Umbau fast fertig

Im Alten Postamt: Dr. Julian Dern eröffnet im Frühjahr seine Hausarztpraxis

Im Gebäude des Alten Postamtes in Schlitz entsteht eine Hausarztpraxis
Fotos: privat

20.12.2025 / SCHLITZ - Der Umbau des Alten Postamts in der Bahnhofstraße in Schlitz (Vogelsbergkreis) schreitet zügig voran und nähert sich der Fertigstellung. Derzeit wird der neue Fußboden verlegt, im kommenden Jahr folgen die Inneneinrichtung sowie die EDV-Ausstattung.



Bauherr Dr. Julian Dern zeigt sich in seiner Mitteilung an die Presse zuversichtlich: "Anfang März 2026 möchte ich hier meine Hausarztpraxis eröffnen."

Praxisstart als Einzelpraxis

Der 40-jährige Facharzt für Allgemeinmedizin wird die Praxis zunächst allein führen. Entgegen früheren Überlegungen wird es keine Gemeinschaftspraxis mit dem hausärztlich tätigen Internisten Sergej Klimin geben. "Die Beziehung ist weiterhin sehr gut", betont Dern. Bis zu seiner eigenen Praxiseröffnung vertritt er den Kollegen montags weiterhin in dessen Praxis. Ausschlaggebend für die Entscheidung gegen eine Gemeinschaftspraxis seien neben steuerlichen Fragestellungen auch inhaltliche Gründe gewesen. Dern verfolgt das Ziel, das Modell der Hausarztpraxis im ländlichen Raum neu zu denken: "Die Praxis soll digitalisiert, automatisiert und delegiert sein – damit wieder mehr Zeit für das persönliche Gespräch und die Behandlung der Patienten bleibt."

Große Nachfrage - schrittweise Patientenaufnahme geplant

Schon jetzt erhält Dern über verschiedene Kanäle zahlreiche Anfragen von Patienten, die einen neuen Hausarzt suchen. Zum Start werde er jedoch noch nicht alle aufnehmen können. "Da ich zunächst als Behandler allein arbeite, werden wir priorisieren müssen", erklärt er. Vorrangig sollen Patienten ohne bisherigen Hausarzt berücksichtigt werden. Ab dem neuen Jahr soll eine Vor-Anmeldung sowohl telefonisch als auch online möglich sein.

Praxis auf Wachstum ausgelegt

Langfristig ist die Praxis jedoch auf Wachstum ausgelegt. In der 305 Quadratmeter großen allgemeinmedizinischen Praxis im Erdgeschoss befinden sich insgesamt sieben Behandlungszimmer. Perspektivisch sollen dort mehrere Behandler tätig sein. Auch das Obergeschoss mit weiteren 285 Quadratmetern Nutzfläche ist für eine medizinische Nutzung vorgesehen. Gespräche mit weiteren Fachärzten haben bereits stattgefunden, konkrete Ergebnisse gibt es jedoch noch nicht. "Die Entwicklungen sind interessant, aber noch nicht spruchreif", so Dern.

Bauarbeiten auf der Zielgeraden

Baulich sind die Arbeiten weitgehend abgeschlossen. In den vergangenen Wochen wurden die Fassadenarbeiten am denkmalgeschützten Gebäude durch die auf Denkmalsanierung spezialisierte Firma Heßler und Kraft aus Schlitz fertiggestellt. Das Neuverputzen war im Zuge der energetischen Sanierung notwendig. "Die alte Fassade war nicht diffusionsoffen und an vielen Stellen schadhaft." Dass die historischen Ziegelsteine aus Schlitzer Produktion nicht sichtbar bleiben konnten, bedauert Dern. Aus bauphysikalischen und denkmalrechtlichen Gründen sei dies jedoch nicht möglich gewesen – ein Thema, das in der Bevölkerung wiederholt diskutiert wurde.

Energetische Sanierung auf aktuellem Stand

Neben der Innendämmung erhielt das 1952 errichtete Gebäude eine Fußbodenheizung sowie dreifach verglaste Holzfenster und wurde damit energetisch auf einen aktuellen Stand gebracht. "Das ist aufwendig, aber so etwas macht man nur einmal im Leben", sagt Dern schmunzelnd.

Barrierefreiheit noch nicht abschließend geklärt

Noch offen ist die endgültige Lösung für den barrierefreien Zugang. Für die geplante Rampe liegt bislang keine Genehmigung des Bauamts vor. Aus Sicht der Denkmalpflege soll der Zugang künftig über den rückwärtigen Bereich des Gebäudes erfolgen, um das äußere Erscheinungsbild des stadtbildprägenden Hauses zu erhalten. "Da sich sowohl die Bushaltestelle als auch die Behindertenparkplätze direkt vor dem Gebäude befinden, macht eine barrierefreie Lösung hier am meisten Sinn – hier stehen wir in engem Austausch mit der Behörde." Da im Zuge der für das kommende Jahr geplanten Straßenerneuerung der Bahnhofstraße auch Höhenveränderungen anstehen, wird zunächst eine provisorische Rampe errichtet, um einen selbstständigen Zugang für Rollstuhlfahrer zu gewährleisten.

Zeitpunkt der Kassenzulassung noch unklar

Herausforderungen gibt es nicht nur auf der Baustelle, sondern auch auf administrativer Ebene. Aufgrund formaler Verzögerungen bei der Facharztanerkennung ist derzeit noch unklar, ob Dern zum geplanten Zeitpunkt im März 2026 den Kassensitz erhält. Unterstützung erfährt er von der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH), die im November ihr sogenanntes "Doc-Camp" in Schlitz veranstaltete. Rund 20 junge Ärztinnen und Ärzte aus ganz Hessen informierten sich dort über die Niederlassung im ländlichen Raum und besichtigten im Rahmen des Programms auch das Projekt "Altes Postamt". "Die KVH unterstützt mich, aber auch sie kann die formellen Abläufe nicht beschleunigen", sagt Dern. Sobald es hierzu Neuigkeiten gebe, wolle er die Bevölkerung umgehend informieren. (pm/hhb) +++

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