Besuch hinter Mauern

Seelsorge im Gefängnis: Bischof Gerber zeigt Menschlichkeit und Präsenz

Am Eingangsbereich des "Kornhauses", in dem der Seniorenvollzug untergebracht ist (von links nach rechts): Dr. Peter Zürcher, Referent des Bischofs, Christine Dörr, Pädagogischer Dienst, Dirk Mehlstäubl, Sicherheitsdienstleiter, Julian Velde, Leiter Pädagogischer Dienst, Dr. Gunter Fleck, Anstaltsleiter, David Lampp, stellvertr. Bereichsleiter Kornhaus (Seniorenvollzug), Bischof Dr. Michael Gerber, Jörg Soose, Abteilungsleiter Kornhaus (Seniorenvollzug), Michael Kullinat, katholischer Gefängnisseelsorger, Dr. Reinhard Runkel, Anstaltsarzt, Dr. Andreas Ruffing, Dezernent Diakonische Seelsorge, Kathrin Doll, Abteilungsleiterin Sicherungsverwahrung.
Foto: JVA Schwalmstadt

08.07.2025 / FULDA - Im Juni besuchte Bischof Dr. Michael Gerber im Rahmen des von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahres die Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt. Begleitet wurde er von Dr. Andreas Ruffing, zuständig für Seelsorge im Bistum Fulda, und seinem Referenten Dr. Peter Zürcher.



Der Besuch diente dazu, das Leben und die Herausforderungen im Strafvollzug besser zu verstehen – besonders im Bereich Seniorenvollzug und Sicherungsverwahrung. Anstaltsleiter Dr. Gunter Fleck, Jurist und evangelischer Theologe, eröffnete mit biblischen Impulsen zur Bedeutung der Seelsorge im Gefängnis. Bischof Gerber erhielt umfassende Einblicke in die Betreuung älterer Gefangener im sogenannten "Kornhaus", die Sicherungsverwahrung und die Ausbildungsarbeit, etwa in der Lehrküche.

Gespräche mit Gefangenen

Besonders eindrücklich waren die Gespräche mit Gefangenen im Seniorenvollzug. Sie berichteten, dass altersgerechte Angebote und ruhigere Lebensbedingungen ihre Lebenssituation deutlich verbessern – im Vergleich zum Regelvollzug. Auch der Arzt Dr. Reinhard Runkel bestätigte, dass ältere Insassen häufig besondere Krankheitsbilder und Pflegebedarf haben.

Herausforderungen bei der Entlassung

Ein großes Problem bleibe die Nachsorge nach der Haftentlassung. Ältere und pflegebedürftige Ex-Gefangene finden oft keine geeigneten Wohn- oder Pflegeplätze, da viele Einrichtungen Vorbehalte gegenüber ehemaligen Häftlingen haben. Auch Sicherungsverwahrte, die entlassen werden könnten, haben Schwierigkeiten, Betreuungssysteme zu finden.

Bischof Gerber ruft zu mehr Menschlichkeit auf

Der Bischof betonte die Bedeutung, Menschlichkeit auch gegenüber Schuldigen nicht aus den Augen zu verlieren – gerade in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche und politischer Veränderungen. Kirche, Justiz und Politik müssten gemeinsam für Mitmenschlichkeit und soziale Verantwortung eintreten. Im Bistum Fulda wird derzeit geprüft, wie leerstehende kirchliche Gebäude für die Nachsorge und Anschlussunterbringung genutzt und kirchliche Einrichtungen besser ins Entlass-Management eingebunden werden können.

"Pastoral geschieht an allen Lebensorten, auch dort, wo Menschen leicht vergessen werden", so Bischof Gerber. Sein Besuch in der JVA Schwalmstadt ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Kirche auch hinter Gefängnismauern präsent ist – in seelsorglicher Begleitung und für eine gerechte, menschliche Gesellschaft. (pm/cb) +++

Bischof Gerber.
Archivfoto: ON

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