Hörakustiker in Cajamarca
Hörgeräte für die Hoffnung: Osthesse bringt Klang zurück in peruanische Anden
Fotos: Trabert
09.07.2025 / FULDA -
Er war schon als Kind von Peru fasziniert – jetzt hilft der 27-jährige Hörakustiker Roman Bolz aus Fulda hörgeschädigten Menschen im Hochland Südamerikas. Mehr als 220 Hörgeräte, gespendet von Kundinnen und Kunden des Fuldaer Instituts TRABERT, brachte er im Frühjahr mit in die Andenregion Cajamarca. Dort sorgt das Hilfsprojekt nicht nur für lebensverändernde Momente, sondern auch für regelmäßige Versorgung. Das Besondere: Die Geräte werden vor Ort angepasst – auf höchst handwerkliche Weise.
Roman Bolz hatte Peru schon als Jugendlicher besucht – doch seine Reise 2010 als ausgebildeter Hörakustiker sollte sein Leben verändern. Für ein ganzes Jahr ließ er sich von TRABERT freistellen, um in Cajamarca Hörsysteme anzupassen. Rund 800 Geräte passte er damals an – kostenlos für Kinder, Erwachsene und ältere Menschen mit Hördefiziten. Viele von ihnen waren stundenlang unterwegs, um ins Kinderheim Asociación Santa Dorotea zu gelangen – eine Einrichtung mit deutschem Ursprung.
Bolz bringt über 220 gespendete Geräte ins Hochland
Im Frühjahr 2025 reiste der engagierte 27-Jährige erneut nach Peru – diesmal mit einem ganz besonderen Gepäck: Über 220 Hörgeräte, Verbrauchsmaterialien und Laborbedarf, die Kundinnen und Kunden von TRABERT gespendet hatten. "Man kann mit einem abgelegten Hörgerät nichts Besseres machen", sagt Institutsinhaber Andreas Trabert. Auch aus Sicht der Nachhaltigkeit sei das Projekt vorbildlich.Alles Handarbeit – keine Technik von der Stange
Vor Ort werden die Hörsysteme nicht etwa mit 3D-Druckern oder Computersoftware angepasst, sondern per Hand gefertigt – inklusive Silikonabdruck, Negativform und individueller Ohrstücke. Genau das, was Bolz noch während seiner Ausbildung gelernt hatte. TRABERT stellte dafür alle notwendigen Materialien zur Verfügung, darunter auch Batterien und Schallschläuche. "Ich war mit einem ziemlich wertvollen Koffer unterwegs", so Bolz. Dankbarkeit, die unter die Haut geht
Die Geschichten aus Cajamarca berühren: Eltern, die glauben, ihr Kind sei geistig behindert – dabei ist es einfach hochgradig schwerhörig. Jugendliche, die vor Freude weinen, weil sie zum ersten Mal hören können. Viele Peruanerinnen und Peruaner kommen mit der ganzen Familie zum Termin und warten stundenlang – ohne ein Wort der Beschwerde. Die Hörsysteme werden kostenlos angepasst, ebenso sind Check-Ups und Reinigungen kostenfrei möglich. Nur für das individuelle Ohrstück fällt ein kleiner Obolus an.Großes Engagement – auch in Fulda
Das Projekt lebt von Teamarbeit: Viktoria Trabert, Filialleiterin in Fulda, war eng in die Koordination eingebunden – kümmerte sich unter anderem um Zolldokumente und spanischsprachige Nachweise. Der Rückhalt in Fulda ist groß: "Einfach super, wie viele Kundinnen und Kunden ihre Geräte gespendet haben", sagt sie. Kultur, Kulinarik und ein Blick in die Zukunft
Peru fasziniert Roman Bolz nicht nur wegen der Hilfsarbeit. "Das Essen ist großartig", schwärmt er – mit einem Hinweis auf über 3000 Kartoffelsorten. Auch die Lebensfreude der Menschen, die trotz schwieriger Bedingungen mit Leichtigkeit durchs Leben gehen, beeindruckt ihn nachhaltig. Der Weg nach Cajamarca: 18 Stunden Reise vom Flughafen Lima – zehn davon durch die Wüste. "Die Frauen tragen dort noch traditionelle Trachten und transportieren alles in bunten Wickeltüchern auf dem Rücken", berichtet Bolz.Sein nächster Besuch in Peru ist längst geplant – doch jetzt stehen erst einmal die Fuldaer Kundinnen und Kunden wieder im Mittelpunkt. Und irgendwann will der 27-Jährige auch die Meisterschule angehen. (pm/cb) +++