Positive Wahrnehmung und breite Akzeptanz

Zehn Jahre Verein Sternenpark Rhön: Impulse für den Schutz der Nacht

In diesem Sommer begeht der Verein Sternpark Rhön sein zehnjähriges Jubiläum und zieht Zwischenbilanz.
Fotos(3): Sternenpark Rhön e.V.

16.07.2025 / FULDA/HILDERS (RHÖN) - Das Gebiet des UNESCO-Bisophärenreservats Rhön ist seit August 2014 ein internationaler Sternenpark. Bereits ein Jahr später gründete sich der Verein Sternenpark Rhön. Unabhängig von den kommunalen Strukturen versteht er sich als Begleiter und bisweilen auch Antreiber des von der International Dark-Sky Association (IDA) zertifizierten Sternparks. In diesem Sommer begeht der Verein sein zehnjähriges Jubiläum und zieht Zwischenbilanz.



Als das UNESCO Biosphärenreservat Rhön vor elf Jahren feierlich zur "International Dark Sky Reserve", zum "Sternenpark" erklärt wurde, war den heimischen Wegbereitern und Unterstützern klar, dass so ein Projekt jenseits der offiziellen Strukturen ehrenamtliche Unterstützung benötigt. Dies schon allein deshalb, weil das Konzept in der breiten heimischen Öffentlichkeit relativ neu war. Denn trotz der vielen Naturschutz-Aktivitäten in der Rhön wurde die Bedeutung der natürlichen Dunkelheit anfänglich nur von Insidern erkannt.

"Menschen in der Region bewusst zu machen, worum es geht"

Ein Großteil der heimischen Arten ist dämmerungs- und nachtaktiv. Wer in der Rhön die Natur schützen will, darf sich also nicht nur auf den Tag beschränken, sondern muss auch die Nacht im Auge behalten. Tiere und Pflanzen sind auf den täglichen Wechsel von hell auf dunkel eingestellt. Wird die Nacht durch Lichtverschmutzung zu stark aufgehellt, ist der Ur-Rhythmus der Natur gestört. Auch den Sternenhimmel erlebt man nur in seiner ganzen Pracht, wenn es hinreichend dunkel ist. In Ortschaften, die die Nacht mit künstlicher Beleuchtung zum Tage machen, sieht man nur noch wenige Sterne, und damit findet auch eine kulturelle Entfremdung von diesem faszinierenden Naturerlebnis statt.

"Mit Ausrufung der Rhön zum Sternenpark war mithin kein Ziel erreicht, sondern es wurde ein Startsignal gegeben. Damit begann erst die eigentliche Arbeit: den Menschen in der Region bewusst zu machen, worum es geht", unterstreicht Gründungsmitglied Dr. Andreas Hänel, fachwissenschaftlicher Mentor des Sternenparks Rhön: "Wir Freunde der Nacht, die das Projekt Sternenpark angeschoben hatten, wussten, dass es viel Überzeugungsarbeit zu leisten gilt, denn den Wert der sternreichen Nacht hatte bisher noch niemand bedacht. Dabei soll der unabhängige Verein den Hauptamtlichen zur Seite stehen".

Durch Streuung gelangt das Licht aus den umgebenden Siedlungen in die Außenbereiche und Schutzgebiete der Rhön und hellt Himmel und Nachtlandschaft auf. Daher sind beim Schutz der Nacht die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürgern sowie der Kommunen unerlässlich, insbesondere die der größeren Städte. Dabei spielt Fulda, das eine eigene Auszeichnung als Sternenstadt hat, eine wichtige Rolle.

Von der Idee zur Umsetzung

Keimzelle des Vereins war die "Initiative zum Schutz der Nacht vor Ort", der auch die heutige Sternenpark-Koordinatorin angehörte. Diese Initiative, ursprünglich eine Studentengruppe der Hochschule Fulda, brachte die Idee eines Sternenparks in der Rhön im Fachforum Wirtschaft und Tourismus des Vereins Natur- und Lebensraum Rhön (VNLR) ein, der als Trägerverein des hessischen Biosphärenreservats fungiert.

