Im Fürstensaal
Große Lehrer für junge Klaviervirtuosen: Eröffnungskonzert der Pianale
Alle Fotos: Martin Engel
30.07.2025 / FULDA -
Es grenzt an ein kleines Wunder, dass in einer Stadt von der Größenordnung Fuldas gleich zwei musikalische Großereignisse entwickelt wurden – beide mit längst weit über Fulda und Deutschland hinaus strahlendem Ruhm. 2004 wurde der Musicalsommer in Fulda geboren, 2006 die Pianale. Und die wurde am gestrigen Abend im Fürstensaal eröffnet.
Endlich volljährig – die Pianale
Beide Formate stehen für Innovationsfreude, für Mut und langen Atem, für Ehrgeiz und die leidenschaftliche Liebe zur Musik. Sie leben von ihren Gründern und deren Hingabe an ihre Idee. Sie zeigen auf hervorragende Weise, dass und wie Musik über Länder- und Sprachgrenzen hinweg verbindet. Sie zeigen aber auch, dass man für große Ideen Verbündete braucht. Die Liebe und der Tod
Uta Weyand-Schäfer eröffnete das Dozentenkonzert mit dem fünften Stück aus den "Goyescas" von Enrique Granados – einem hier eher wenig bekannten spanischen Komponisten. Sein Goya-Zyklus ist von Radierungen des Maler Francisco Goya inspiriert. Damit wusste man in etwa, was Granados musikalisch umsetzen würde – die Hell-Dunkel-Effekte und Kontraste, die so typisch sind für Goya. "El Amor y la Muerte" bot dafür reichlich Anschauungsmaterial: Ein spanischer Kavalier stirbt in den Armen seiner Geliebten, und die musikalische Palette reicht dabei von melancholisch verhangen über klagend versunken bis hochdramatisch. Ganz klar, ein Spanier stirbt mit Grandezza, und nicht anders. Viel heißblütige Leidenschaft und theatralisches Lieben und Sterben also zu Beginn des Konzerts. Brahms’scher Impressionismus
Was für ein Gegensatz dazu dann die drei Intermezzi op. 117 von Johannes Brahms! Es schien, als wehe ein angenehm kühler Abendwind durch den Fürstensaal. Der Finne Matti Raekallio – ein Lehrer Igor Levits! – ist seit 2013 Mitglied des Pianale-Dozententeams. Er spielte die Intermezzi zurückhaltend, angemessen diesen "Wiegenliedern meiner Schmerzen", wie Brahms sie einmal betitelt hat. Diese Spätwerke sind in sich versunkene, kontemplative Stücke. Alles wird auf Gesten verkürzt und verdichtet – so entsteht ein fast impressionistischer Eindruck beim Hören.Anmut und Kraft à la Debussy
Denn dann spielte Raekallio drei Stücke von Debussy. Zunächst das Prélude Nr. 8 "La fille aux cheveux de lin", dann Prélude Nr. 12 "Minstrels" und das Einzelstück "L’isle joyeuse". Das Prélude über das flachsblonde Mädchen ist inspiriert von einem Gedicht des heute kaum noch bekannten Leconte de Lisle und gehört sicher zu den bekanntesten Stücken Debussys. Kein Wunder, die träumerische Musik verzaubert sofort. "Minstrels" waren Komödianten, die stark geschminkt und mit stummfilmreifer Gestik auftraten, und hochdramatisch, ja fast schon theatralisch ist auch die Musik Debussys.Populär-Virtuoses zum Schluss
Auf einem Eröffnungskonzert der Pianale darf Frederik Chopin nicht fehlen, ist er doch ein beliebter Wettbewerbs-Komponist. Der weltweit gefragte italienische Konzertpianist Alberto Nosé ist ein meisterhafter Virtuose, und erstmals auf der Pianale dabei. Er hatte die vier Balladen Chopins ausgewählt, Stücke, die große technische Brillanz erfordern, sonst findet Schiffe versenken im Hafen statt.