Rund 650 Jobs betroffen
Autozulieferer ae Group macht dicht - 134 Jobs in Hersfeld-Rotenburg fallen weg
Der Autozulieferer ae Group macht dicht!
Fotos: Hans-Hubertus Braune
02.09.2025 / NENTERSHAUSEN/GERSTUNGEN -
Paukenschlag: Der traditionsreiche Zulieferer ae Group stellt seine Produktion zum Jahresende endgültig ein! Das Unternehmen, das Aluminium-Druckgussteile fertigt, hatte im Februar 2024 Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet - doch die Sanierung scheiterte, und ein Investor war nicht zu finden.
Die Standorte in Thüringen (Gerstungen) und Nordhessen (Nentershausen) werden geschlossen. Nach Unternehmensangaben verlieren insgesamt rund 650 Mitarbeiter ihre Stellen – davon 549 im Wartburgkreis, Thüringen und 134 im Landkreis Hersfeld-Rotenburg in Hessen. Die beiden Standorte in Nentershausen und Gerstungen-Untersuhl sind nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Die Schließungen treffen die Region an der ehemaligen innerdeutschen Grenze hart.
Den Betroffenen wird der Übergang in eine Transfergesellschaft angeboten, begleitet von einem Sozialplan mit bis zu sechs Monaten Lohnfortzahlung sowie Weiterbildungs- und Vermittlungsangeboten. Insbesondere in Gerstungen und Nentershausen trifft das Aus viele Fachkräfte und junge Beschäftigte. Trotz umfassender Investorensuche (OSTHESSEN|NEWS berichtete bereits im Juni) - weltweit wurden 146 Unternehmen kontaktiert - kam laut mehreren Medienberichten kein tragfähiges Angebot zustande. Auch ein Angebot aus Aachen war am Widerstand des Hauptkunden ZF Friedrichshafen gescheitert.
Bereits am Freitag hatte sich Bundestagsabgeordneter Wilhelm Gebhard (CDU) zu einer möglichen Schließung geäußert: "Die Wirtschaft braucht mehr denn je die Rückendeckung der Politik", erklärte der Bundestagsabgeordnete Wilhelm Gebhard. "Es ist erschütternd zu hören, dass trotz aller Bemühungen, potenzielle Investoren (146 Anfragen weltweit) zu gewinnen, bisher kein Erfolg gelang. Wir stehen möglicherweise vor einer Schließung, die für die Region eine katastrophale Folge hätte."
Als Gründe für die Schieflage nannte der Bundestagsabgeordnete hohe Energiepreise, steigende Bürokratiekosten und die angespannte Lage in der deutschen Automobilindustrie. "Diese Faktoren zeigen, wie stark der Strukturwandel in der Automobilzuliefererindustrie die Unternehmen belastet", erklärte Gebhard. "Die Situation bei der ae Group ist ein trauriges Beispiel für die Schwierigkeiten, vor denen viele Unternehmen in Deutschland stehen."
Stimmen aus der Region
Am Montag äußern sich auch weitere Politiker aus der Region. In einem Statement erklärt Michael Weinert, Bürgermeister von Nentershausen (unabhängig): "Die Ankündigung der Schließung der ae Group in Nentershausen und Gerstungen hat uns nicht völlig überrascht. Wir hatten die Hoffnung, dass es eine Lösung durch einen Investor gibt. Zum jetzigen Zeitpunkt liegen uns nur sehr wenige Informationen vor. Wir wissen, was das für die betroffenen Beschäftigten bedeutet – für sie und ihre Familien ist das ein harter Schlag. Wir stehen in engem Austausch mit allen relevanten Stellen und setzen uns dafür ein, dass es schnell Klarheit gibt und den Menschen vor Ort geholfen wird. Für mich als Bürgermeister stehen die Menschen im Vordergrund. Für unsere Gemeinde, Region und weitere Unternehmen (Gaststätten, Hotel, usw.) ist das ebenfalls ein Einschnitt in vielen Bereichen. Die Gemeinde steht solidarisch an ihrer Seite."
Landrat Torsten Warnecke (SPD) erklärt: "Die Schließung der ae Group-Standorte in Gerstungen und Nentershausen ist sehr bedauerlich. Das Unternehmen war viele Jahre im Landkreis aktiv. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Landkreis waren neben dem Standort in Nentershausen, auch am Thüringer Standort in Gerstungen beschäftigt. Dass ausgerechnet im produzierenden Gewerbe diese Einschläge zu verzeichnen sind, ist sicherlich der Exportorientierung und dem zunehmend chaotischen Weltmarkt geschuldet. In der Vergangenheit gab es mit dem Werksleiter aus Nentershausen diverse Gespräche, dass der Standort nachhaltig attraktiver wird. Beispielsweise ist dabei, die deutliche Verbesserung des Mobilfunknetzes für das Unternehmen und die Region zu nennen. Gemeinsam mit anderen Institutionen bemühen wir uns gerade die Auszubildenden mit neuen Perspektiven zu versehen. Dabei geht es darum, dass andere Unternehmen, die Auszubildenden - immerhin gut 30 Personen - übernehmen. Die Bundesagentur für Arbeit, die sicherlich auch länderübergreifend, Lösungen erarbeiten wird, ist die eine Seite. Zudem können Unternehmen, die gut ausgebildete Mitarbeiter suchen, auf die ehemaligen Mitarbeiter der ae Group zukommen." (Mathias Schmidt) +++