Zu Gast bei den Wildecker Herzbuben

25 Jahre Wildecker Herzbuben – neues Album zum Jubiläum

Ein Herz und eine Seele. Wilfried Gliem, Ehrenbürger von Wildeck, genießt die freie Zeit mit seiner Ehefrau Elke und seiner großen Familie. In ihrem geschmackvollen Zuhause hat Elke Gliem alle Fäden in der Hand. Mit ihrem grünen Daumen werkelt sie im Garten, in ihrer Freizeit malt sie wunderschöne Aquarelle. Sie ist die Großcousine des Hollywoodschauspielers Bruce Willis.
Fotos: Gudrun Schmidl

22.03.2014 / WILDECK - Sie sind echte Pfundskerle und überzeugen als Vollblutmusiker mit ganz viel Herz. 98 Prozent der Deutschen kennen Wilfried Gliem und Wolfgang Schwalm, die in diesem Jahr als Wildecker Herzbuben ihr 25. Bühnenjubiläum feiern können. Im Oktober 1989 erschien ihre Single „Herzilein". Der Ohrwurm, der Frohsinn aufkommen und die Sorgen des Alltags vergessen lässt, stand wochenlang in den Top 10 der deutschen Charts und verkaufte sich millionenfach. Aktuell haben die Herzbuben ein neues Album eingesungen, das in wenigen Wochen auf den Markt kommt. Produziert hat es G.G. Anderson, der die Erfolgsgeschichte ins Rollen brachte.

Curocas – Begleitband von Schlagersänger G.G. Anderson

In Waldhessen und weit darüber hinaus hat sich die Kultband Curocas in den 70er- und 80er- Jahren eine riesige Fangemeinde erspielt. Sie waren Garant für Musik der Spitzenklasse und volle Säle und Zelte, Begleitband von G.G. Anderson und damit die Wiege der Wildecker Herzbuben. Wilfried Gliem und Wolfgang Schwalm spielten und sangen in der Band und so fragte Anderson auf der Suche nach einem Gesangsduo für die Komposition „Herzilein" aus der Feder von Carola und Burkhard Lüdtke die beiden, ob sie diesen Titel aufnehmen wollten. Sie willigten ein.  

Schwälmer Tracht statt Lederhosen

Während die Plattenfirma die beiden Hessen in bayerische Tracht stecken wollte, tendierten diese zu einer Tracht mit regionalem Bezug. Die Wahl fiel auf die Schwälmer Tracht, schon allein wegen der auffälligen roten Weste. „Wer uns so bewusst wahrgenommen hat, konnte uns nicht vergessen. Der Hut ist der Gipfel von allem", schmunzelt Herzbube Wilfried, der auch bei der Namenssuche Mitspracherecht hatte. „Herzbuben gab es schon, aber im Zusammenhang mit schlüpfrigen Liedern". Die Vorschläge Pfundskerle oder Männertreu schieden aus, der Name Schwälmer Herzbuben klang lange nicht so gut wie die Wildecker Herzbuben und damit war der Vorschlag von Wilfried Gliem in Bezug auf seinen Heimatort angenommen.  

Doppel-Platin für das erfolgreiche Duo

Ende April 1990 erschien ihr erstes Album „Herzilein" und fast zeitgleich absolvierten die Herzbuben ihren ersten gemeinsamen Auftritt in „Susis Café" in Schwalmstadt-Treysa. In den vergangenen 25 Jahren hat das Duo vierzehn Alben veröffentlicht und gehörte zu den erfolgreichsten Interpreten der volkstümlichen Musik. Ausverkaufte Tourneen im In- und Ausland, unzählige Rundfunk- und Fernsehauftritte und zahlreiche Doppel-Platin, Platin- und Gold-Auszeichnungen sprechen für sich. Außerdem bewiesen sie schauspielerisches Talent bei ihrem Gastauftritt in Oliver Kalkofes Film-Komödie „Der Wixxer" und brillierten im Frühjahr 2012 in der Westernparodie „Cat Ballou – Hängen wirst du in Kötzschenbroda" in der Comödie Dresden in verschiedenen Rollen. „Die große Fangemeinde in den neuen Bundesländern ist ein wichtiger Teil unseres Erfolges" bekräftigt Wilfried Gliem in Erinnerung an die Grenzöffnung, die sich in diesem Jahr zum 25. Mal jährt. „Die Menschen wollten die Stars aus dem Westen erleben". 

