Bleibt Menschen!
Burkhard Hose liest in der Domstadt: Plädoyer für eine empathische Gesellschaft
Fotos: Katholische Akademie | Bistum Fulda
13.12.2025 / FULDA -
Nach der Begrüßung durch Jochen Kohlert (Welcome In! Fulda e.V.) und Dr. Sebastian Koch (Katholische Akademie des Bistums Fulda) las der Würzburger Theologe und Erzähler Burkhard Hose aus seinem aktuellen Buch "Bleibt Menschen! Plädoyer für eine empathische Gesellschaft". Der Titel geht zurück auf die Rede des Journalisten Marcel Reif, die er am 31. Januar 2024 bei der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag hielt.
In seiner Rede berichtete Reif über seinen Vater, einen Holocaust-Überlebenden und dessen lebenslanges Schweigen über die erlebten Gräuel. Die zentralen, bewegenden Worte seiner Rede fasste er im Zitat seines Vaters zusammen: "Sei ein Mensch". Davon ausgehend sucht und findet Hose in vielen alltäglichen Begegnungen und Beobachtungen das Verbindende zwischen den Menschen und betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Empathie. Er schilderte zudem seine Gedanken beim Schauen des Films Zone of interest des Regisseurs Jonathan Glazer.
"Wir stehen als Menschheit vor der Aufgabe, die Empathie zu retten"
Der Film thematisiert das alltägliche Leben der Familie von Rudolf Höß, dem Kommandanten des Konzentrationslagers Auschwitz, die in einem Haus mit Garten direkt außerhalb der Lagermauer wohnen. Bei völliger Empathielosigkeit gegenüber dem Morden und dem Leid jenseits der Mauer, sind sich die Familienmitglieder selbst mit viel Zuneigung gegenseitig zugewandt. Hose paraphrasierte Glazer, der in einem Interview erklärt hat, dass er Höß nicht als Monster, als den "Ganz-Anderen" darstellen wollte, von dem es uns leichtfalle, sich zu distanzieren. Vielmehr wollte er ihn als Mensch zeigen, von dem uns weniger trennt, als uns lieb sei. Hose zeigte an diesem Beispiel den dünnen Firnis der Zivilisation auf, machte aber auch Mut: Die wissenschaftliche Forschung habe gezeigt, dass Empathie erlernbar sei. Wichtig seien Begegnungen von Mensch zu Mensch - und als Mensch. Damit meinte Hose - das Kunstwerk Show your wounds von Joseph Beuys im Hinterkopf, - dass wir uns als verletzliche Menschen zeigen und auch den Anderen in seiner Vulnerabilität erkennen müssen. Darin liege eine verändernde Kraft. Hose plädierte somit für mehr Begegnungsorte für mehr echte Begegnungen. Letztendlich sei die Fähigkeit zu Empathie das, was den Menschen ausmache – alles andere könnten auch Roboter übernehmen. Mit Steven Hawkings gesprochen: Wir stehen als Menschheit vor der Aufgabe, die Empathie zu retten. (mis/pm) +++