Der Verein Sternenpark Rhön wurde im Frühjahr 2015 gegründet, ehrenamtlich, unabhängig und gemeinnützig. Ziel ist es, Naturschutzinteressierte und Sternenliebhaber unter einem Dach zu vereinen und den Bürgerinnen und Bürgern eine Plattform für Engagement zum Schutz der Nacht zu bieten. Satzungsmäßiger Zweck des Vereins ist die Förderung des Naturschutzes, die Förderung der Volksbildung, der Wissenschaft sowie von Kunst und Kultur im Zusammenhang mit den Zielen des UNESCO Biosphärenreservats und Sternenparks Rhön.

Beachtliche Zwischenbilanz

Heute hat der Verein Sternenpark 71 Mitglieder aus Hessen, Thüringen und Bayern sowie anderen Teilen Deutschlands. Dazu gehören Kommunen, Unternehmen, Natur- und Artenschutzexperten, Physiker, Biologen, Hobby-Astronomen, Gastwirte und engagierte Bürgerinnen und Bürger. Besonders stolz ist man auf die Mitgliedschaft von Dr. Andreas Hänel, der als Koryphäe die Umsetzung aller Sternenparks im deutschsprachigen Raum begleitet hat.

Die Bilanz der zehnjährigen Vereinsarbeit kann sich sehen lassen. Auf der Hohen Geba in Thüringen wurde eine astronomische Beobachtungsplattform speziell für TeleskopAstronomen eingerichtet, zu der Hobby-Astronomen aus ganz Deutschland anreisen. 2022 leisteten Vereinsmitglieder wertvolle Unterstützung bei der Durchführung des Europäischen Dark Sky Symposiums in Fulda, an dem Experten aus vielen Ländern teilnahmen. Zur Messung der "Nachthimmelqualität" mit der Sternwarte Fulda (Wie dunkel ist es wirklich?) konnte ein digitales Monitoring-System aufgebaut werden. In enger Zusammenarbeit mit den Hauptamtlichen in den Rhön-Landkreisen, den regionalen Naturschutzverbänden und der AG Licht zu Themen rund um den Schutz der Nacht und den Sternenhimmel gibt der Verein öffentlichkeitswirksame Impulse und fachliche Unterstützung, um das Anliegen 'Reduzierung der Lichtverschmutzung' voranzubringen.

Ein großes Verdienst des Vereins Sternepark ist zudem die im Herbst 2015 erstmals und im Jahr 2022 erneut durchgeführte Ausbildung heimischer "Sternenführer". Die inzwischen rund zehn Aktiven bringen an verschiedenen Orten der Rhön, Einheimischen und Besuchergruppen den Rhöner Nachthimmel näher und erläutern, warum es so wichtig ist, die Nacht zu schützen. Inzwischen haben sich die Sternenführungen, die 2006 von der jetzigen Sternenpark-Beauftragten entwickelt wurden, zum Aushängeschild des Sternenparks Rhön entwickelt. Die öffentlichen Sternenführungen, die in Zusammenarbeit mit Bildungsträgern und Kommunen organisiert werden, tragen erheblich dazu bei, dass Einheimische die Bedeutung der in der Rhön noch natürlichen Nacht erkennen und unseren wunderschönen Sternenhimmel wieder zu schätzen lernen. Gleichzeitig fördern die stark nachgefragten Nachthimmel-Exkursionen den Tourismus im UNESCO-Biosphärenreservat und die Vermarktung der Rhön durch die Rhön GmbH.

In Summe hat der Verein Sternenpark im Hintergrund in vielfacher Weise mit dazu beigetragen, dass der Sternenpark Rhön in der Region heute breite Akzeptanz hat. Zudem wird er auch überregional positiv wahrgenommen und ist für viele Nachtschützer in anderen Landesteilen ein Vorbild. So blicken die Vereinsmitglieder nicht ohne Stolz auf die ersten zehn Jahre zurück – wohlwissend, dass auch in Zukunft noch viel zu tun bleibt. (mis/pm) +++

X