Ehrenamtliche starten Aktion

Dringender Appell: So können verwaiste Igelbabys gerettet werden

Die geretteten Igelbabys wenige Stunden nach ihrer Auffindung – geschwächt, aber lebendig.
Fotos: Tierschutzverein Hersfeld

11.09.2025 / REGION - Der Spätsommer bringt nicht nur warme Sonnenstrahlen, sondern auch stille Notfälle: Igelmütter werden oft von Autos oder Rasenmähern überfahren. Viele von ihnen überleben nicht – und hinterlassen hungrige Igelbabys. Der Hersfelder Tierschutzverein e.V. ruft deshalb dringend zur Mithilfe und Achtsamkeit auf, um den kleinen Braunbrustigeln das Überleben zu sichern.



Mitte August wurde auf einem Privatgrundstück in Gerstungen eine Igelmutter überfahren. Sie wurde zu Ingrid Röschke nach Eisenach gebracht, die seit vielen Jahren ehrenamtlich verletzte Igel sowie Wildvögel gesund pflegt. Die Igelin starb in ihren Händen, doch Frau Röschke bemerkte ihr aktives Gesäuge: Igelbabys waren nun allein und in Lebensgefahr. Eine sofortige Suche, auch mit Hunden, blieb erfolglos.

Eine wahre Geschichte, die Hoffnung schenkt

In ihrer Verzweiflung wandte sich Frau Röschke an die Rehkitzrettung Bad Hersfeld. Noch in derselben Nacht suchten Ehrenamtliche mit einer Wärmebilddrohne – leider ohne Erfolg. Die Hoffnung schwand. Vier Tage nach dem Tod der Mutter geschah das kleine Wunder: Auf einem nahegelegenen Grundstück wurden sieben Igelbabys gefunden.

Sie waren geschwächt, aber lebendig, und wurden zu Frau Röschke gebracht, die sie nun liebevoll aufpäppelt und später wieder auswildert. Dank des engagierten Einsatzes vieler Helfer konnte das Leben dieser immer seltener werdenden heimischen Braunbrustigel gerettet werden.

Wann Igelbabys Hilfe brauchen

Igelbabys benötigen Unterstützung, wenn sie allein außerhalb des Nests gefunden werden, fiepen, sich nicht bewegen, unterkühlt wirken oder geschlossene Augen haben. Besonders gefährdet sind Tiere unter 250 Gramm, denn Igelmütter säugen ihre Jungen nur bis zu diesem Gewicht. Auch Tiere mit Verletzungen, Parasiten oder Anzeichen von Unterkühlung benötigen Hilfe.

So kann geholfen werden

Achtsamkeit im Straßenverkehr kann Leben retten, denn Igel sind nachtaktiv. Rasenmäher und Mähroboter sollten nur bei Tageslicht genutzt werden, Laubhaufen, Holzstapel oder Igelhäuser bieten Unterschlupf, und Heckenbereiche sollten geschont werden. Wasser und hochwertiges Katzenfutter (mindestens 60 % Fleischanteil) sollten täglich bereitgestellt werden, Milchprodukte sind tabu. Gefahren wie Teiche, Lichtschächte, Pools oder Mülltüten müssen gesichert werden. Kleine Durchgänge in Zäunen ermöglichen wandernden Igeln den sicheren Weg, und beim Umsetzen von Kompost oder Abbrennen von Gartenabfällen ist Vorsicht geboten. Laubbläser sollten vermieden, Pestizide und chemische Dünger nicht verwendet werden, Haustiere ferngehalten und heimische Pflanzen gefördert. Wissen und Bewusstsein über Igelhilfe sollten an Nachbarn und Freunde weitergegeben werden.

Gemeinsam Wunder möglich machen

Die Geschichte von Frau Röschke zeigt, was möglich ist, wenn alle zusammenarbeiten. Jeder kann helfen – sei es durch Achtsamkeit im Garten, Unterstützung bei der Pflege oder das Teilen von Wissen. Frau Röschke betreibt eine private Pflegestelle für Igel aus dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg sowie angrenzenden Regionen und wird vom Tierheim unterstützt, das Kontakte zur Notfall-Vermittlung herstellt.

Private Pflegestellen sind nicht verpflichtet, Tiere aufzunehmen, und auch Frau Röschke ist in der Hochsaison stark ausgelastet. Ein respektvoller Umgang mit ihr und anderen Pflegestellen ist daher besonders wichtig. Weitere Informationen zur Igelhilfe und rechtliche Grundlagen gibt es auf der Homepage: www.pro-igel.de. (pm/cb) +++

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