Der Stadtpfarrer bei O|N
Impuls von Stefan Buß: "Als Pilger der Hoffnung unterwegs durch den Advent"
Archivfoto: O|N/ Carina Jirsch
13.12.2025 / FULDA -
Auf diesem Weg begegnet uns heute eine eindrucksvolle Gestalt: Johannes der Täufer. Er steht da in der Wüste – rau, unbequem, unbestechlich. Kein Mann der sanften Worte, kein, der sich anpasst. Und doch ist er einer, der Hoffnung weckt. Denn Johannes ruft uns: "Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!" Ein Ruf, der damals durch die Wüste hallte – und heute durch unsere Herzen.
Wer pilgert, weiß: Der Weg formt.
Ich glaube an die Liebe, auch wenn der Hass laut schreit.
Ich glaube an Gott, auch wenn ich ihn noch nicht sehe.
Auf unserem Weg begegnet uns Johannes.
Er ist kein sanfter Tröster. Johannes konfrontiert. Er ruft uns zu Umkehr – nicht als moralische Drohung, sondern als Einladung: "Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe!" Umkehr bedeutet: den Kurs prüfen.Bin ich auf dem Weg zum Leben?
Oder laufe ich nur im Kreis meiner Gewohnheiten, meiner Sorgen, meiner Selbstbezogenheit? Johannes lädt ein, den Ballast abzuwerfen, der uns am Gehen hindert. Vielleicht ist es Bitterkeit. Vielleicht Angst. Vielleicht das Gefühl, nichts ändern zu können. Er ruft uns, Platz zu machen – in unseren Herzen – für den, der kommen will.Denn Umkehr ist letztlich nichts anderes als Öffnung:
Ein Raum schaffen, damit Gott hineinkommen kann. Damit Hoffnung in uns Wohnung nimmt. Johannes zeigt auf einen, der größer ist als er: "Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!" Er weiß: Ich bin nicht das Licht. Aber ich darf auf das Licht hinweisen. So sind auch wir als Pilger der Hoffnung unterwegs – nicht, weil wir selbst das Ziel sind, sondern weil wir dem Ziel entgegengehen: Christus. Er kommt – nicht als strahlender König, sondern als Kind, als Mensch mitten unter uns. Die Hoffnung, die Johannes ankündigt, bekommt ein Gesicht – in Jesus.Pilgern heißt: nicht stehenbleiben.
Hoffnung heißt: aufbrechen, auch wenn der Weg steinig ist. Advent heißt: sich neu ausrichten – nicht auf die Welt von gestern, sondern auf das Reich Gottes, das schon mitten unter uns wächst. Vielleicht ist dieser Advent für uns eine Einladung, den Blick zu heben: auf den, der kommt – auf das, was heil werden kann – auf die Hoffnung, die nicht vergeht. Als Pilger der Hoffnung gehen wir dem entgegen, der uns schon entgegenkommt.Johannes ruft: Bereitet dem Herrn den Weg!
Wir antworten: Ja, Herr, komm in unsere Welt. Komm in unser Herz. Und so gehen wir weiter – Schritt für Schritt, in Hoffnung, im Vertrauen, in Erwartung. Denn wer hofft, ist schon auf dem Weg zu Gott. (Stefan Buß)+++