Minister warnt vor Bedrohungen

Wissenschaft trifft Kultur: Hochkarätiger Empfang für den Wissenschaftsrat

Der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Professor Dr. Wolfgang Wick (links) im Austausch mit Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld.
Fotos: Rene Kunze

11.07.2025 / FULDA - In der Propstei Johannesberg wurde am Donnerstagabend nicht nur angestoßen – sondern auch ein starkes Zeichen für die Zukunft der Wissenschaft in Deutschland gesetzt. Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD) empfing den Wissenschaftsrat anlässlich seiner historischen Sommersitzung in Fulda.



Zum ersten Mal tagt das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium der Bundesrepublik an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften – und Fulda wurde zum Symbol einer neuen Ära.

Der Abend in der Propstei Johannesberg stand ganz im Zeichen der Wissenschaft – eingebettet in die stilvolle Atmosphäre des historischen Schlosses. Wissenschaftsminister Timon Gremmels begrüßte die Gäste mit einem klaren Signal: "Ich freue mich, Sie heute hier begrüßen zu dürfen. Wissenschaft meets Kultur – das passt wunderbar zusammen."

"Hierzulande gibt es besorgniserregende Debatten"

Doch der Minister beließ es nicht bei Höflichkeiten. In seiner Rede machte er deutlich, wie sehr das Land Hessen auf die Expertise des Wissenschaftsrats baut – gerade in herausfordernden Zeiten: "Wir sind uns bewusst, was der Wissenschaftsrat für einen Beitrag leistet. Ein Beitrag, den wir gerade heute mehr denn je brauchen. Wir leben in einer Zeit, in der Wissenschaft als zentrales Prinzip einer Demokratie unter Druck geraten ist. Hierzulande gibt es besorgniserregende Debatten."

Der Wissenschaftsrat habe sich laut Gremmels "immer wieder klar und deutlich positioniert – und das ist auch gut so". Das Gremium sei ein "Impulsgeber für die strategische Weiterentwicklung unseres Wissenschaftssystems". Angesichts der zunehmenden Angriffe auf wissenschaftliche Institutionen sprach der Minister von einer "größeren Bedrohung", der man "entschlossen entgegentreten" müsse.

Sofortprogramm soll Unterstützung schaffen

Auch konkrete Maßnahmen wurden angesprochen: Mit dem "Sofortprogramm Stärkung der Demokratieforschung" will Hessen gezielt Wissenschaft und Gesellschaft besser vernetzen. Gremmels betonte: "Die Leistungsfähigkeit hängt von den klugen Köpfen ab, die wir für die Forschung gewinnen, halten und fördern können. Wir müssen wettbewerbsfähige Strukturen schaffen – national und international."

Ein zentraler Punkt sei die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. "Für uns in Hessen ist das Thema sehr wichtig. Wir brauchen kontinuierliches Engagement und einen langen Atem. Die Förderung der Spitzenforschung ist uns in Hessen ein ganz besonderes Anliegen. Das Land Hessen fördert diese seit über 20 Jahren."

"Weltweite Bedrohung der Wissenschaftsfreiheit"

Besondere Anerkennung sprach der Minister auch der Stadt Fulda aus, die sich stark für ihre Hochschule einsetze: "Die Stadt Fulda tut deutlich mehr, als man tun muss, für ihre Hochschule. Der größte Werber für die Hochschule ist neben dem Präsidenten der Oberbürgermeister."

Der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Professor Dr. Wolfgang Wick, hob die Bedeutung der Sitzung in Fulda hervor: "Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie den Wissenschaftsrat in Fulda empfangen." Auch er sprach die gegenwärtigen Herausforderungen offen an: "Ich erzähle Ihnen nichts Neues, wenn ich Ihnen sage, dass wir uns in herausfordernden Zeiten befinden. Es gibt eine weltweite Bedrohung der Wissenschaftsfreiheit."

Er lobte die Rolle Hessens als Vorreiter: "Stärkung und Neupositionierung als Wissenschaftsstandort fängt bei den Ländern an. Hessen bestreitet diesen Weg sehr erfolgreich."

Hochschulbau als wichtige Stütze für die Zukunft

Mit Nachdruck sprach Wick auch den Hochschulbau an, der vielerorts unter Druck stehe. "Der Hochschulbau liegt uns besonders am Herzen. Es gibt bauliche Herausforderungen. Es handelt sich aber nicht um ein hessisches Problem. Viele Hochschulstandorte können davon ein Lied singen." Infrastruktur sei eine entscheidende Grundlage für "herausragende Forschung und Lehre". Er machte deutlich, dass "eine grundlegende Modernisierung erforderlich" sei – auch im Sinne von Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

Wick sprach sich außerdem für eine effektivere Nutzung der Fördermittel und eine Entschlackung von Planungsprozessen aus. Auch die Zusammenarbeit von Bund und Ländern müsse ausgebaut werden. Zudem rückte er das gemeinsame Interesse von Hochschulen und Wirtschaft sowie studentischen Wohnraum in den Fokus. (Constantin von Butler) +++

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