Vor der Abschlussprüfung
Leidenschaft trifft auf Wild: Gastro-Nachwuchs begeistert mit Fünf-Gänge-Menü
In der Vorweihnachtszeit präsentieren die angehenden Köche und Restaurantfachleute der Beruflichen Schulen Obersberg in Bad Hersfeld einen besonderen Menü-Abend.
Fotos: André Söllner
12.12.2025 / BAD HERSFELD -
Es ist bereits zu einer schönen Tradition geworden: In der Vorweihnachtszeit präsentieren die angehenden Köche und Restaurantfachleute der Beruflichen Schulen Obersberg in Bad Hersfeld einen besonderen Menü-Abend. 42 Gäste durften am Mittwochabend die wunderbaren Kreationen aus der Küche zum Thema "Wild" genießen.
Serviert wurde ein Fünf-Gänge-Menü mit der Auswahl zwischen einem Wild- und einem vegetarischen Menü. Zusätzlich gab es "Kuvert" (drei selbstgebackene Brotsorten mit Aufstrichen) und ein Amuse-Gueule. Die Menüfolge: kalte Vorspeise, Suppe, warme Vorspeise, Hauptgang, Dessert.
"Das Wildprojekt wird seit mehreren Jahren veranstaltet und erfreut sich großer Beliebtheit. Das Event ist praxisnah und dient als Vorbereitung auf die anstehenden praktischen und schriftlichen Abschlussprüfungen der Auszubildenden", erklärt Lehrerin Stefanie Killmer.
Neben der Zubereitung haben sich die 17 Köche und zehn Restaurantfachleute um alles gekümmert, was für eine solche Veranstaltung auch im realen Betrieb notwendig ist. "Die Einteilung erfolgte in verschiedene Verantwortungsbereiche. Aufgaben waren unter anderem Menüplanung, Dekoration, Eindecken, Service, Getränkeauswahl sowie Organisation der Spüldienste", sagte Killmer weiter.
Ihr Kollege Sebastian Brink kümmerte sich um den Ablauf in der Lehrküche und war sichtlich begeistert über den aktuellen Jahrgang: "Heute ist ein großer Abend. Wir machen mit dem dritten Lehrjahr immer ein Wildprojekt. Das heißt, wir bekommen von regionalen Förstern oder Jägern Reh und Schwarzwild. Das ist ein Schülerprojekt, also die Schüler haben die Gänge selbst geplant. Wir haben relativ wenig vorgegeben. Ich habe gesagt, was ich mir gerne wünsche, aber den Rest haben die Schüler alles alleine geplant. Wir haben dieses Jahr den Vorteil, dass wir viele Schüler aus sehr guten Häusern haben. Es macht echt mega Spaß, mit den Schülern so zu arbeiten", sagte Brink am Mittwochnachmittag, wenige Stunden vor dem Menü-Abend.
Diese positive Stimmung ist förmlich zu spüren, die jungen Leute aus verschiedenen Nationen arbeiten Hand und Hand. Mit Herzblut kreieren sie ihre einzelnen Aufgaben, helfen sich und wollen gemeinsam das Projekt meistern. Die praxisnahe Ausbildung sei ein wichtiger Faktor.
Der schwere Stand der Gastronomie
Natürlich spürt auch die Beruflichen Schulen, dass die Jobs in der Gastronomie einen schweren Stand haben. Das hängt in erster Linie an den Arbeitszeiten. Von 22 gestarteten Azubis im Sommer dieses Jahres haben sechs junge Leute ihre Ausbildung abgebrochen. Hauptgründe für die Abbrüche seien ungünstige Arbeitszeiten und soziale Prioritäten, weniger das Gehalt, erklären die beiden Lehrer. Sie versuchen, durch Verantwortung, Lob und kleine Anreize zu motivieren. Die Azubis würden jedoch zu oft nicht die langfristigen beruflichen Perspektiven erkennen. Das nächste Wochenende mit den Kumpels ist da eher im Fokus.
Dabei bietet der Job in der Gastronomie viele Vorteile und gute Momente. Auch die Entwicklungsmöglichkeiten im In- und Ausland ist ein Beispiel. Die Abwechslung und die Umsetzung von eigenen Ideen in der Küche sind Argumente. Die Berufsschule versucht auch mit ihrer Nachwuchsförderung die jungen Leute für die Branche zu begeistern. Entsprechende Projekte zum Thema Ernährung werden in den Gesamtschulen in Niederaula und Schenklengsfeld angeboten.
Die jungen Frauen und Männer des dritten Ausbildungsjahres sind schon einen großen Schritt weiter. In wenigen Monaten werden sie ihre Prüfungen ablegen. Am Mittwochabend aber verwöhnten sie erstmal ihre Gäste beispielsweise mit einem Suppen-Duo "Kürbis trifft Marone", sanft geschmorter Wildschweinkeule oder "Zweierlei vom Rimgbachtaler Reh". Für die Vegetarier unter den Gästen gab es unter anderem Pralinen von Wald- und Wiesenpilzen und gefüllte Wirsingrouladen. Unser OSTHESSEN|NEWS-Fotograf André Söllner hat sich unter die Gäste gemischt, sehen Sie nachfolgend seine Bilderserie. (Hans-Hubertus Braune) +++