Unternehmensstrategie im Wandel

Langgroup stellt sich neu auf: Drei Tochterfirmen unter Schutzschirm

Die Langgroup richtet ihr Geschäftsmodell neu aus: Geplant ist die Bündelung dreier Tochterunternehmen zu einem leistungsstarken Händler- und Dienstleistungsunternehmen. Zur Umsetzung der strategischen Neuausrichtung wurden Schutzschirmverfahren eingeleitet.
Fotos: Marvin Myketin

18.12.2025 / GROßENLÜDER - Die Langgroup richtet ihr Geschäftsmodell neu aus: Geplant ist die Bündelung dreier Tochterunternehmen zu einem leistungsstarken Händler- und Dienstleistungsunternehmen. Zur Umsetzung der strategischen Neuausrichtung wurden Schutzschirmverfahren eingeleitet.



Schutzschirmverfahren wurden für die LANGGROUP-Gesellschaften Iwetec GmbH, Technolit GmbH und Lang Service GmbH (LSG) eingeleitet. Die Unternehmensgruppe hat ihren Hauptsitz in Großenlüder (Landkreis Fulda). Iwetec und Technolit sind seit vielen Jahrzehnten als Werkstattausrüster für verschiedene mittelständische Schlüsselbranchen tätig. Die LSG ist die zentrale Verwaltungsgesellschaft der Firmengruppe. Der Geschäftsbetrieb aller Gruppenunternehmen läuft während der gesamten Sanierungsphase in vollem Umfang weiter. Alle Bestellungen werden wie gewohnt bearbeitet und pünktlich ausgeliefert.

Das neue Unternehmen soll den Kunden ein erweitertes Produktportfolio und neue Dienstleistungen anbieten, unter anderem Service-, Prüf- und Beratungsdienstleistungen. Zusätzlich wird der technische Service erweitert, weil die Kunden künftig vom gebündelten Know-how aller Gesellschaften profitieren. Und schließlich hat die Langgroup damit begonnen, alternative internationale Einkaufsquellen zu erschließen, um ihren Kunden attraktivere Konditionen anbieten zu können.

Bei einer Restrukturierung über ein Schutzschirmverfahren bleibt die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung (Eigenverwaltung). Die betroffenen Unternehmen können dann die notwendigen Maßnahmen zur Neuaufstellung in Eigenregie umsetzen. Ein Schutzschirmverfahren wird deshalb nur solchen Unternehmen bewilligt, die nicht zahlungsunfähig - also nicht "pleite" - sind. Alle drei Langgroup-Unternehmen sind nach wie vor zahlungsfähig und auch während des Schutzschirmverfahrens in der Lage, ihren laufenden Verpflichtungen nachzukommen.

Zugleich stehen unter einem Schutzschirm zahlreiche wirksame, bewährte und schnell umzusetzende Instrumente zur Verfügung, was einen zügigen Abschluss der Neuaufstellung ermöglicht. Geplant ist, den Prozess bereits Mitte nächsten Jahres abzuschließen. Um die Neuaufstellung der drei Unternehmen zu unterstützen, ist die Gesellschafterfamilie Lang bereit, frisches Kapital zur Verfügung zu stellen. Welche Maßnahmen für die Neuaufstellung der betroffenen Unternehmen ergriffen werden sollen, wird im Laufe des Schutzschirmverfahrens im Rahmen eines Sanierungsplans gemeinsam mit den Beteiligten entwickelt.

Etwa 930 Arbeitnehmer informiert

Langgroup-Geschäftsführerin Lang hat Donnerstagmittag die rund 930 Arbeitnehmer der drei Unternehmen über die Einleitung der Schutzschirmverfahren informiert. Bei der Technolit GmbH sind 410 Arbeitnehmer beschäftigt, bei der Iwetec GmbH sind es 214 und bei der Lang Service GmbH 312. Die Löhne und Gehälter sind in der Anfangsphase dieses Verfahrens durch die Bundesagentur für Arbeit gesichert. Für die anderen deutschen Langgroup-Tochterunternehmen HOTREGA GmbH (Reinigungsmittel sowie Kleb- und Dichtstoffe) und Wilpeg GmbH (Online-Handel) sind keine Schutzschirmverfahren geplant. Beide Gesellschaften sind solide aufgestellt und wirtschaftlich gesund.

Ein Schutzschirmverfahren muss von einem Gericht bewilligt werden. Das Amtsgericht Fulda hat dem Schutzschirmverfahren deshalb bereits zugestimmt. "Die Gerichte erlauben dies nur in solchen Fällen, in denen Unternehmen frühzeitig selbst tätig werden und genügend Handlungsspielraum für eine Lösung besteht", so Florian Dausend vom Frankfurter Büro der Sanierungsberatung Wellensiek. "Beides ist bei den drei Langgroup-Unternehmen der Fall." Dausend und sein Frankfurter Kollege Friedrich Birnbreier werden für die Dauer des Sanierungsprozesses die Geschäftsführung als Generalbevollmächtigte unterstützen. Zusätzlich gehört Wellensiek-Seniorpartner Alfred Hagebusch zum Beraterteam.

Anders als in einem Regelinsolvenzverfahren bestellt das zuständige Amtsgericht in einem Schutzschirmverfahren keinen Insolvenzverwalter. Bei einem Schutzschirmverfahren setzt das Gericht nur einen sogenannten Sachwalter ein. Dieser überwacht ähnlich wie ein Aufsichtsrat das Verfahren im Interesse der Gläubiger. Als vorläufiger Sachwalter wurde Prof. Dr. Lucas F. Flöther von der Kanzlei Flöther & Wissing bestellt. "Das Schutzschirmverfahren ist das beste und erfolgreichste Sanierungsinstrument des deutschen Sanierungsrechts", betonte Flöther, der zu den bekanntesten deutschen Sanierungsexperten gehört und u.a. die Fluglinie CONDOR bei ihrem erfolgreichen Neustart begleitet hat. "Das sind hervorragende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Neuaufstellung der drei Langgroup-Unternehmen."

Das Schutzschirmverfahren wurde vom Amtsgericht Fulda bewilligt. Für die Lang Service GmbH wurde dabei ein Insolvenzantragsverfahren in Eigenverwaltung angeordnet. Eine Frist zur Vorlage eines Insolvenzplans wurde bis zum 15. März 2026 gesetzt.

Über die Langgroup

Die Langgroup ist seit 1979 als Werkstattausrüster sowie Anbieter von Arbeitsschutz, Reinigungs- oder Pflegeartikeln am Markt tätig. Die Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Großenlüder (bei Fulda) bietet in ihren Unternehmen TECHNOLIT, IWETEC, HOTREGA, Wilpeg und LSG gewerblichen wie privaten Kunden eine breite Palette an Qualitätsprodukten sowie maßgeschneiderte Dienstleistungen an. In der Langgroup, die 2022 einen Umsatz von über 160 Millionen Euro erwirtschaftet hat, sind aktuell rund 1.250 Mitarbeitende an drei Standorten beschäftigt. Die Kunden der Langgroup kommen aus den verschiedensten Branchen, insbesondere Schweißtechnik, Kfz-Werkstätten sowie Bau-, Agrar- und Reinigungsbetriebe. (pm/ems) +++

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