Schüler der AvH mit Gründungsideen
Unternehmensgeist am Gymnasium: 26 Geschäftsideen in vier Tagen
Fotos: Traudi Schlitt
20.07.2025 / LAUTERBACH -
Darüber, dass man an der Schule fürs Leben lernen sollte, sind sich alle einig. An der AvH in Lauterbach wurde diesem Gedanken kurz vor den Ferien mit fast einer ganzen Woche Rechnung getragen: Unter der Federführung von Studiendirektor Oliver Stoy und in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung des Vogelsbergkreises fand für die 120 Schülerinnen und Schüler der E-Phase ein Gründungsworkshop statt. Professionell unterstützt und begleitet wurde dieser von zahlreichen Kooperationspartnern und Unternehmen.
Als Unterstützer dafür waren am ersten Tag Andrea Ortstadt und Stefanie Feuerfeil von der Wirtschaftsförderung des Vogelsbergkreises vor Ort. Benjamin Stuchly vom Regionalmanagement Mittelhessen und Sabine Glinke vom Technologie- und Innovationszentrum Gießen nahmen teil, genauso wie Jeremias Rockel von der zweikopf-Agentur und Alexander Goller von GOMEDIIA – beides ehemalige Schüler der AvH.
Die Arbeitsphasen in den kommenden Tagen waren geprägt von unterschiedlichen Schritten auf dem Weg zum Pitch: Das Ziel der Woche war, dass die Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen – 26 an der Zahl – Ideen für ein Unternehmen entwickeln, diese Ideen bewerten und anhand verschiedener Recherchen und Analysen auf ihre Erfolgsaussichten hin prüfen. So galt es u.a. Zielgruppen zu identifizieren, Finanzierungen auszuloten, Fördermittel zu beschaffen und Geschäftspartner zu überzeugen. Mit einem KI-Assistenten, der im Rahmen einer neuen Bildungspartnerschaft der Schule mit dem KI-Startup Paddy entwickelt wurde, konnten die Jungunternehmer verschiedenen Fragen nachgehen, u.a. half er ihnen, ihre Ideen zu verfeinern, Businesspläne zu entwickeln und Logos zu entwerfen. Die Erstellung der Businesspläne erfolgte mit dem kollaborativen Online-Tool MIRO, mit dem die Schüler jederzeit und von verschiedenen Orten gemeinsam arbeiten konnten.
Ein Live-Pitch von Senouci Allam (EduTecs GmbH) zeigte den Schülerinnen und Schülern, wo es bis zum Wochenende hingehen sollte: die perfekte, kraftvolle und leidenschaftliche Präsentation einer Idee vor möglichen Sponsoren, Kunden oder Geschäftspartnern. Im weiteren Verlauf lernten die Junggründer Möglichkeiten von und Anforderungen an Unternehmen kennen. Dazu referierte Dr. Matthias Langner von der Handwerkskammer Gießen. Weitere Referenten und Unterstützer der Angebote waren Florian Albinger und Katharina Most (Region Fulda Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH), Christian Wagner (Rotary Club), Sabine Glinke (Technologie- und Innovationszentrum Gießen GmbH), Björn Langenberg (AgiLernen GmbH), Philipp Stehling und Thomas Schmidt (oneplus GmbH), Josua Schmidt (Wirtschaftsjunioren) sowie Alisa Wohlfahrt und Kathrin Janisch von der Stadt Lauterbach.
Mit der App "GoVo" wollen Cuno Kersten, Theo Kersten, Henri Paul Kern, Friedrich Ruhl und Eric Waschulewski an den Start gehen. Sie haben sich ein ausgeklügeltes Modell überlegt, das den Tourismus und die Gastronomie puschen soll – die Verbindung von schönen Radwegen und Lokalen in der Region gemeinsam mit Shops, einem Punktesystem und jeder Menge Mehrwert, das besonders dem Landrat gefallen dürfte.
Die Jury hatte sichtlich Freude an den Ideen und den Pitches, deren Reihe das Unternehmen "H2U" fortsetzte. Die fünf Gründerinnen Jarawee Perutka, Sam Schlapp, Shugofa Jarafee, Lara Alali und Alma Rookah hatten ihre eigenen Erfahrungen mit Wasser zum Mitnehmen bzw. Selbstzapfen zugrunde gelegt und präsentierten ein bezahlbares Flaschen- und Refill-Konzept, das sich insbesondere für Schulen und Unternehmen anbietet. Mir ihrer lebhaften Präsentation sicherten sie sich die Aufmerksamkeit des Publikums und auch der Jury.
Mit der Mental-App "Selfari" möchten Luca Glitsch, Jonna Listmann, Johanna Geiß und Laeticia Bojkunova Menschen unterstützen, die in mentalen und psychologischen Stress-Situationen sind, aber (noch) keinen Platz bei Fachärzten bekommen haben. Ihre Präsentation bestach durch viel Fachwissen rund um dieses Thema, in das sie sich sehr eingearbeitet hatten. Sie zeigten Möglichkeiten und Grenzen ihrer App auf und konnten einen belastbaren Businessplan vorstellen.
Die Jury ging mit einer schweren Aufgabe in ihre kurze Beratung und betonte am Ende mehrfach, dass nur wenige Punkte über die Plätze eins bis fünf entschieden hatten. Katharina Most und Jermias Rockel moderierten die Siegerehrung: Platz eins hatte "Strukturino" erreicht, Platz zwei "Caeseo". Die beiden Teams können sich über die Teilnahme am Startup-Weekend Mittelhessen freuen, gesponsert vom Regionalmanagement. Alle Teams kommen in den Genuss eines Preisgeldes, welches Dank einer großzügigen Spende von über 400 Euro durch den Rotary Club Lauterbach-Schlitz (F. Stabernack) ermöglicht wurde.
"Wir haben hier Großartiges gesehen und können auf die Zukunft mit diesen jungen Menschen gespannt sein", so Stoy, der abschließend bekanntgab, dass die Schule sich gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen für den Schulewirtschaftspreis bewerben wolle. (Traudi Schlitt)+++