Im Rausch der Geschwindigkeit: Erlebnisse mit einem E-Bike - Teil 1
28.07.2013 / REGION -
Eigentlich ist Fahrradfahren eine ganz alltägliche Sache. Könnte man meinen – denn aus meiner Perspektive sieht die Sache schon ganz anders aus. Nicht nur, dass in meiner Brust zwei Herzen schlagen (das eine im vollständig untrainierten Ruhepuls vor sich hin dämmernd, das andere ab und an gegen die Trägheit aufbegehrend), auch mein Verstand läuft auf Hochtouren, wenn es um Sport-Ausweichstrategieentwicklung geht. Nun kam der Sommer 2013 und mit ihm ein Elektrofahrrad. Nein, ein Pedelec, wie es im Bilderbuch steht: Mit enormer Power aus dem Akku, verwandelt sich ein kleiner Tritt nicht nur in magere 30 Zentimeter zurückgelegten Weg...
In den kommenden Wochen prüfe ich meinen neuen Begleiter auf Herz und Nieren. In den Kategorien Alltagstauglichkeit, Spaßfaktor und Handhabung muss es beweisen, was es kann. Und los geht’s.
Wie praktisch ist das Radfahren mit Akku?
Das Gefühl beim Schummeln
Der beste Weg zum Termin
Es ist (endlich) warm draußen, die Sonne scheint. Die Gelegenheit ergreife ich dankbar und radle zum nächsten Termin – statt Frankfurter Straße wähle ich die Fuldaauen. Überrascht stelle ich fest, dass ich es sogar schneller als mit dem Auto durch den Feierabendverkehr geschafft habe. Kein aufgeheiztes Auto, keine Parkplatzsuche, sondern Entengequake, Wasserplätschern und frische Luft. Mein Leben ist nur halb so furchtbar wie gedacht.
Ich habe einen LKW an der Ampel abgezogen
Dachte ich vor ein paar Tagen, es wäre ein erhabenes Gefühl, Kinder zu überholen, muss ich wahrscheinlich bald ein Wort für „ich-habe-an-der-Ampel-einen-Lkw-abgezogen" erfinden. Eine rote Ampel hatte kurz meinen juvenilen Leichtsinn gebremst, aber das kleine grüne Lichtlein entflammte den Rausch der Stundenkilometer erneut. Sportlich trat ich in die Pedale und durfte sagenhafte 150 Meter der Sieger sein – bis mich eine stattliche Abgaswolke einhüllte und die Freude deutlich schmälerte. Aber mein Gewissen regt sich dieses Mal nicht.
Die neueste Methode, die „Winke-Winke-Ärmchen" zu überprüfen
Bei einem Ausflug durch Fuldas Innenstadt machten meine Oberarme plötzlich Bekanntschaft mit dem bei Frauen bekannten Winke-Winke-Effekt (zur Erhaltung des romantisierten Frauenbildes fehlt an dieser Stelle ganz bewusst eine Definition dieser körperlichen Verfallserscheinung, sorry liebe Männer). Die erhebliche Wirkung des unebenen Kopfsteinpflasters erinnerte mich an die lustigen „Ohhhh"-Rufe in Kindertagen, die gurgelnd und kitzelnd aus unseren Kehlen kamen. Aber 30 Jahre später will ich nur, dass es aufhört, das mit meinen Armen zu machen. Dunkel erinnere ich mich, dass ich die Härte der Federgabel verstellen kann. Welche Erlösung!
So, das waren die ersten Eindrücke mit meinem schon sehr liebgewonnen Pedelec. Im nächsten Teil, soviel sei verraten, gibt es beeindruckende Erkenntnisse über fahrradtaugliche Kleidung, den Langzeittest und vielleicht eine Antwort auf die Frage, wie viele Insekten man in einem Sommer verschlucken kann.
Technische Daten über das Fahrrad und mich
Anna Medlin (ich):
Redakteurin bei osthessen-news.de
Baujahr: 1981
Einsatzgebiet: Osthessen und die Welt
Sportliche Grundausstattung: Vorkenntnisse im Laufen
Pali-Street Atlanta (das Fahrrad):
Gabel Suntour NCX-E (Air) mit RMT Lock OUTinkl. Hebel
Schaltung: Shimano: REAR DERAILLEUR, RD-M781, DEORE XT SGS 10-SPEED TOP-NORMAL, SHADOW DESIGN, DIRECT ATTACHMENT, BLACK BULK
Schalthebel: SHIFT LEVER, SL-M670, SLX RIGHT 10-SPEED
Bremse: DISC-BRAKE ASSEMBLED SET, BL-M395W(L/R),
Steuersatz: Semi intergrated 118, Loosball. Black top cap and star nut
Felgen: Mach 1 ZZYZX Trekking Disc. 32 Hole. 8. 5 hole AV
Reifen: Continental Conti Sport Contact 0122112Zahnkränze: Shimano SLX 11-36
Motor: Bosch 400 Wh Standardbatterie
Sämtliche Details auf der Herstellerseite: http://www.atlanta-bikes.de/Fahrrad/Pali-Street/55872 (Anna Medlin) +++
Mit freundlicher Unterstützung der Fahrradwelt Seng, Petersberg-Stöckels: Das Pedelec wird der Redaktion zu Test- und Übungszwecken zur Verfügung gestellt.