Schnelle Hilfe zählt

Leitstellen sichern Leben: Reformpläne gefährden eingespielte Strukturen

Norbert Fischer, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Hessen, kritisiert den aktuellen Prüfbericht.
Fotos: Privat

09.07.2025 / REGION - Ein aktueller Prüfbericht der Krankenkassenverbände fordert umfassende Reformen der Notfallversorgung in Hessen. Im Zentrum stehen dabei Vorschläge zur Zentralisierung der Leitstellen sowie zur Vereinheitlichung von Notrufabfragen. Der Bericht wurde jedoch ohne Mitwirkung der kommunalen Träger oder bestehenden Leitstellen verfasst – für den Landesfeuerwehrverband Hessen ein großer Kritikpunkt.



In Hessen existieren aktuell 25 integrierte Leitstellen. Diese sind in Landkreisen und kreisfreien Städten verankert und koordinieren Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz. Sie sind technisch auf dem neuesten Stand, einheitlich ausgestattet und eng miteinander vernetzt. Das vom Land eingeführte Flottenmanagement, gemeinsame Serverlösungen und ein funktionierendes Notrufüberlaufkonzept sorgen für reibungslose Abläufe – auch in Hochlastzeiten.

Regionalität schafft Sicherheit – Ortskenntnis rettet Leben

Ein zentraler Vorteil der bisherigen Struktur: die Nähe zur Region. Die Leitstellenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter kennen die örtlichen Gegebenheiten, wissen um Besonderheiten bei Straßen, Verkehr oder Krankenhauskapazitäten. Diese Ortskenntnis spart wertvolle Minuten, gerade wenn Anrufer unter Stress ihren Standort nicht exakt benennen können. Der Feuerwehrverband warnt: Zentrale Callcenter könnten diese Vorteile nicht leisten.

Einheitliche Standards längst Realität

Kritik an mangelnder Standardisierung ist aus Sicht des Feuerwehrverbandes nicht gerechtfertigt. Alle Disponenten in Hessen werden zentral an der Landesfeuerwehrschule in Kassel ausgebildet. Die Technik in den Leitstellen ist identisch, alle Systeme sind kompatibel. Die vorgeschlagenen Vereinheitlichungen seien bereits umgesetzt und funktionierten gut.

Zuverlässig auch in der Krise

Die Leitstellen in Hessen haben ihre Leistungsfähigkeit nicht nur im Alltag, sondern auch in Krisenzeiten unter Beweis gestellt: bei der Flüchtlingskrise, in der Pandemie, bei Großbränden oder Flutereignissen. Dank ihrer regionalen Einbindung können sie flexibel mit Behörden, Kliniken und Krisenstäben zusammenarbeiten – ein Vorteil, den zentrale Großstrukturen kaum leisten könnten.

Technische Innovation? Ja – aber mit Augenmaß

Der Verband spricht sich für technische Weiterentwicklungen wie den Telenotarzt ausdrücklich aus. Erste Pilotprojekte laufen bereits im Main-Kinzig-Kreis und im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Solche Modelle seien gute Ergänzungen, aber kein Ersatz für bewährte Strukturen. Digitalisierung müsse sinnvoll integriert werden – nicht als Anlass für Umstrukturierungen auf Kosten der Einsatzfähigkeit.

Fazit: Funktionierende Systeme nicht leichtfertig gefährden

"Das hessische Leitstellensystem ist kein Flickenteppich, sondern ein starkes Netz mit festen Knotenpunkten", betont Norbert Fischer, Präsident des Landesfeuerwehrverbands Hessen. Die zentrale Forderung: Bewährte Strukturen erhalten, Bestehendes weiterentwickeln, statt funktionierende Systeme durch theoretische Modelle zu gefährden. Die Sicherheit der Menschen in Hessen dürfe nicht wirtschaftlichen Interessen geopfert werden. Was zählt, ist schnelle, ortsnahe und koordinierte Hilfe und dafür stehe die aktuelle Leitstellenorganisation in Hessen. (zh/pm) +++


Symbolfoto: Landesfeuerwehrverband
Norbert Fischer, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Hessen.
Archivfoto: O|N/Henrik Schmitt

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