A7-Problemstelle: Talbrücke Römershag

Verstopfte Dörfer, hupende Autos und genervte Anwohner

Die Bürgermeisterin der Gemeinde Motten Katja Habersack zusammen mit dem Bürgermeister der Gemeinde Eichenzell Johannes Rothmund.
Foto: Marvin Myketin

11.09.2025 / REGION - Die zahlreichen Baustellen auf Autobahnen und Autobahnbrücken stellen ein dauerhaftes Ärgernis dar. Sie beeinträchtigen nicht nur Berufspendler und Vielfahrer, sondern im besonderen Maße auch jene, die indirekt betroffen sind. In vielen Fällen leiten Navigationssysteme den Verkehr aufgrund von Staus automatisch über Nebenstrecken um - häufig mitten durch die Dörfer.


Das größte Verkehrsproblem in der Region verursacht derzeit der Ersatzneubau der Talbrücke Römershag, welcher in 2028 fertiggestellt werden soll. Auf der A7 zwischen den Anschlussstellen Bad Brückenau - Volkers und Bad Brückenau/Wildflecken ist die Fahrbahn über mehrere Kilometer einspurig - dies führt zu erheblichen Rückstaus, die sich teilweise bis zum Fuldaer Dreieck ausdehnen. Viele Verkehrsteilnehmer weichen daher auf Landstraßen aus, um das Staugebiet zu umfahren - zum Leidwesen der Anwohner.

Davon betroffen sind die Gemeinde Eichenzell, die Gemeinde Motten und teilweise auch die Stadt Bad Brückenau. OSTHESSEN|NEWS hat ein Gespräch mit der Bürgermeisterin von Motten Katja Habersack und dem Bürgermeister von Eichenzell Johannes Rothmund geführt, um das Problem anzusprechen. Beide Bürgermeister sind selbst unmittelbar betroffen: Katja Habersacks Elternhaus liegt direkt am Ortseingang von Motten, wo der Stau täglich beginnt. Johannes Rothmund stellt sich jede Woche mehrmals für 15 Minuten an die Hauptstraße, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Beschwerden aus der Bürgerschaft gehen täglich bei beiden Rathäusern ein.

"Täglich über viele Stunden enorme Belastung"

"Jeden Tag beginnt es von Neuem - von frühmorgens bis spätabends ist eine enorme Belastung spürbar. Teilweise verhalten sich die Verkehrsteilnehmer auch rechtswidrig. Beispiele hierfür sind die Vermüllung durch Alltagsgegenstände sowie das Zurücklassen von Begleitscheinen durch Lkw-Fahrer. Hinzu kommt das Wildpinkeln einiger Fahrer. Das kommt alles nur noch auf das schon bestehende Problem", beklagt sich Katja Habersack, Bürgermeisterin der Gemeinde Motten.

Dazu kommt weiter noch, die Ortsdurchfahrt in Kothen (Gemeinde Motten) ist in einem sehr schlechten Allgemeinzustand - daraus resultiert eine zusätzliche Lärmbelastung. Im Gegensatz dazu in Motten die relativ neue Ortsdurchfahrt und die Anwohner befürchten, dass diese "wieder kaputt gefahren wird".

Die Einsatzkräfte sind ebenfalls stark eingeschränkt: Bei Veranstaltungen oder Bränden hat es die Feuerwehr schwer, durch die verstopften Straßen zu kommen. Auch Schulkinder sind besonders betroffen - viele müssen die Hauptstraßen überqueren, um zum Unterricht oder zur Bushaltestelle zu gelangen. Das wird durch den Dauerstau zu einer Gefahrenquelle.

Weiter führt es der Bürgermeister Eichenzells Rothmund gegenüber O|N noch aus: "Anwohner werden häufig nicht aus ihren Grundstücksausfahrten gelassen, da sich niemand verantwortlich fühlt, kurz anzuhalten und ihnen die Ausfahrt zu ermöglichen." Einige Schüler müssen die stark befahrene Hauptstraße überqueren, um zur Bushaltestelle oder zur Grundschule zu gelangen. Dazu hat die Gemeinde an einem Morgen mal ganz pragmatisch "à la Schülerlotse" den Kindern über die Straße geholfen.

