Berührend, persönlich, nahbar
Trigema-Legende Wolfgang Grupp: "Habe versucht mein Leben zu beenden"
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18.07.2025 / BURLADINGEN -
"Seit Beginn vergangener Woche befinde ich mich im Krankenhaus" - mit diesen Worten richtet sich Wolfgang Grupp, der ehemalige Chef von Trigema an seine Mitarbeiter. Lange Zeit wurde um den Gesundheitszustand des Inhabers der deutschen Textil- und Bekleidungshersteller gerätselt. Jetzt hat er sich per Brief an seine Mitarbeiter gerichtet: "Ich habe versucht, mein Leben zu beenden." Mit dieser mutigen Wahrheit will Grupp mit dem Tabu-Thema brechen und klarmachen - Leidende sind nicht allein.
"Bild veröffentlicht exklusiv und mit ausdrücklicher Zustimmung von Wolfgang Grupp und seiner Familie das persönliche Schreiben, mit dem sich der ehemalige Trigema-Chef am Donnerstag an die Belegschaft gewandt hat. Seine Kinder Bonita (35) und Wolfgang Grupp jr. (34) haben die Mitarbeiter um 15:30 Uhr mündlich sowie per Mail in der Trigema-Zentrale in Burladingen (Baden-Württemberg) informiert", schreibt bild.de am Donnerstagnachmittag.
Grupp stellt direkt zu Beginn klar: "Mir geht es den Umständen entsprechend gut." Sein Dank gelte hier allen Ärzten, Rettungs- und Pflegekräften, die sich um ihn kümmerten. Dann beginnt er seine persönliche Geschichte mutig mit allen zu teilen.
Altersdepression beinahe das Ende
"Ich bin im 84. Lebensjahr und leide an sogenannten Altersdepressionen. Da macht man sich auch Gedanken darüber, ob man überhaupt noch gebraucht wird. Ich habe deswegen auch versucht, mein Leben zu beenden. Es kann etwas länger dauern, bis ich wieder ganz gesund bin", schreibt Grupp in seinem persönlichen Brief. "Ich habe versucht, mein ganzes Leben in den Dienst von Trigema und den Kampf für die Interessen der Wirtschaft und des Mittelstands in Deutschland zu stellen. Ich weiß, dass ich oft unbequem war, aber ich bin dankbar für das, was ich erreichen und erleben durfte." Die Familie im Blick: "Voller Liebe und Dankbarkeit"
Voller Liebe und Dankbarkeit richtet er seine letzten Worte an seine Liebsten: "Mein großer Dank gilt meiner Frau Elisabeth und meinen Kindern Bonita und Wolfgang, sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Firma Trigema. Ich bin mir sicher, dass meine Kinder Trigema verantwortungsvoll in eine erfolgreiche und sichere Zukunft führen werden. Unsere Mitarbeiter, Kunden und unser ganzes Umfeld bitte ich darum, sie dabei zu unterstützen und ihnen ihr Vertrauen zu schenken. Darauf sollen meine Kinder sich nun konzentrieren können. Ich bin sehr stolz auf meine Frau und meine Kinder." Hinweis:
DEPRESSIV? Hier bekommen Sie umgehend Hilfe. OSTHESSEN|NEWS berichtet in der Regel nicht über Selbsttötungen, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben – außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere öffentliche Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst depressiv sind, Suizid-Gedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Telefonseelsorger*innen, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.
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