Deutsche Meisterschaft "Dynamische Kurzwaffe"
Historischer Moment: Erstmals räumt ein BDMP-Schütze voll ab
Marc Schmidt mit seiner S&W 500 Magnum
Alles Fotos. goa
21.07.2025 / ALSFELD -
Deutschlands beste Schützen ermitteln wieder ihre Besten mit der "Dynamischen Kurzwaffe": der BdMP (Bund der Militär- und Polizeischützen) trägt seine diesjährige Deutsche Meisterschaft auf der verbandseigenen Standanlage am Alsfelder Hausberg aus, dem Homberg. Für den Verband und seine Funktionäre um die Bundesreferenten Klaus Semrau aus Bad Nauheim und seine Vertreterin Beate Friedrich seit vielen Jahren eine bestens eingespielte Routine mit knapp 200 Schützen in 1.300 Starts – und doch sorgte bereits der Auftakt am Freitag für so etwas wie einen sporthistorischen Moment und viel ungläubiges, aber anerkennendes Kopfschütteln selbst beim erfahrenen Auswerterteam.
Die stellvertretende BdMP-Bundesreferentin Beate Friedrich ist bei der Betreuung der DM wieder in ihrem Element. Im Gespräch bedauert sie allerdings zwei Dinge: wenn es ein paar zusätzliche Menschen gäbe, die sich als Standaufsicht ausbilden lassen, könnten noch mehr vorhandene Stände geöffnet und dementsprechend mehr Starter zugelassen werden. "Der Bedarf der Schützen ist definitiv da, aber wir stoßen nunmal mit qualifizierten Range Officers an die Kapazitätsgrenzen." Punkt zwei des Bedauerns ist der nach wie vor unterrepräsentierte Frauenanteil.
Eine der Schützinnen in niedriger zweistelliger Zahl ist Jana Ohlsen aus Quedlinburg. Sie hat auch bereits Luftgewehr- und Kleinkaliber-Erfahrung gesammelt, ihre Leidenschaft aber wurden vor ein paar Jahren die "großkalibrigen Kleinen" im BdMP. Ausgerechnet mit einem der weltweit stärksten Serienrevolver geht sie an den Start, der 500er Magnum von Smith & Wesson. Acht-Zoll-Lauf, Stainless Steel, gedämpfter X-Frame-Rahmen, zwei Kilo schwer. Man muss Waffen allgemein nicht schön finden, aber man darf es. Und dieses Teil ist einfach schon optisch eine Urgewalt. "Am Schießstand tauche ich in eine andere Welt und kann vom Alltag abschalten. Und das gelingt mir bei den Großkaliberwaffen einfach am besten", umreißt Jana Ohlsen die Faszination. Besonders lobt sie die Community im BdMP: "Man begegnet sich auf Augenhöhe, selbst als Neuling ist man sofort willkommen und bekommt Hilfe und Tipps. An der Feuerlinie ist man Konkurrent, aber ansonsten fast schon familiärer Partner." Sie benennt ein konkretes Beispiel: als sie bei einer Meisterschaft einen Teil ihrer Ausrüstung zu Hause vergessen hatte, wurden ihr die fehlenden Teile spontan geliehen. "Das ist keine Ausnahme, sondern die Regel", ergänzt Marc Schmidt aus Braunschweig, der mit Ohlsen in der gleichen SLG schießt, den "Big Bore Shooters". Schmidt nimmt im BdMP die Funktion des Bundesreferenten PPC 1500 ein. Nach seinem Start mit der Super-Magnum schüttelt er bei der Trefferaufnahme trotz eines famosen Schussbildes ein wenig den Kopf. ‚Jammern auf höchstem Niveau‘ könnte man sagen. Schmidt rechtfertigt sich mit einem Augenzwinkern: "Es sind nun mal keine 300…"
Zurück zu Beate Friedrich. Ein Schütze habe bereits an Tag eins sportlich für ein schier unglaubliches Ausrufezeichen gesorgt, sagt sie. In der Disziplin NPA-D, die im BdMP seit etwa fünf Jahren mit 4-Zoll-Pistolen oder 3-Zoll-Revolver geschossen wird, gab es noch nie jemanden, der die 24-Schuss-Wettkampfserie mit engen Zeitlimits und unterschiedlichen Distanzen ohne Fehlring schoss, also Full House. Bis heute: der für die SLG Dietz startende 59jährige Markus Emmel schaffte als allererster das Kunststück des absoluten High-Scores mit 120 Ringen – und noch erstaunlicher: 17 von 24 Schüssen waren sogenannte "Xer", landeten also im innersten Zentrum. Emmel kann es im Interview selbst noch nicht recht fassen und strahlt von einem Ohr zum anderen. "Mein 3-Zoll-Korth-Revolver und ich waren gut drauf, es ging wie von selbst." Auch in den Disziplinen Police Pistol 4 schoss er 300 Ringe "voll" - mit 20 Xen, und anschließend noch PP1 Optical (mit Rotpunktvisier) ebenfalls 300 Ringe "voll" - mit 24 Xen – ohne Worte. Da er ab Samstag in den Urlaub fährt, musste er sämtliche elf Starts nahezu ohne Pause auf den Freitag legen. Am späten Freitagnachmittag seines Shooting-Marathons fasst er es zusammen: "Nun ist es auch gut, die Hände tun weh und ich bin glücklich, aber fertig…!". Man darf doppelt gespannt sein: wieviele Titel es für den in die NPA-D-Geschichtsbücher eingegangenen Emmel am Ende gibt, und ob es bis Sonntag weitere sportliche Husarenstücke dieser Art bei der Deutschen Meisterschaft geben wird.(goa)+++