"Bebauungsplan Obere Kühnbach II"
Naturschutzverbände sprechen sich gegen die Logistik-Ansiedlung aus
Fotos: privat
17.12.2025 / BAD HERSFELD - "Als gäbe es kein Morgen mehr", schreiben drei Naturschutzverbände zu Beginn ihrer Pressemitteilung. In ihrer gemeinsamen Stellungnahme zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan "Obere Kühnbach II" in Bad Hersfeld haben sich die Naturschutzverbände NABU, HGON und BUND gemeinsam gegen die Ansiedlung eines weiteren großflächigen Logistikbetriebes in Bad Hersfeld ausgesprochen.
Diese Maßnahme sei verbunden mit der weiteren Vernichtung wertvoller landwirtschaftlicher Flächen in einer Größenordnung von 16 Fußballfeldern (115.000 Quadratmeter/11,5 ha).
Mit riesigen Erdbewegungen würden sich die Baumaschinen in den Boden, unsere Lebensgrundlage, hineinfressen, als gäbe es kein Morgen mehr. Dabei sei nicht einmal das Problem mit dem anfallenden Schichtenwasser gelöst. Die geplante Logistikhalle beeinträchtige die ökologischen Wechselwirkungen (Fledermäuse, Vögel) zwischen den benachbarten Waldflächen des Bundes und die durch eine sehr hohe Artenvielfalt gekennzeichneten Auen des Helfersgrabens.
Wertvoller Grund und Boden
Die Stadt Bad Hersfeld veräußere wertvollen Grund und Boden an eine Projektgesellschaft, die lediglich die Vermietung ihrer Immobilien betreibe, ohne sicher zu sein, jemals einen Euro Gewerbesteuer von potenziellen Mietern zu erhalten oder Einnahmen über Einkommenssteuern für den städtischen Haushalt zu generieren. Es sei eher davon auszugehen, dass selbst bei dem aktuellen Mindestlohn die Arbeitskräfte beim Landkreis Hersfeld-Rotenburg (Optionskommune) als Aufstocker (SGB II-Leistungen) aufschlagen würden.Der vorgelegte vorhabenbezogende Bebauungsplan stehe in krassem Widerspruch zum "Integrierten Klimaschutzkonzept für den Landkreis Hersfeld-Rotenburg", das vom Kreistag beschlossen wurde. Dort finde sich das Maßnahmenblatt "KA01", das ausführlich auf das Problem der Flächenversiegelung im Landkreis Hersfeld-Rotenburg eingehe. Im Detail werde hier dargelegt, dass eine Flächenversiegelung zu minimieren und eine Flächenentsiegelung vorzunehmen sei. Es sei die "Netto-NullLösung" anzustreben, das heißt, für jeden neu versiegelten Quadratmeter müsse an anderer Stelle ein versiegelter Quadratmeter entsiegelt werden. Im vorgelegten Bebauungsplanentwurf würde dieser Kreistagsbeschluss überhaupt nicht berücksichtigt.
Energiekonzept "leidenschaftslos"
Das vorgelegte Energiekonzept sei sehr leidenschaftslos und zeuge von einem geringen Ehrgeiz, den berechneten Energiebedarf vollständig über erneuerbare Energiequellen decken zu wollen. Es solle lediglich die Hälfte der riesigen Dachflächen dafür vorgesehen sein, überhaupt Module aufzunehmen. Gleichzeitig habe man sich bei der Stadt Bad Hersfeld das Hintertürchen offengehalten, ganz auf eine Photovoltaikanlage auf der Dachfläche verzichten zu können: "Sollte die wirtschaftliche Unzumutbarkeit dieser Dachnutzung nachgewiesen werden, kann hiervon eine Ausnahme zugelassen werden. In diesem Fall ist ein entsprechender Nachweis mit Einreichung des Bauantrages vorzulegen", zitieren die Naturschutzverbände in ihrer Pressemitteilung.Beide extern vorgesehenen Kompensationsmaßnahmen in Alheim-Heinebach und Eiterfeld-Leimbach seien ein Armutszeugnis für die Stadt Bad Hersfeld. Die Extensivierung von Grünland in anderen Regionen sei nicht nachvollziehbar, nicht zielführend, nicht kontrollierbar und kein adäquater Ausgleich für diesen schwerwiegenden Eingriff in Natur und Landschaft von Bad Hersfeld.
In diesem Zusammenhang weisen die Naturschutzverbände darauf hin, dass die Stadt Bad Hersfeld bis heute die rechtlich verbindlichen Festsetzungen zu Kompensationen im Bebauungsplan zum "Autohof an der A4" nicht umgesetzt habe. Es sei auch nicht absehbar, ob und wann die Stadt diese Defizite in der Kompensation beseitigen werde. Das werde gegebenenfalls rechtlich zu prüfen sein, heißt es in der Pressemitteilung abschließend. (pm/hhb) +++