Final-Niederlage
«Zeit, traurig zu sein»: Handballerinnen verpassen WM-Wunder
Foto: Federico Gambarini/dpa
15.12.2025 / ROTTERDAM -
Die goldene Krönung gelingt nicht, aber Deutschlands Handballerinnen feiern mit WM-Silber den größten Erfolg seit 32 Jahren. Im Finale gibt es gegen Olympiasieger Norwegen einen Krimi ohne Happy End.
Als die erste Enttäuschung über die verpasste Gold-Krönung verflogen war, genossen Deutschlands Handballerinnen mit der Silbermedaille um den Hals ihren WM-Coup. Auch wenn das Wunder von Rotterdam durch die 20:23 (11:11)-Niederlage im Endspiel gegen die übermächtigen Norwegerinnen ausblieb, durften sich die DHB-Frauen am Ende eines sensationellen Turniers als Siegerinnen fühlen. «Diese Mannschaft ist Gold wert», befand Rückraumspielerin Xenia Smits.
Kurz nach dem Abpfiff war die Enttäuschung auch bei Bundestrainer Markus Gaugisch zunächst groß. «Für die Leistung, die wir gebracht haben, hätte ich den Spielerinnen den Lohn gegönnt. Wir haben alles auf der Platte gelassen und eine Mannschaft, die lebt», sagte der 51-Jährige und ergänzte: «Jetzt ist die Zeit, um auch mal etwas traurig zu sein. Dann geht der Blick nach vorn und es kommt die Zeit, stolz zu sein.» Bei der Siegerehrung konnten seine Spielerinnen schon wieder lachen.
Norwegens Triple: Titel bei Olympia, EM und WM
Die Norwegerinnen mussten bis in die Schlussphase zittern, untermauerten am Ende aber einmal mehr ihren Status als nahezu unantastbare Übermannschaft im Welthandball. Nach Olympia-Gold und dem EM-Titel im Vorjahr ist der WM-Triumph bereits der dritte Erfolg bei einem Großturnier in Serie.Insgesamt feierte das Star-Ensemble um die zweimalige Welthandballerin Henny Reistad damit schon den sechsten Titel innerhalb der vergangenen fünf Jahre. Zuvor hatte Titelverteidiger Frankreich mit einem 33:31-Sieg nach Verlängerung über Co-Gastgeber Niederlande Bronze gewonnen.
«Ergebnis ein Boost für die ganze Bewegung»
Für Deutschlands Handballerinnen war die WM nicht nur aus sportlicher Sicht ein Riesenerfolg. Die Vorrunden- und Hauptrundenspiele vor Heimpublikum in Stuttgart und Dortmund sollten genutzt werden, um die Sichtbarkeit und Wertigkeit des Frauenhandballs nachhaltig zu steigern und Mädchen für Handball zu begeistern. «Das sportliche Ergebnis ist ein Boost für die ganze Bewegung», resümierte DHB-Sportvorstand Ingo Meckes schon vor dem Anpfiff.Hoffnung aufs «Weihnachtswunder» lebt lange
Die deutsche Auswahl bereitete Norwegen so große Probleme wie kein anderes Team im Turnier. Die Abwehr war hellwach und klaute immer wieder Bälle. Dass es nach 15 Minuten trotzdem nur 8:7 stand, lag auch an Rechtsaußen Jenny Behrend, die einige Chancen vergab. Norwegens 45 Jahre alte Rekord-Nationalspielerin Katrine Lunde entschied das Torhüterinnen-Duell klar für sich. Katharina Filter verbuchte erst in der 13. Minute ihre erste Parade.Deutschland trifft kaum noch
Die gesamte deutsche Bank spürte, dass gegen die Übermannschaft aus Norwegen an diesem Tag etwas geht. Mit zunehmender Spielzeit tat sich der Außenseiter im Angriff aber immer schwerer. Zwischen der 20. und 35. Minute erzielte die DHB-Riege gerade einmal drei Tore - und Norwegen ging erstmals mit drei Toren in Führung (15:12).Im Stile einer Spitzenmannschaft ließ Deutschland den Favoriten nicht davonziehen und glich in der 47. Minute noch einmal zum 17:17 aus. Die DHB-Riege kämpfte unermüdlich und die deutschen Fans rasteten auf der Tribüne aus.
Das Finale entwickelte sich zu einer Abwehrschlacht, sechs Minuten vor Spielende führte Norwegen nur mit einem Tor (20:19). Doch auch eine Siebenmeterparade von Filter reichte nicht mehr, um den Gold-Traum wahr werden zu lassen. (dpa)+++