Sebastian Mock übernimmt

"Turnaround geschafft!" – Bittner übergibt Klinikleitung mit klarer Botschaft

Übergabe mit Symbolkraft: Katja Bittner übergibt die Klinikleitung an Sebastian Mock.
Fotos: Carina Jirsch

08.08.2025 / BAD HERSFELD - Etwas mehr als ein halbes Jahr lang hat Katja Bittner das Ruder in einer der größten Krisen des Klinikums Hersfeld-Rotenburg übernommen – mit klaren Schnitten, mutigem Tempo und spürbarem Erfolg. Nun ist die Interimsmanagerin wieder im Aufbruch: Am Donnerstag wurde Sebastian Mock als neuer Geschäftsführer vorgestellt. Der 34-Jährige übernimmt in denkbar schwieriger Lage – aber mit einem Team, das, wie er sagt, "unfassbar motiviert" sei.



Die wirtschaftliche Lage der Klinik war zur Übernahme von Bittner angespannt: 40 Millionen Euro Defizit, massive Betriebskosten und ein Sanierungsdruck, der sogar das Land Hessen zum Nein gegen ein Darlehen veranlasste. Katja Bittner, die seit Januar an der Spitze des Hauses steht, stellte sich dieser Herausforderung mit Erfahrung und Konsequenz – und hat in nur sieben Monaten ein Maßnahmenpaket umgesetzt, das Wirkung zeigt.

Wirtschaftliche Wende geglückt?

"Es war eine unheimlich intensive Zeit", blickte Bittner zurück. Die Managerin war kurzfristig angesprochen worden – und sagte ebenso spontan zu, wenn auch nicht unüberlegt. Wer sie kennt, wisse, dass sie mit "100 Prozent Herzblut" arbeite. Ihre Entscheidung, die Leitung zu übernehmen, sei richtig gewesen: "Sowohl für mich als auch für das Klinikum." Bittner war für neun Monate eingesetzt worden, um die wirtschaftliche Wende einzuleiten.

Zentrale Punkte ihrer Reform: die Zusammenlegung der Intensivstationen, die Neuorganisation der Notaufnahme, ein neues Belegungsmanagement – und spürbare Fortschritte im Außenbild. "Wir haben nicht einmal unsere Station abmelden müssen – zuvor war es zwei- bis dreimal pro Woche", betonte Bittner. Die Folge: "Es ist beim Rettungsdienst angekommen, dass wir wieder fähig sind, Patienten aufzunehmen."

Voraussetzungen für den Erfolgskurs

Der finanzielle Sanierungsplan ist ambitioniert, aber greifbar. Durch die Abschaffung von Honorarkräften – allein so spart das Klinikum einen siebenstelligen Betrag jährlich – und strukturelle Anpassungen sieht Bittner die Klinik wieder auf Kurs: "Wenn wir die Krankenhausreform ausklammern, dann wäre es rein theoretisch möglich, in fünf Jahren defizitfrei zu sein." Voraussetzung: keine Honorarkräfte, bessere Prozessstruktur, klare Leistungsorientierung.

Auch personell gab es Einschnitte. Insgesamt seien einige Stellen gestrichen worden – aber: "Wir haben 20 medizinische Abteilungen. Es gibt noch keine konkrete Personalplanung." Die Krankenhausreform bringe zusätzliche Unwägbarkeiten mit sich.

Die neue Struktur soll aber nicht nur Kosten sparen, sondern medizinisch stärken: Mit der Integration des Herz-Kreislauf-Zentrums an den Standort Bad Hersfeld werde ein "großer Schritt nach vorne" gemacht. "Wir kommen dem Versorgungsauftrag nach", betonte Bittner – und das zu geringeren Kosten. Ihr Fazit: "Wir haben den Turnaround geschafft! Ich kann mit einem guten Gefühl ausscheiden."

"Ein hervorragendes Team"

In diese neue Ordnung steigt Sebastian Mock ein – als Geschäftsführer für den gesamten Klinikverbund. Der 34-Jährige, zuletzt verantwortlich für mehrere Helios-Standorte, bringt operative Erfahrung und Führungsstärke mit. "So richtig detailliert kann ich das Ganze noch nicht berichten", sagte Mock bei seiner Vorstellung, "aber ich habe das Gefühl, ein hervorragendes Team zu haben."

Mock will schnell handeln. Die sonst üblichen 100 Tage zur Einarbeitung gibt er sich selbst nicht: "In unserer Situation muss es schneller gehen." In den nächsten zwei Monaten wolle er die Häuser und Strukturen bestmöglich kennenlernen – und dabei eng mit dem Team arbeiten. "Wir sind motiviert, weil uns die Klinik am Herzen liegt – und das soll auch in 40 Jahren noch so sein."

Bittner ist überzeugt, dass ihr Nachfolger den eingeschlagenen Weg fortsetzen wird: "Ich habe ein gutes Gefühl bei Herrn Mock. Er wird es im gemeinsamen Sinn weiterführen." Die Übergabe soll nahtlos verlaufen – und das Klinikum weiter stabilisieren. Klar ist: Die Richtung stimmt. Doch die Herausforderungen bleiben. (Constantin von Butler) +++

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