Woide: "Das ist gravierend!"
Millionen im Minus: Finanzlage im Landkreis spitzt sich zu
Fotos: Constantin von Butler
16.09.2025 / TANN (RHÖN) -
Die Finanzlage des Landkreises Fulda spitzt sich dramatisch zu: Das wurde zuletzt auch im Kreistag am Montag in Tann deutlich, als Landrat Bernd Woide (CDU) die Zahlen des Jahresabschlusses 2024 und die Prognosen für 2025 vorstellte. Der Landkreis schließt das vergangene Jahr mit einem Defizit von 11.739.308,18 Euro ab - und auch die Aussichten für das laufende Jahr sind düster.
Auf Basis der Hochrechnung zum 30. Juni 2025 wird ein Fehlbedarf von 23,4 Millionen Euro bis Jahresende erwartet.
Woide erwartet keine zeitnahe Verbesserung
"Die finanzielle Situation des Landkreises Fulda gerät jetzt ins Negative. Knapp 12 Millionen Euro ist das Defizit, das wir erwirtschaftet haben", erklärte Woide im Kreistag. Besonders beunruhigend sei, dass es sich hierbei nicht nur um ein vorübergehendes finanzielles Tief handeln könnte. "Ich halte das deshalb für gravierend, weil wir das in den Jahren 2010 und 2011 bereits hatten - damals hat es sich Gott sei Dank noch ins Positive entwickelt. Das sehe ich gegenwärtig jedoch nicht." Landrat: "Nicht mehr in der Lage, die Haushalte auszugleichen"
Damit stehe der Landkreis Fulda aber keineswegs alleine da. Woide verwies im Laufe der Kreistagssitzung auf einen bundesweiten Trend: "Das ist gravierend! Damit reiht sich der Landkreis in die Ergebnisse der Kommunen deutschlandweit ein. Man kann nur bis zu einem bestimmten Punkt gegen eine Strömung schwimmen - jetzt nicht mehr." Tatsächlich summierte sich das Defizit aller deutschen Kommunen und Landkreise im vergangenen Jahr auf 25 Milliarden Euro. In Hessen liegt das Minus bei 2,6 Milliarden Euro. Für Woide ist dies ein klares "Alarmzeichen dafür, dass wir nicht mehr in der Lage sind, die Haushalte auszugleichen."
Kreis- und Schulumlagen müssen erhöht werden
Besonders die sozialen Transferleistungen setzen den Landkreis unter Druck. "Besorgniserregend ist der sprunghafte Anstieg. Der Negativsaldo hat sich in den letzten Jahren verdoppelt", sagte Woide: "Wir müssen gemeinsam daran arbeiten und deutlich machen, dass es so nicht mehr weitergeht. Wir werden gezwungen werden, Kreis- und Schulumlagen zu erhöhen. Das sind keine guten Nachrichten."
CDU stellt klare Forderung an den Bund
Auch die Fraktionen des Kreistages reagierten besorgt auf die Zahlen. Thomas Hering (CDU) warnte: "Das kann nicht unkommentiert bleiben. Wir brauchen eine Strukturreform mit Mut und Klartext. Es müssen Prioritäten gesetzt werden: Wir müssen zwischen Anspruch und Bedarf unterscheiden." Laut Hering bleibe es bei einem klaren und hohen Zuschussbedarf. "Es bleibt die Forderung an den Bund: mehr Zuschuss für die Kommunen. Ich setze auf den Zusammenhalt aller Abgeordneten." Woides Fazit: "Es ist kein Geld mehr da"
Von der Opposition kamen scharfe Worte. Pierre Lamely (AfD) sagte: "Das Problem, das wir haben, sind Politiker, die ungedeckte Checks ausstellen. Es droht uns der nächste kommunale Kollaps. Hören Sie auf, Luftschlösser zu bauen und machen sie realitätsbezogene Politik." Anton Josef Rummel (Christen für Osthessen) wurde noch deutlicher: "Wenn ich Landrat wäre, dann würde ich sagen: Mit mir macht man das nicht, ich trete zurück."