Elternhilfe abgelehnt!
Kein Nikolaus und keine Weihnachtsfeier im christlichen Kindergarten?
Symbolbild: pixabay
16.12.2025 / HÜNFELD -
Im evangelischen Kindergarten "Zum Heiligen Kreuz" in Hünfeld ist die Personaldecke sowieso dünn - und im Moment offenbar noch dünner. So wurden die erstaunten Eltern am 5. Dezember per E-Mail vom Träger und der Leiterin der Einrichtung informiert, dass bestimmte Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Ausfälle, reduzierte Öffnungszeiten und Notbetreuung wieder in den Griff zu bekommen. Eine der angekündigten Maßnahmen empört viele Eltern der Kindergartenkinder aber ganz besonders - trotz allem Verständnis für die schwierige Personalsituation. "Organisationsintensive Tätigkeiten reduzieren (z.B. Nikolausbesuch, Weihnachtsfeier)" steht da lapidar.
Soll das wirklich bedeuten, dass ausgerechnet in einem christlichen Kindergarten die Advents- und Weihnachtszeit gestrichen wird, weil nicht genügend Erzieherinnen da sind? Ein Vater, den die Situation seines Kindes besonders ärgert, hat uns das Schreiben des Trägers zur Verfügung gestellt. "Dass der Nikolaus für die rund 100 Kinder in diesem Jahr einfach ausfallen soll, haben wir quasi am selben Tag erfahren", empört er sich. Die Kinder lebten ja nicht auf einer Insel, sie bekämen ja von ihren Freunden mit, dass in anderen Kindergärten selbstverständlich für Weihnachten gebastelt und gesungen wird und gemeinsam Plätzchen gebacken werden. "Da ist die Enttäuschung wirklich riesengroß, es gab mehrfach Tränen deshalb", beklagt der Vater.
Betreuung nur für Kinder arbeitender Eltern
Träger des Kindergartens ist die evangelische Kirche. Uwe Bornscheuer, Geschäftsführer des Zweckverbands Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder im Kirchenkreis Fulda, den wir um ein Statement zur momentanen Situation bitten, ist sich über den Ärger der Eltern völlig bewusst und kann ihn gut nachvollziehen. "Was sollen wir machen: am Montag haben sich sieben von insgesamt 15 Mitarbeiterinnen auf einmal krankgemeldet - das kann man nicht auffangen und Vertretungen gibt es nicht. Wir machen das doch nicht zum Spaß", beteuert er.
Und warum wird die Hilfe der Eltern rundweg abgelehnt? Das wäre doch eine praktikable Lösung für den Übergang. "Nein, sagt Bornscheuer, "das dürfen wir gar nicht, da gibt es gesetzliche Vorschriften, die Eltern dürfen sich ausschließlich um ihr eigenes Kind kümmern, aber nicht um fremde." Aushilfen bräuchten zum Beispiel ein erweitertes Führungszeugnis und den Nachweis von pädagogischer Qualifikation. "Wir haben die Verantwortung für die Kinder. Und Sie möchten doch auch nicht, dass plötzlich irgendjemand Fremdes ihr Kind beaufsichtigt." Der Träger wird die Notbetreuung bis zum 19. Dezember aufrechterhalten, dann sind erstmal Ferien bis zum neuen Jahr. Ob es dann weniger Krankheitsausfälle gibt? Darum müssen die Eltern wohl beten. (Carla Ihle-Becker) +++
O|N-Archivbild
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