Historischer Besuch auf dem Campus

Domstadt wird zum Zentrum wissenschaftspolitischer Entscheidungen

Die Vorsitzende der wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats, Prof. Dr. Julia Arlinghaus.
Fotos: Martin Engel

10.07.2025 / FULDA - Es ist eine Premiere mit Signalwirkung: Der Wissenschaftsrat der Bundesregierung hält seine diesjährige Sommersitzung an der Hochschule Fulda ab. Drei Tage lang tagt das bedeutendste wissenschaftspolitische Beratungsgremium Deutschlands auf dem Campus – und das zum ersten Mal in der fast 70-jährigen Geschichte an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW).



"Dass der Wissenschaftsrat seine mehrtätige Sommersitzung an der Hochschule Fulda abhält, sehen wir als eine große Auszeichnung für die Hochschule Fulda. Seit seiner Gründung vor nahezu 70 Jahren tagt der Wissenschaftsrat erstmals an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften", sagte Hochschulpräsident Prof. Dr. Karim Khakzar am Mittwochabend bei dem Empfang auf dem Campus: "Ich werte dies auch als Anerkennung der äußerst dynamischen und erfolgreichen Entwicklung unseres Hochschultyps in den vergangenen Jahren."

Tatsächlich hat die Wahl Fulda eine hohe symbolische Bedeutung. Fast 40 Prozent aller Studierenden in Deutschland sind mittlerweile an HAWs eingeschrieben. Mit der Bologna-Reform von 1999 wurden die Abschlüsse an HAWs und Universitäten gleichgestellt. Einige forschungsstarke HAWs erhielten inzwischen sogar das Promotionsrecht – so auch Fulda als erste Einrichtung bundesweit.

Aktuelles und Herausforderungen im Fokus

Im Mittelpunkt der Beratungen stehen aktuelle Entwicklungen und strukturelle Herausforderungen im deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem. Dabei hebt Khakzar auch die Rolle des Wissenschaftsrats hervor: Dieser habe die Aufgabe, vorausschauend Entwicklungen zu prognostizieren und wichtige Empfehlungen für die Akteure im deutschen Wissenschaftssystem zu erarbeiten. "Sein Wort hat Gewicht und die Politik vertraut bei wichtigen Entscheidungen immer wieder auf die Einschätzungen der Mitglieder des Wissenschaftsrats", sagte der Präsident.

Khakzar nutzte den Empfang zudem, um auf die wachsenden Erwartungen an Hochschulen einzugehen. Die Einrichtungen stünden im nationalen und internationalen Wettbewerb, müssten sich weiterentwickeln und gleichzeitig Verantwortung für ihre Region übernehmen. "Wir tragen als Bildungs- und Forschungseinrichtungen große Verantwortung. Dieser können wir nur nachkommen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und wir insbesondere die Freiheit und Autonomie erhalten, uns bestmöglich zu entwickeln, anzupassen und zu verändern", betonte Khakzar: "Im bundesweiten und globalen Wettbewerb, in dem sich auch die Hochschulen befinden, wäre Stillstand fatal. Der Wissenschaftsrat hat diese Veränderungen immer wieder begleitet und angemahnt und damit auch einen sehr wichtigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unseres deutschen Hochschulsystems geleistet."

"Grundwerte, auf denen Wissenschaft langfristig beruht"

Der Wissenschaftsrat setzt sich aus zwei Kommissionen zusammen: der Wissenschaftlichen Kommission sowie der Verwaltungskommission, in der Vertreter und Vertreterinnen von Bund und Ländern sitzen. Die wissenschaftliche Seite wiederum besteht aus renommierten Forschenden und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens – berufen durch den Bundespräsidenten.

Auch aus den eigenen Reihen der Hochschule Fulda wirkt eine Expertin dem Gremium zu: Prof. Dr. Irina Kohler, Professorin für Unternehmensführung im Fachbereich Wirtschaft, ist Gründungsmitglied einer unabhängigen Beschwerdestelle, die dem Wissenschaftsrat in Fragen der Qualitätssicherung zuarbeitet. Sie prüft Streitfälle im Zusammenhang mit der Akkreditierung nichtstaatlicher Hochschulen. "Dieses Gremium ist eigenständig und steht für einen wichtigen Aspekt: qualitätsgesicherte Verfahren, getragen von unabhängiger Expertise. Der Wissenschaftsrat ist Teil eines Systems, das für Objektivität, Nachvollziehbarkeit und Vertrauen steht – Grundwerte, auf denen Wissenschaft langfristig beruht", sagte Kohler.

Zahlreiche Gäste folgen der Einladung

Zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aus der Region folgten der Einladung der Hochschule Fulda zum Empfang. Neben Gesprächen und der symbolischen Würdigung des hochkarätigen Besuchs gab es eine Campusführung – begleitet von der Unplugged-Band "Chris & me" aus Fulda. (Constantin von Butler) +++

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