Der Kampf gegen Blutkrebs!

Zwischen Todesdiagnose und Mut: Osthesse rettet Sechsjährigem das Leben

Herzergreifend: Daniel Schäfer aus Rotenburg an der Fulda (links) rettete dem kleinen Robin das Leben.
Fotos: Privat

30.08.2025 / ROTENBURG/F. - Es gibt Momente im Leben, die sind so emotional, dass Worte kaum ausreichen. Genau so war es auch, als der sechsjährige Robin aus Kiel endlich den Mann treffen durfte, der ihm eine zweite Chance auf Leben geschenkt hat. Daniel Schäfer (32) aus Rotenburg an der Fulda (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) war vor zweieinhalb Jahren der passende Stammzellspender - und damit Robins Lebensretter. Nun standen sich die beiden zum ersten Mal gegenüber. Tränen, Gänsehaut und unendliche Dankbarkeit begleiteten diesen besonderen Augenblick.


Robin war gerade einmal vier Jahre alt, als er die Diagnose erhielt: eine seltene Form von Blutkrebs. Statt unbeschwert zu spielen, Lego zu bauen und Spaghetti zu essen, verbrachte der aufgeweckte Junge viele Tage in Krankenhauszimmern.

Die Diagnose: Ein Kind kämpft gegen den Tod

Für seine Eltern war die Situation kaum auszuhalten. Denn ohne einen passenden Stammzellspender hat ein Kind wie Robin kaum eine Chance. Chemotherapien können die Krankheit zwar eindämmen, doch oft reicht das allein nicht aus. Erst durch die Übertragung gesunder Stammzellen kann das zerstörte Immunsystem wieder aufgebaut werden. Für die Patienten bleibt nur die Hoffnung, dass irgendwo auf der Welt ein Fremder mit dem passenden genetischen Schlüssel registriert ist - und bereit ist, zu helfen. "Wir haben durchgehend nach Spendern gesucht - aber eigentlich ist es eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen", fasst Robins Vater Christoph die Situation zusammen.

Die rettende Nachricht bringt neue Hoffnung

Und dann, als die Hoffnung immer geringer wurde, brach für die Familie von Robin ein Moment purer Erleichterung an: Aus Angst und Ungewissheit wurde plötzlich Hoffnung - ein passender Spender wurde gefunden. "Auf einmal bot sich eine Perspektive. Es war ein unfassbarer Motivationsschub", sagt Robins Vater. Für den Sechsjährigen bedeutete diese Nachricht den Beginn einer langen Reise. Er wurde auf eine Spezialstation verlegt, in der die Patienten abgeschirmt auf isolierten Zimmern liegen. Sein Immunsystem wurde bewusst auf null gesetzt - ein radikaler, aber notwendiger Schritt, um Platz für die neuen, lebenswichtigen Stammzellen zu schaffen. Mit der Spende zog ein neues Immunsystem in den kleinen Körper ein. Für Robin war es der Start in ein zweites Leben.

Ein Fremder wird plötzlich zum Lebensretter

Auch für Daniel Schäfer begann die Geschichte einige Jahre zuvor. Ein Musiker aus seiner Region war an Blutkrebs erkrankt - das brachte ihn dazu, sich bei der DKMS registrieren zu lassen. "Ein halbes Jahr nach der Registrierung bekam ich den Anruf, dass ich für ein anderes Kind infrage kommen könnte", erinnert sich der Osthesse.

Wenig später stand fest: der 32-Jährige ist tatsächlich der passende Spender. Eine Nachricht, die für Robin alles bedeutete - und für den jungen Mann aus Hessen der Beginn einer besonderen Aufgabe wurde. "Wenn man Knochenmarkspende hört, dann denkt man sofort an die Wirbelsäule. Ich hatte riesigen Respekt davor. Aber in den Vorgesprächen wurde mir die komplette Angst genommen", beschreibt er das Prozedere. Schließlich folgte die Entnahme aus dem Beckenkamm, unter Vollnarkose, begleitet von Anspannung und Hoffnung zugleich.

Für Schäfer war es ein Eingriff - für Robin jedoch der Schlüssel zu einer Zukunft. "Für die Chance, ein Leben zu retten, steht die eigene Angst in keinem Verhältnis", sagt er - und schenkte so einem kleinen Jungen eine zweite Lebenschance.

Briefe voller Mut

Nach der Spende konnte Daniel zunächst nur anonym Genesungswünsche schicken. Vier bis fünf Briefe tauschten Robin und seine Familie mit ihm. Zwei Jahre später fragte die DKMS an, ob die Anonymität aufgehoben werden könne -und das erste Telefonat zwischen Retter und Familie folgte.

Nun kam es endlich zum persönlichen Treffen in Kiel. "Es war unglaublich bewegend. Vom ersten Moment an hatten alle einen Kloß im Hals und Tränen in den Augen", sagt Christoph. Auch der Lebensretter ringt um Worte: "Es ist unfassbar schwer emotional zu greifen. Für mich war es eine kleine Spende -aber für den Robin war das die Entscheidung über Leben und Tod."

Ein unsichtbares Band, das verbindet

Zwischen Robin und Daniel scheint sofort eine besondere Verbindung entstanden zu sein. Gemeinsamkeiten wurden schnell entdeckt - beide sind glühende Dortmund-Fans. "Wir sind ihm enorm dankbar. Er hat Robin eine Chance auf ein neues Leben ermöglicht. Wir hatten schon anhand des Briefkontaktes das Gefühl, dass er ein unglaublich guter Mensch sein muss", betont Robins Vater.

Der 32-Jährige selbst bleibt bescheiden: "Ich kriege Lob für etwas, was für mich kein großer Akt war. Aber für Robin war es lebensrettend." Doch der Moment, den kleinen Kämpfer glücklich, lachend und voller Energie zu sehen, bleibt für ihn unvergesslich. "Den Robin kennenzulernen und die Geschichte zu hören, war einfach besonders."

Ein erstes Treffen, das garantiert nicht das letzte war -und ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, sich als potenzieller Spender registrieren zu lassen. Denn, wie die DKMS betont: Nur ein Prozent aller Registrierten wird tatsächlich einmal als Spender gebraucht. Doch für diejenigen, die dann ein Match sind, bedeutet es alles -so wie für Robin.
(Constantin von Butler) +++


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