mon Dieu, Mon Dieu- pourquoi m'as-tu abandonné? (Mein Gott, mein Gott – warum hast du mich verlassen?) (Miriam Rommel) +++

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