Politik bremst Wirtschaft aus

Autobahn GmbH stoppt alle Ausschreibungen: Kein Haushalt - keine Aufträge

Die Autobahn GmbH will erstmal keine weiteren Aufträge in die Infrastruktur vergeben
Archivbilder: O|N/Hans-Hubertus Braune

12.07.2025 / BERLIN/REGION - Diese Meldung wurde in der Branche befürchtet, der nun erfolgte Vollzug ist ein harter Schlag für die Bauindustrie. Die Autobahn GmbH hat einen "sofortigen Ausschreibungsstopp für das Jahr 2025" verhängt. Das bedeutet: Es werden vorerst keine neuen Aufträge vergeben. Ein fatales Signal für die Wirtschaft in Deutschland.



Wie ein Sprecher der Behörde erklärte, stünden der Autobahn GmbH vor Inkrafttreten des Bundeshaushalts keine zusätzlichen Mittel zur Verfügung.

Hintergrund ist, dass aktuell lediglich eine vorläufige Haushaltsführung des Bundes besteht. Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat nach dem Regierungswechsel zwar einen Haushaltsentwurf für das Jahr 2025 eingebracht, dieser Haushalt soll aber erst im September nach der Sommerpause beschlossen werden.

"Wir haben seit Wochen vor diesem Tag gewarnt"

Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, kritisiert das Vorgehen der Politik in Berlin: "Wir haben seit Wochen vor diesem Tag gewarnt, heute wurde er bittere Gewissheit: Für 2025 kommt im Bundesstraßenbau keine neue Ausschreibung mehr auf den Markt. Das ist ein Schlag ins Kontor für alle Unternehmerinnen und Unternehmer, die seit Monaten auf Aufträge warten. Es ist ein schwarzer Tag für alle Bürgerinnen und Bürger, die um den Zustand unserer maroden Infrastruktur wissen und die sich einen handlungsfähigen Staat wünschen, der alle Maßnahmen ergreift, seiner hoheitlichen Aufgabe nachzukommen. Wir sehen derzeit leider das Gegenteil."

Mit einer Entscheidung vor der Sommerpause hätten 70-80 Bauprojekte sofort losgetreten werden können. Jetzt ist es amtlich: Das Baujahr 2025 sei ein verlorenes Baujahr, während die Unternehmen seit November 2024 unter der vorläufigen Haushaltsführung und damit unter Auftragsmangel leiden würden. Im Brückenbau gebe es sogar Kurzarbeit. Es grenze schon an Tragik, dass wir hingegen immer wieder gefragt werden, ob wir genügend Kapazitäten für die kommenden Investitionen hätten. So würde der Verband den Geist des Sondervermögens nicht verstehen und so würden auch keine Bagger in Deutschland rollen, schreibt der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie auf Anfrage von OSTHESSEN|NEWS.

"Aktuell haben wir einen guten Auftragsbestand"

"Wir bedauern den Ausschreibungsstopp der Autobahn GmbH. Dieses wird auch die Bickhardt Bau Unternehmensgruppe betreffen. Zwar nicht sofort, aber mit Verzögerung, denn aktuell haben wir einen guten Auftragsbestand. Wenn derzeit keine neuen Ausschreibungen erfolgen, dann werden in der Bauindustrie mittelfristig die großen Aufträge fehlen", erklärt Frank Finster, Vorstandsvorsitzender der Bickhardt Bau SE.

Aufgrund der dezentralen Strukturen und der damit verbundenen Flexibilität sei Bickhardt Bau SE jedoch in der Lage, dies bis zu einem gewissen Grad abzufedern. Dennoch werde es sicherlich zu einem Rückgang der Aufträge im Bereich des Autobahnbaus bzw. Brücken- und Ingenieurbaus kommen.

"Wir sehen die Politik in der Pflicht, hier schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen und die Haushalte zu verabschieden, denn Ausschreibungsstopp ist gleichbedeutend mit ausbleibender Bautätigkeit. Das führt zu einem weiteren Sanierungsstau in unserer ohnehin teilweise sehr maroden Autobahninfrastruktur und dieses wiederum trägt sicher nicht dazu bei, die lahmende Konjunktur in Schwung zu bringen und die wirtschaftliche Lage in Deutschland zu verbessern", erläutert der Vorstandsvorsitzende der Bickhardt Bau SE abschließend. (Hans-Hubertus Braune) +++

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