17 Millionen Euro Kosten

Aus Kläranlage wird Energiewerk - Konzept ist deutschlandweit Vorreiter

Die Kläaranlage in Bad Kissingen wird für 17 Millionen Euro saniert.
Fotos: Rene Kunze

05.09.2025 / BAD KISSINGEN - Es ist ein großes Projekt und außerdem Vorreiter in ganz Deutschland: die Sanierung der Kläranlage in Bad Kissingen (bayrische Rhön). Am Donnerstagmittag lud der Bad Kissinger Oberbürgermeister Dr. Dirk Vogel (SPD) zu einem Gespräch ein, um die Hintergründe und Details des Vorhabens zu erläutern.



Mit einem Investitionsvolumen von rund 17 Millionen Euro ist das Vorhaben kein kostengünstiges. Das soll sich aber definitiv lohnen. Der aktuelle Stand Kläranlage: Sie ist alt und braucht viel Strom. Damit soll nun aber Schluss sein. Der Plan: Bis 2027 soll die Anlage CO₂-neutral betrieben, unabhängig von fossilen Energieträgern und weitgehend autark von Fremdenergie arbeiten.

"In Bad Kissingen ist die Kläranlage ein ganz wichtiger Teil, ein zentraler Punkt in der Infrastruktur", stellte Vogel klar. Nach über 40 Jahren Nutzungen ist es jetzt aber an der Zeit sie zu erneuern. "Wir werden die Anlage in die Zukunft führen. Wir wollen es nicht nur neu, sondern ganz anders machen." Er ergänzte: "Wir haben ein Konzept und ein Modell gefunden, das in Bayern und Deutschland für Interesse sorgen wird." Der genaue Plan: Umgesetzt werden sollen einerseits Effizienzmaßnahmen, die den Wärme- und Strombedarf der Anlage reduzieren, andererseits soll der fossile Energieträger Erdgas komplett durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Auch der Strombezug aus dem öffentlichen Stromnetz soll so weit wie möglich reduziert werden.

5 Millionen Euro Förderung

Dieses Konzept ist besonders und ganz deutschlandweit Vorreiter. "Mit dieser Idee haben wir an einem Wettbewerb teilgenommen und ihn gewonnen. Von 178 Teilnehmer wurden vier ausgesucht. Diese erhalten Förderungen, wir bekommen daher 5 Millionen Euro und eventuell auch etwas mehr", sagte der Referatsleiter für Tiefbau in Bad Kissingen, Thomas Hornung. Diese Förderung ist wichtig, denn das gesamte Volumen der Investition beträgt 17 Millionen Euro. "Es ist eine Besonderheit, dass im Bereich Abwasser etwas gefördert wird", erklärt Hornung.

Die Umsetzung des Planes soll folgendermaßen gelingen: Auf den fossilen Energieträger Erdgas wird künftig komplett verzichtet. Die Wärme, die bislang das Erdgas im Blockheizkraftwerk sowie im Spitzenlastkessel lieferte, kommt künftig von einer Wärmepumpe. Konkret wird dem gereinigten Abwasser im Ablauf der Kläranlage Wärme entzogen und der geplanten Wärmepumpe zugeführt. Diese hebt das Temperaturniveau mithilfe elektrischer Energie an, um Prozesswärme für das Betriebsgebäude sowie zur Beheizung der Faulbehälter bereitzustellen. Ergänzend soll eine Photovoltaikanlage Strom erzeugen. Der Strombezug aus dem öffentlichen Stromnetz wird damit so weit wie möglich reduziert. Ein Batteriespeicher und ein Faulgaspeicher entkoppeln Energieangebot und Energieverbrauch. Im seltenen Bedarfsfall erfolgt der Zukauf von Netzstrom.

Insgesamt bedeutet das, dass Energiekosten sich deutlich reduzieren, während gleichzeitig die Einnahmen durch Stromeinspeisung in das Stromnetz steigen. "Wir investieren, um langfristig zu sparen", stellte der Referatsleiter abschließend klar. (kg) +++

X