Ein Leben voller Fußwege und Fußball
Zum Abschied von Jörg Sadowski, einem echten Fuldaer Original
Foto: Swantje Dankert
28.06.2025 / FULDA -
Wenn Jörg Sadowski durch Fulda ging, blieb selten jemand wortlos stehen. Ob am Gemüsestand, am Stadtschloss oder im Verwaltungstrakt von antonius – "Jörgi" wurde erkannt, begrüßt, in Gespräche verwickelt. Viele in Fulda kannten ihn. Nicht nur Nachbarn, ehemalige Kolleginnen oder Fußballfreunde – auch Politiker, Unternehmer und prominente Köpfe der Stadt wussten, wer da mit Rollator, Zeitung unterm Arm und einem freundlichen "Na, alles klar bei euch?" unterwegs war. Jörg war viele Jahre ein Teil des Stadtbilds.
Am 13. Juni 2025 ist Jörg im Alter von fast 84 Jahren friedlich eingeschlafen – in seinem Zimmer, in seiner Wohngemeinschaft, inmitten des Lebens, das er sich selbst mitgestaltet hatte. Mit seinem Tod verliert antonius nicht nur einen langjährigen Mitbewohner und Kollegen, sondern vor allem einen Menschen, der mit seiner Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und seinem ganz eigenen Wesen viele Herzen erreicht hat.
Geboren wurde Jörg 1941 in Posen. Seine Kindheit war von Krieg, Flucht und Neuanfang geprägt. 1951 kam er mit seiner Familie nach Fulda. Schon früh stand das Leben unter dem Vorzeichen des Andersseins – 1955 zog Jörg ins Antoniusheim. Was damals schmerzlich begann, wurde im Laufe der Jahre zu dem, was Jörg später seine Heimat nannte.
"Gell, das hab ich gut gemacht, oder?"
Besonders eng war seine Beziehung zu den Menschen bei antonius – zu den Mitarbeitenden in der Verwaltung, den Mitbewohnerinnen in seiner Wohngruppe, dem Team im Rechnungswesen, wo er sich jeden Morgen seinen Cappuccino abholte. Er war hilfsbereit, zuverlässig, aufmerksam. Und er war stolz darauf, wenn er gebraucht wurde. Mit seinem typischen Grinsen fragte er dann gern: "Gell, das hab ich gut gemacht, oder?" – ein Satz, der viel über sein Bedürfnis nach Anerkennung, aber auch über seine Lebensfreude erzählt.Und dann war da noch der Fußball. Der HSV war seine große Liebe – und der TSV Bachrain seine zweite Familie. Wenn am Sonntag Anpfiff war, mussten auch mal Geburtstage zurückstehen. Sein Engagement brachte ihm eine Ehrenmitgliedschaft ein – und leuchtende Augen, wann immer das Gespräch auf seine Vereine kam. Vorsitzender Dr. Bernd Katzer und Dominik Roth vom TSV Bachrain erinnern sich gerne an die Besuche von Jörg Sadowski am Sportplatz: "Jörg war ein glühender Anhänger unseres TSV. Bei Wind und Wetter setzte er sich in den Stadtbus, um an den Bachrain zu fahren und sich die Spiele anzuschauen."
"Beeindruckend an ihm waren seine strahlenden Augen", erinnert sich Christiane Rhiel, die Jörg Sadowski als Mitglied im Beirat der St. Antonius-Stiftung und bei ihren Besuchen bei antonius häufig begegnet ist. Und ihr Mann Dr. Alois Rhiel, langjähriger Vorsitzender des Stiftungsrates, ergänzt: "Wir haben uns auf jede Begegnung mit ihm gefreut. An ihm konnte man erleben, dass die Sprache des Herzens nicht vieler Worte bedarf."
Auch der Fuldaer Unternehmer Johannes F. Hohmann, der antonius schon viele Jahre auf vielerlei Weise verbunden ist, erinnert sich gerne an die zahlreichen Begegnungen mit Jörg Sadowski. "Er war ein Gesicht von antonius und seit Jahrzehnten in Fulda unterwegs, um immer wieder Anknüpfungspunkte und nette Gespräche zu suchen." Ein schelmisches Lachen und seine Freundlichkeit hätten "Jörgi" ausgezeichnet. "Auch seine Freude an der Fuldaer Foaset war sehr ausgeprägt. Ich persönlich habe mich immer gefreut, wenn ich Jörg am ROMO oder bei den Einmärschen bei antonius gesehen und mit ihm gesprochen habe", sagte Johannes F. Hohmann.
Das Requiem für Jörg Sadowski wird am Dienstag, 1. Juli, um 12.30 Uhr in der Hauskapelle von antonius gefeiert. Danach findet die Beerdigung auf dem Friedhof von antonius statt. (nia/pm) +++