"Das passiert, wenn man notwendige Maßnahmen zu lange hinauszögert"

Der Neubau der Brücke ist bereits seit geraumer Zeit beschlossen. Die Planungen für den Umbau begonnen bereits im Jahr 2019. Im November des vergangenen Jahres wurde festgestellt, dass die Statik der Brücke derart marode ist, dass nur noch ein 2/1 Verkehr möglich ist. Besonders die Westseite der Brücke in Fahrtrichtung Würzburg gilt als stark gefährdet. Daher verläuft der Verkehr über mehrere Kilometer von Fulda in Richtung Würzburg nur einspurig.

"Natürlich wurde nicht damit gerechnet, dass sich der Verkehr derart zurückstaut. Würde man notwendige Umbauten nicht immer wieder hinauszögern, ließen sich viele Probleme bereits im Vorfeld vermeiden. Das ist jedoch leider nicht immer möglich", äußert sich Rothmund gegenüber O|N. Hinzu kommen künftig nur noch mehr Baustellen. Die Talbrücke Welkers, die Grenzwaldbrücke Speicherz sowie die Landstraße 3307 sollen ebenfalls zeitnah saniert werden - was die Verkehrsbelastung weiter erhöhen dürfte. "Man kommt aus dem ganzen Bauen gar nicht mehr heraus - das wird sich voraussichtlich noch über mehrere Jahre hinziehen", erklären die beiden Bürgermeister.

"Bis zur Fertigstellung der Baustelle wird es keine Ideallösung geben"

Die drei zuständigen Bürgermeister der betroffenen Ortsdurchfahrten haben bereits mehrfach Besprechungen mit der Autobahn GmbH sowie den zuständigen Straßenbauämtern über mögliche Lösungen beraten. Zuständig sind auf hessischer Seite die Behörde Hessen Mobil und auf bayrischer Seite das staatliche Bauamt. "Alle Beteiligten sind in einem konstruktiven Austausch, um eine Lösung zu finden, mit der die kommenden drei Jahre gut bewältigt werden können", erklärt die Bürgermeisterin der Gemeinde Motten im Gespräch mit O|N.

Derzeit werden verschiedene Lösungsansätze diskutiert. Eine Möglichkeit ist die Optimierung der Baustelleneinrichtung, um Auffahrunfälle und Verkehrsbehinderungen auf der einspurigen Strecke zu vermeiden. Auch eine Änderung der Einspurigkeit wird erwogen - etwa durch einen wechselweisen Verkehr auf beiden Fahrbahnseiten. Bei höherem Verkehrsaufkommen auf einer Seite könnte diese temporär zweispurig geführt werden - dies ist jedoch schwierig umzusetzen, da die Statik der Westseite in Richtung Würzburg deutlich schlechter ist als die der gegenüberliegenden Seite.

Als realistischste Maßnahme gilt ein Abfahrverbot für den Schwerlastverkehr - nach dem Vorbild der A8 bei Rosenheim, wo ein solches Verbot bereits besteht. Die Umsetzung eines solchen Verbots gestaltet sich jedoch schwierig. Bei der A8 handelt es sich um eine klassische Abfahrt auf eine Landstraße. Bei unserer Situation führt der Weg zur Landstraße über die A66 - entsprechend müssten Verkehrsschilder sowohl auf der A7 als auch der A66 angebracht werden. Das Verbot würde jedoch ausschließlich für Lkw gelten, die von der A7 kommen. Eine logistische Umsetzung wäre grundsätzlich möglich. Derzeit prüfen die Verantwortlichen zusammen mit der Polizei verschiedenste Optionen und wägen ab, wie sich das Problem zumindest teilweise entschärfen lässt.

Zum Abschluss appellieren die beiden Bürgermeister noch an die Kraftfahrer: "Bitte bleiben Sie auf der Autobahn - auch wenn es mal zehn Minuten länger dauert." Die Hoffnung auf eine langfristige Entlastung bleibt bestehen - konkrete Lösungen sind jedoch bislang nicht in Sicht.
(Nicolas Kraus)+++

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