Abtauchen ins Darknet

"Digital-Kriminell-Menschlich" - Vortrag mit Cyberstaatsanwältin

Jana Ringwald ist Autorin und Oberstaatsanwältin bei der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main
Fotos: Rene Kunze

12.12.2025 / FULDA - Als "Cyberstaatsanwältin" verfolgt Jana Ringwald Kriminalität im Netz. Von ihren Erfahrungen als Ermittlerin berichtete die Juristin am Donnerstagabend beim Akademieabend in der katholischen Bildungsstätte Bonifatiushaus. Ausgerichtet hatte die Veranstaltung die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung, gefördert wurde dies von der Bundeszentrale für politische Bildung. Ringwald nahm die Zuhörer mit in die Tiefen des Darknet.



"Wir ermitteln in der Untergrundökonomie." Das Darknet sei durch einen eigenen Browser erreichbar; dort seien die jeweiligen IP-Adressen nicht erkennbar und öffneten illegalen Tätigkeiten so Tür und Tor. Drogen, Waffen und Kinderpornografie würden dort gehandelt, wie Ringwald zeigte, auf oft unschuldig anmutenden Seiten. Unschuldig wirkten oft auf den ersten Blick auch die Täter. Sie seien oft sehr jung und zumeist männlich. Einer ihrer Fahndungserfolge betraf drei jugendliche Deutsche, die als Drogenhändler im Darknet einen zweistelligen Millionenbetrag erwirtschafteten und damit die zweitgrößte Internet-Drogenplattform der Welt betrieben hätten. Kurios: Die jungen Männer seien zum Teil in ihren Zimmern in den Elternhäusern verhaftet worden, hätten ein unauffälliges Leben ohne aufwendigen Lebensstil geführt - und sich untereinander nur über das Internet gekannt.

"Wir haben keinen Tatort ", machte Ringwald das Dilemma der Ermittler klar. Aber auch deswegen würden Fahndungserfolge gegen Cyberkriminelle medial gefeiert. Im Netz müsse man sich auch online an die Übeltäter heranpirschen. Bei den genannten drei Dealern, die glaubhaft versichern konnten, nie etwas mit Drogen am Hut gehabt zu haben, sei es notwendig gewesen, Vertrauen aufzubauen. Die eigentliche Übergabe geschehe nämlich wie bei einem Versandhandel über Kuriere; die Hintermänner blieben in der Regel für alle Seiten unerkannt.

Doch Ringwald warnte die Bösen: "Sie können sich nicht im Internet bewegen, ohne eine Datenspur zu hinterlassen. " Deutschland sei für Cyberkriminelle besonders attraktiv, weil durch Frankfurt der größte Internetknotenpunkt der Welt verlaufe. Wichtiger als die Strafverfolgung ist aus Ringwald Sicht die Prävention. Dadurch, dass ihr Handeln recht abstrakt erscheint, hätten Cyberkriminelle oft gar keine große Einsicht in ihre Schuld. Die komme oft erst, wenn sie geschnappt würden und dann mit den Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert worden seien. Eingangs des Vortrages begrüßten der Leiter der Katholischen Akademie Gunter Geiger und der Programmmanager der Stiftung Florian Kern die Gäste. Die anschließende Talkrunde moderierte der Rundfunkjournalist Werner Schlierike. (Bernd Götte)+++

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