Neues Buch zur Stadtgeschichte
Tolles Geschenk: 60 Schlaglichter der Fuldaer Geschichte aus 1275 Jahren
Unbekannte Einblicke in die Fuldaer Stadtgeschichte bietet das neue Buch von Dr. Thomas Heiler. Hier Werbung für die Gummiwerke, 1975
(Stadtarchiv Fulda. Foto: Erich Gutberlet)
17.12.2025 / REGION -
Druckfrisch liegt seit wenigen Tagen ein neues Werk zur Stadtgeschichte aus der Feder des Fuldaer Stadtarchivars und Kulturamtsleiters Dr. Thomas Heiler vor. Auf 220 Seiten nähert sich der Autor Fuldas reichhaltiger Historie auf ungewöhnliche und immer wieder unterhaltsame Weise. In 60 Schlaglichtern wird der Blick auf höchst unterschiedliche Bilder und Objekte geworfen, die stellvertretend für weit umfangreichere Geschichten und Themen stehen. Exemplarisch wird an ihnen die reiche Historie der Stadt und ihrer Bewohner verdeutlicht.
Dabei werden auch Ereignisse, Personen und Entwicklungen vorgestellt, die sonst nicht ins Rampenlicht kommen. So ist dem kleinen Bach Waides, der in der Vergangenheit von großer Bedeutung war, ebenso ein eigenes Kapitel gewidmet wie der Heiligen Beatrix. Ihr, die in Fulda im Schatten ihrer Brüder Simplicius und Faustinus steht, spürte der Autor in Rom nach, wo sich noch ein Portrait von Beatrix in der Kirche San Nicola in Carcere befindet. Auch Sturmius, dessen Gedenken durch den "Übervater" Bonifatius verdrängt wurde, setzt Dr. Heiler in der Nachzeichnung der lange Zeit vergeblichen Bemühungen zur Errichtung eines Erinnerungsortes für den Klostergründer ein kleines literarisches Denkmal.
"Rotzmaul" und "Plattfuß"
Manche Kapitel vertiefen bekannte Meilensteine in der Stadtgeschichte wie etwa die Präsentation einer Urkunde von 1019, die am Anfang der Stadtwerdung Fuldas steht oder die Darstellung des Baus einer Stadtmauer in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Vieles dürfte aber auch für den Fuldakundigen neu sein, wie etwa die Vorstellung von Fuldas ersten namentlich bekannten Bürgern, deren Nachnamen "Rotzmaul" und "Plattfuß" die Überschrift eines eigenen Kapitels bilden. Auch auf das Gebäude in der Friedrichstraße 26 mit dem vieldiskutierten gotischen Fenster geht der Band ein und lässt den Leser und die Leserin an der archivischen Detektivarbeit zur Bestimmung der einstigen Bedeutung des Gebäudes teilhaben.
Tragische menschliche Schicksale werden am Beispiel von zwei Fällen thematisiert. Der gleichnamige Sohn des bekannten "Spatenprofessors" und Museumsgründers Joseph Vonderau fiel bereits in den ersten Tagen seines Fronteinsatzes in Frankreich 1914. Seinem Vater blieben nur wenige Erinnerungsstücke wie etwa ein Leinensäckchen mit einer Keksration, das der Gefallene bei sich trug und dem Vater nach Fulda geschickt wurde. Anhand eines erst vor wenigen Jahren dem Fuldaer Stadtarchiv übergebenen Ausweisdokuments können in einem eigenen Kapitel die letzten Lebensjahre des Fuldaer Nobelpreisträgers Ferdinand Braun rekonstruiert werden, der während des Ersten Weltkriegs in New York festsaß und nicht nach Deutschland zurückkommen durfte.
Auch düstere Kapitel der Stadtgeschichte
Die dunklen Phasen von Fuldas Geschichte wie etwa die Zeit der Hexenverfolgungen, die letzte öffentliche Hinrichtung 1856 oder die Zeit des Nationalsozialismus werden nicht übergangen, sondern zur Erinnerung an die Opfer thematisiert. Es überwiegen in dem Buch die positiven Aspekte der Stadtgeschichte wie die Gründung einer öffentlichen Bibliothek unter Fürstbischof Heinrich VIII. von Bibra, der Anschluss an die Bahn 1866, der Katholikentag und das Bonifatiusjubiläum 1954, Fulda als Drehort für Kinofilme sowie die Große Gewerbeausstellung von 1904, in der sich Fuldas blühendes Handwerk und Gewerbe präsentierte. Doch auch bei diesem Thema schwingt Wehmut mit. Wie Dr. Heiler im Vorwort schreibt, lesen sich einige Kapitel des Buches wie ein Abgesang auf die Fuldaer Industrie- und Handelskultur, in der einst die Textil-, Kerzen- und Metallindustrie dominierte: Bellinger, Berta, EIKA, Kerber / Kaufhof und ganz aktuell Nicolaus Weber und die Gummiwerke haben ihre Produktion eingestellt. Mit dem Ende dieser Firmengeschichten gehe auch ein wichtiger Bestandteil der bisherigen Fuldaer Identität unwiederbringlich verloren. "Insofern möchte dieses Buch auch dazu beitragen, dass die Geschichte dieser Unternehmen sowie ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachgehalten wird", so der Autor.
Thomas Heiler: Schlaglichter der Fuldaer Geschichte. Bild und Objekte aus 1275 Jahren, Parzellers Buchverlag, 220 Seiten. ISBN: 978-3-7900-0622-3. Der Band ist zum Preis von 24 € in allen Buchhandlungen erhältlich. (ci)+++