"Man muss Flöhe husten hören"
Frühste Frühchen-Versorgung am Klinikum Fulda bis Ende 2027 gesichert
Fotos: Carina Jirsch
08.08.2025 / FULDA - Ein kleines rotes Herz ziert das Namensschild von Prof. Dr. med. Reinald Repp, dem Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Klinikum Fulda. Das winzige Symbol fällt erst auf den zweiten Blick ins Auge und ist doch so bezeichnend für den Mediziner und seine Tätigkeit. Mit seinem Team ist er tagtäglich für die jüngsten Menschen im Einsatz: Die Frühgeborenen im Perinatalzentrum des Krankenhauses. Dieses soll nun erneut den Status "Level 1", der höchsten Versorgungsstufe für Frühchen unter einem Geburtsgewicht von 1.250 Gramm, erhalten.
In Deutschland werden Perinatalzentren in verschiedene Versorgungsstufen eingeteilt, wie Repp am Donnerstagmorgen im Interview mit OSTHESSEN|NEWS erklärt. Zentren mit Level 2 dürfen Frühchen mit mindestens 1.250 Gramm Geburtsgewicht bzw. Kinder, die ab der 29. Schwangerschaftswoche geboren werden, versorgen. Die Level 1-Versorgung setzt noch deutlich früher an: Bereits Kinder unter 1.250 Gramm, ab der Grenze der Lebensfähigkeit, können hier auf höchstem Niveau behandelt werden.
Ab wann gilt ein Kind als "lebensfähig"?
Doch wo liegt diese Grenze? Fulda hat hier eine Vorreiterrolle. "Wir hatten 2010 und 2019 zwei Frühgeborene, die mit 21 Wochen und fünf Tagen und 21 Wochen und vier Tagen auf die Welt gekommen sind – das war damals ja auch weltweit die Grenze, da gab es jeweils keine früher geborenen Frühgeborenen auf der Welt, die gut überlebt haben", erklärt der Mediziner.Für das Klinikum Fulda – als eines von zehn Krankenhäusern in Hessen - ist die bevorstehende, erneute Einstufung als Level 1-Institution für die Versorgung von Frühgeborenen sowohl gewollte Herausforderung als auch Belohnung. Denn dahinter stehen nachweisbare und lebende Ergebnisse. Jedes Jahr müssen Perinatalzentren in Deutschland, so auch das des Klinikums Fulda, die Ergebnisse der im Vorjahr behandelten Kinder dem Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) melden. Neben Geburtsgewicht und Schwangerschaftswoche bei der Geburt werden darin unter anderem auch Komplikationen abgefragt.
"Ich bin immer wieder fasziniert"
Doch warum ist seine Station so erfolgreich? Für Repp liegt das ganz klar an seinem Team. "Ich kann aus Überzeugung sagen, dass wir ein ganz tolles Team haben und gerade in kritischen Situationen und ich immer wirklich fasziniert bin, wie super das klappt. Ganz, ohne dass man hektisch wird – obwohl es wirklich um Leben und Tod geht bei den kleinen Kindern – entwickelt sich immer eine eigendynamische, ganz schnelle perfekte Organisation", schwärmt er. Es sei eben für alle das Allerwichtigste, dass die Kinder die geringsten Risiken für Komplikationen und so die besten Chancen haben, zu überleben. Fünfeinhalb Pflegekräfte für ein Kind
Gerade in der ersten Zeit benötigen Level 1-Frühgeburten zudem eine 1:1-Betreuung. Rein rechnerisch bedeutet das: Auf ein Kind kommen fünfeinhalb Pflegestellen, um rund um die Uhr die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. "Die sehr starke Zunahme der Patientenzahlen - auch, wenn wir uns freuen, dass die Menschen Vertrauen haben und zu uns kommen –, das geht nur aufgrund des enormen Engagements in der Pflege." 50 Stellen sind in der Kinderklinik im Bereich Pflege besetzt, dazu sieben Arztstellen. Bei allen Kindern freue sich das Team extrem, wenn sie im besten Zustand nach Hause gehen können. Für Repp ganz klar das Größte, Emotionalste an seinem Job. Auf die Frage, ob da auch manchmal ein Freudentränchen laufe, antwortet der Arzt zwar, dass das nicht mehr unbedingt die Regel sei. Doch sein Blick, beim Gedanken an die glücklichen Familien nach all dem Bangen und Hoffen, sagt mehr als tausend Worte. (Sabrina Ilona Teufel-Hesse / Christian P. Stadtfeld) +++