Digitalministerin zu Besuch bei O|N
Prof. Kristina Sinemus: "Wir holen die weißen Flecken von der Mobilfunk-Karte"
Fotos: Carina Jirsch
13.08.2025 / FULDA -
Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus (CDU) kam zum Redaktionsgespräch zu OSTHESSEN|NEWS nach Fulda-Neuenberg. Wir haben nach einem Leseraufruf bei der obersten Digital-Chefin im Land nachgehakt, wie die weißen Flecken auf der Mobilfunknetz-Karte in Osthessen verschwinden sollen. Außerdem ging es um Themen wie KI, die Digitalisierung in den Kommunen und Spekulationen um das Amt der Bundesdigitalministerin. Aus dem Nähkästchen wurde auch geplaudert - was für die Politikerin im Digitalministerium digitaler werden sollte und warum Mode ihre Leidenschaft ist.
Kein Empfang in der Ortsmitte oder im Wald, stockende Gespräche im Auto, mobile Daten? Das Thema Funklöcher in Osthessen bewegt viele Menschen in der Region - besonders in den zahlreichen kleineren Gemeinden im ländlichen Raum. Nach unserem Leseraufruf haben uns einige Rückmeldungen erreicht, die O|N gesammelt und im Rahmen des Gesprächs an hessische Digitalministerin übergeben hat.
"Wir tun viel, um deutlich schneller voranzukommen"
Die CDU-Politikerin zeigt sich entschlossen, den Ausbau weiter massiv voranzutreiben - räumt aber auch ein: Die Bedingungen in Hessen sind anspruchsvoll. Mit über 40 Prozent Waldanteil zählt Hessen zu den waldreichsten Bundesländern - eine große Herausforderung für den Infrastrukturausbau. Dennoch hat sich einiges getan: Seit April 2022 wurden rund 30 Prozent der weißen Flecken im Land geschlossen - 87 Prozent der noch bestehenden liegen in Waldgebieten. "Es ist schon viel passiert und wir gehen den Weg konsequent weiter."Kommunen digital stützen
"Anders als andere Bundesländer fangen wir in den kleinen Kommunen an, bevor wir die Digitalisierung im urbanen Raum angehen", erklärt die Unternehmerin. Hier gäbe es geringere Latenzen bei der digitalen Nutzung. Dafür gibt es viele Projekte - dem DRK in Neuhof hatte die 61-Jährige kürzlich beispielsweise im Rahmen des Ehrenamt-Förderprojekts "Ehrenamt digitalisiert!" einen Scheck in Höhe von 13.000 Euro überreicht. "Wie digital ist eigentlich Ihr eigenes Büro, Frau Sinemus?"
Auch in ihrem eigenen Büro setzt sich die Ministerin für Digitales dafür ein, noch digitaler zu werden. "Mir ist es noch zu analog", beantwortet sie unsere Frage. Die Dokumentablage werde aktuell digitalisiert, ihrer Meinung nach könnte man deutlich mehr Papier einsparen. "Auch einen Chatbot für unser Digitalministerium fände ich super!", träumt die Ministerin, die vor ihrem Wechsel in die Politik erfolgreiche Unternehmerin war. Sie selbst zeichnet gerne ihre Ideen auf Papier "Für kleine Piktogramme oder Brainstorming-Skizzen greife ich auch noch zum Papier." Postmappen würde sie beispielsweise aber gerne abschaffen - doch viele Kollegen fühlen sich mit den analogen Elementen oft noch sicherer, erzählt sie im Gespräch mit O|N. Warum Hessen und nicht ganz Deutschland?
Warum hat Prof. Dr. Kristina Sinemus das Amt der Bundesdigitalministerin nicht übernommen? Die hessische Digitalministerin antwortet gelassen - und verweist auf klare politische Entscheidungen in Berlin. "Schon vor der Bundestagswahl hatte sich die CDU für ein starkes Bundesdigitalministerium mit Führung durch einen externen Experten ausgesprochen. Ich freue mich daher sehr für Friedrich Merz, dass dieses Versprechen erfolgreich gehalten wurde." Dass sie nicht nach Berlin gegangen ist, bedauert sie nicht. "Wir haben in Hessen genug zu tun - und einiges davon kann man durchaus als Blaupause für den Bund betrachten." Ihre gesammelten Erfahrungen fließen inzwischen direkt in die Bundespolitik ein. "Die Themen wiederholen sich - manchmal fühlt es sich an wie ein Déjà-vu", sagt sie mit einem Schmunzeln. Stylisch durch digitale Themen
Etwas ganz anderes, das Prof. Dr. Kristina Sinemus neben ihrem beruflichen Dasein als Politikerin und Unternehmerin ausmacht: Ihr stylisch-farbenfroher Kleidungsstil. Auf die Frage, warum sie gerne bunte Kleidung trägt, antwortet die Mutter von zwei Töchtern folgendes: "Ich habe schon immer ein Faible für Mode, bereits als Studentin habe ich mir Sachen selber genäht." Für sie drücke Mode Persönlichkeit aus - gleichzeitig verbindet sie auch. "Meine jüngere Tochter ist da genauso, zusammen haben wir die Stoffe für ihr selbst gestaltetes Abiballkleid ausgesucht", freut sich die 61-Jährige.Die hessische Ministerin für Digitalisierung und Innovation zeigte im Gespräch, wie vielseitig und herausfordernd die digitale Transformation in Hessen - und darüber hinaus - ist. Ob Funklöcher, KI oder Verwaltung: Die Ministerin denkt digital und pragmatisch, aber auch mit Blick auf die Menschen. Ihr Ziel ist klar: Digitalisierung als Chance für alle. Und dabei darf auch ein bisschen Farbe im Alltag nicht fehlen. (Emely Schrön) +++