Knastbesuch von Tochter (3)

Vor Gericht: Mutmaßlicher Großdealer (37) ringt mit den Tränen

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im großen Stil mit Drogen gedealt zu haben. Ganze 983.721 Euro soll der Angeklagte (37) eingenommen haben. Vor Gericht packt er am Montagmorgen aus.
Symbolbild: O|N / Erik Spiegel

21.10.2025 / FULDA - Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im großen Stil mit Drogen gedealt zu haben. Ganze 983.721 Euro soll der Angeklagte (37) eingenommen haben. Vor Gericht packt er am Montagmorgen aus - und wird emotional. Er sei "ehrgeizig und ambitioniert", habe es "zu etwas bringen" wollen. Nun liegt seine Ehe in Scherben, seine Tochter (3) wartet auf der anderen Seite der Gitter auf ihn.



Dem 37-Jährigen wird "gewerbsmäßiges Handelstreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge" vorgeworfen. In 21 einzelnen Fällen zwischen Mai 2020 und Juni 2023 sollen laut Anklage jeweils größere Mengen im Kilobereich von Cannabis, Marihuana, Kokain und Crystal Meth den Besitzer gewechselt haben.

Der aus Fulda stammende Angeklagte will, wie Verteidiger Dr. Sven Mellhorn erklärte, reinen Tisch machen und zu den Taten stehen und das, obwohl aus Sicht der Verteidigung nicht abschließend geklärt sei, ob der der Anklage zugrunde liegende Datensatz überhaupt als Beweis herhalten könne. Die stütze sich auf Chatverläufe des Krypto-Messanger-Dienst Sky ECC.

"Ich will sie hiernach nie mehr verlassen müssen"

Weshalb er dennoch vor Gericht auspacken wolle? Die Trennung von seiner dreijährigen Tochter schmerze ihn sehr. Mit den Tränen ringend, erklärt der 37-Jährige: "Ich will sie hiernach nie mehr verlassen müssen. Das sollte man keinem Kind antun." Sein Vater sei abgehauen. So wolle er nicht sein. Bereits vom Juni 2023 bis zum Mai 24 war er wegen einer anderen Sache in U-Haft gewesen. "Ich will diese Phase abschließen."

Auch seine Ehe sei im Zuge der Haft zerbrochen. Geheiratet hatte er im Juni 2023, im Mai 2024 sei die Scheidung finalisiert worden. Dennoch sei das Verhältnis zu seiner Ex-Frau den Umständen entsprechend "sehr gut". Sie schreibe ihm regelmäßig und komme ihn mit seiner Tochter in der Justizvollzugsanstalt besuchen.

"Mit Crystal Meth hatte ich nie etwas zu tun!"

Minutiös bespricht die Kammer unter Vorsitz von Richter Dr. Jörg Weddig die 21 Fälle. "Ja, das ist richtig" und "das hat so stattgefunden", gesteht der Angeklagte in einer Vielzahl der Fälle. Lediglich einige Verkäufe hätten nicht stattgefunden, seien kurzfristig rückabgewickelt worden oder nur teilweise erfolgt. "Nicht immer passt die Qualität zum Preis", so der 37-Jährige. Außerdem seien einige der Bestellungen gemeinsam mit anderen erfolgt. Und: "Mit Crystal Meth hatte ich nie etwas zu tun!", betont der 37-Jährige. Er habe das Kryptohandy in wenigen Fällen Bekannten überlassen. Einer von ihnen sei im Meth-Business gewesen. Nicht so aber er.

Wenn er heute auf diese Zeit zurückblicke, denke er oft: "Oh Mann, war ich dumm, mir das aufschwatzen zu lassen". Er sei ehrgeizig, ambitioniert und habe es zu etwas bringen wollen. Nach seiner Lehre habe er "mal hier, mal dort" gearbeitet. Heute wisse er: Man kann es auch mit ehrlicher Arbeit zu etwas bringen. Das habe ihm sein letzter Job nach der U-Haft gezeigt. (Moritz Bindewald) +++

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