Kein Grund für Höhenflüge

"Wolfgang und ich freuen uns natürlich, dass wir berühmt und erfolgreich geworden sind mit schönen Nebeneffekten. Es gab aber nie einen Grund abzuheben", äußert sich Wilfried Gliem gegenüber osthessen-news.de. So viel Bodenständigkeit wirkt sich auch auf das Privatleben des gebürtigen Obersuhlers aus. Mit seiner Frau Elke, die er auf dem Tanzboden kennen und lieben gelernt hat, konnte er im letzten Jahr den 40. Hochzeitstag feiern. Vier Kinder, acht Enkelkinder und ein Urenkel gehören zur Familie, von denen die meisten ihren Lebensmittelpunkt in Hönebach haben. Im Haushalt der Eheleute Gliem lebt inzwischen Bella, eine reinrassige Dackeldame, die ihr Herrchen sehr vermisst, wenn es wieder auf Tournee ist. Auch Wolfgang Schwalm hat nach turbulenten Jahren mit Scheidung und Insolvenz wieder „Boden unter den Füßen" und mit seiner Lebensgefährtin Diana ein neues Glück und im Raum Eschwege ein neues Zuhause gefunden. 

Emotionen und Diskussionen

„Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, auf der Bühne voll und ganz dabei", versichert Wilfried Gliem. „Beim Wolgalied musste ich schon oft heulen, besonders dann, wenn ich sehe, wie ergriffen manche Menschen im Publikum sind". Er erinnert sich auch sehr gern an einen der emotionalsten Auftritte mit den „Lustigen Musikanten" auf der Berliner Waldbühne vor traumhafter Kulisse. Besonders freuen sich die Wildecker Herzbuben immer wieder auf die Zusammenarbeit mit dem Gesangsduo Judith & Mel, mit denen sie sehr gut befreundet sind. Auch die Geschwister Hofmann haben ihr Herz erobert. „Wir kennen Alexandra und Anita bereits als kleine Mädchen, das ist wie eine Vater/Tochter-Beziehung". Gliem versichert, dass sie mit keinem der Volksmusikstars Zwistigkeiten haben. „In der volkstümlichen Branche gibt es keine offenen Streitereien". Dafür musste sich Gliem schon mit etlichen Musikwissenschaftlern und solchen, die sich dafür halten, über die Definition von Volksmusik auseinandersetzen. „Keiner konnte mir bisher erklären, was Volksmusik ist. Der Begriff Volksmusik ist einfach idiotisch". 

Volksmusik oder nicht – Musik muss aus dem Herzen kommen

Gefühlt ein paar tausend Mal haben sie ihren Kulthit „Herzilein" schon gesungen, mit „Zwei Kerle wie wir" oder „Hallo, Frau Nachbarin" die Stimmung weiter angeheizt und mit fetzigem Rock gezeigt, was sie noch alles drauf haben. Wolfgang Schwalm entlockte bereits mit drei Jahren wohlklingende Töne aus der Trompete, mit vier Jahren hatte er seinen ersten Fernsehauftritt als jüngster Trompeter. Die Kirchenorgel in seinem Geburtsort Görzhain spielte er nach dem Gesangbuch. „Bei ihm findet die Musik im Kopf statt", findet Wilfried Gliem, der mit 15 Jahren anfing, Musik zu machen. Innerhalb von zwei Wochen lernte er, auf der Posaune zu spielen, um in der damals angesagten Kapelle „Die Blauen Jungs" aufgenommen zu werden. Musik begleitete die Herzbuben ihr ganzes Leben lang und so soll es auch noch bleiben.  

Kein Grund zum Aufhören


„Mein Körper sagt mir, es wäre Zeit aufzuhören. Aber es findet im Kopf nicht statt und so sehe ich keinen Grund, aufzuhören, meine Musik zu machen, die ich nie als Arbeit empfunden habe", bekräftigt Wilfried Gliem als gelernter Kaufmann, der später Betriebswirtschaft studierte. Er ist Manager der Wildecker Herzbuben, die auch nach 25 Jahren auf der Erfolgswelle schwimmen. Der Siebenundsechzigjährige und Wolfgang Schwalm, der in diesem Jahr sechzig Jahre alt wird, werden ihre Fans weiter mit „Ramba-Zamba" zum Schunkeln bringen, aber auch mit anspruchsvollen Texten bewusst zum Zuhören und Nachdenken animieren. Die hessischen Volksmusikanten feiern ihr Bühnenjubiläum aktuell auf der Tournee „Das Feuerwerk der Volksmusik". Am 8. April gastieren sie außerdem in der Stadthalle in Wetzlar gemeinsam mit dem Egerland Duo beim „Frühlingsfest der Volksmusik". Informationen unter www.wildecker-herzbuben.com (Gudrun Schmidl) +++

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