Hoffnung in der Haft
Weihnachtsgottesdienst in der Justizvollzugsanstalt Fulda
In der JVA Fulda fand ein Weihnachtsgottesdienst statt.
Fotos: wim
19.12.2025 / FULDA -
Die Weihnachtstage sind auch für Menschen in Haft eine sensible Zeit. Deshalb lädt die evangelische und katholische Gefängnisseelsorge in Zusammenarbeit mit der Gefängnisleitung jährlich zum ökumenischen Weihnachtsgottesdienst in der Justizvollzugsanstalt Fulda ein.
Um eine weihnachtliche Atmosphäre entstehen zu lassen, gab es einen geschmückten Weihnachtsbaum. Das Zentrum bildeten Adventskranz, Osterkerze, Marienstatue, Bibel und Friedenslicht. Den Gottesdienst leiteten Seelsorgerin Sarah Benkner (Bistum Fulda) und Pfarrer Dr. Andreas Leipold (Kurhessen-Waldeck).
Fast alle Inhaftierten waren zum Gottesdienst in den Freizeithof gekommen, wo sie von Anstaltsleiter Karsten Koudela begrüßt wurden. Zudem konnte er als Gäste Imam Lhcen Essiaghi, Prälat Christof Steinert, Caritasgeschäftsführerin Susanne Saradj, Schwester Karin Maria Stenger SMS, Musiker Thilo Zschorn, Gerhard Röchow und Dr. Norbert Höhl (beide Gideon), Anstaltsbeiratsvorsitzender Winfried Möller, Manuela Langstein und Juliane Kulgemeyer (DPSG), sowie Domkapellmeister Franz-Peter Huber mit Mitgliedern des Jugendkathedralchores begrüßen. Der Anstaltsleiter dankte den Bediensteten, den engagierten Ehrenamtlichen und der Arbeitsgemeinschaft Straffälligen- und Haftentlassenenhilfe, ohne die eine Feier nicht möglich wäre.
Sarah Benkner stellte die Frage nach der Bedeutung von Weihnachten. Manche Inhaftierten seien froh, wenn Weihnachten vorbei wäre. Andere seien Muslime und könnten so mit dem Inhalt nichts anfangen. Die Empfindungen seien sehr unterschiedlich. Für Christen sei der Grund, dass das "kleine Baby" von Bethlehem eine Hoffnungsbotschaft für alle Menschen gebracht habe. Die Nähe Gottes könne in schwierigen Momenten Kraft und Zuversicht schenken.
Das Weihnachtsevangelium lasen Prälat Christof Steinert, Schwester Karin Maria, Gerhard Röchow und Andreas Leipold. Letzterer erzählte "Die Geschichte vom König mit leeren Händen" von Victor Janke. Die Könige brachten als Gaben sich selbst und einer hatte nur leere Hände. Josef gab ihm ein Strohhalm. Der Strohhalm sei Symbol für das Kind in der Krippe, an das sich jeder klammern könne, endete Pfarrer Andreas Leipold.
In diesem Jahr konnte das Friedenslicht von Bethlehem wieder in die JVA gebracht werden. Manuela Langstein und Juliane Kulgemeyer als Vertretung für die Pfadfinderschaft des Bistums Fulda und der Evangelischen Kirche Kurhessen Waldeck erläuterten die Geschichte des Friedenslichts, das in der Geburtsgrotte in Bethlehem entzündet wurde. Das Motto "Ein Funke Mut" stehe für kleine Veränderungen mit uns und durch uns. Friede beginne mit Absage an Ungerechtigkeit, herzlicher Geste, wertschätzendem Handreichen, mit ehrlicher Versöhnung und demütiger Vergebung. Das Friedenslicht sei Zeichen, an einer friedlichen, gerechten, toleranten und menschlichen Welt mitzuarbeiten. Mit den Fürbitten, Vater unser und Segen endete der Gottesdienst.
Anstaltsbeiratsvorsitzender Winfried Möller, wünschte, trotz der bedrückenden Situation Weihnachten in der Zelle erleben zu müssen, ein frohes Weihnachtsfest. Musikalisch gestaltet der Jugendkathedralchor den Gottesdienst mit adventlichen und weihnachtlichen Liedern. Zum Abschluss sangen alle gemeinsam "o du fröhliche".
Susanne Saradj hatte als Geschenk für die Inhaftierten Gebäck mitgebracht. Alexander Nardelli, Küchenchef der JVA Fulda sorgte für Verpflegung und Getränke. Bibeln und Kalender in verschiedenen Sprachen, die Gerhard Röchow und Dr. Norbert Höhl mitgebracht hatten, wurden gerne mitgenommen. (wim) +++