Ab Samstag

"Faszination Ostasien" - Sonderausstellung auf Schloss Fasanerie

Die Sonderausstellung auf Schloss Fasanerie erzählt ab Samstag viele Geschichten rund um die "Faszination Ostasien".
Fotos: Mediennetzwerk Hessen/Anke Zimmer

27.06.2025 / EICHENZELL - Waren für den Export, eine Nachfrage, die das Angebot regelte, und Kunstschätze von solch hoher Qualität, dass sie nie Europa hätten erreichen sollen und doch hier landeten: Die Sonderausstellung auf Schloss Fasanerie erzählt ab Samstag viele Geschichten rund um die "Faszination Ostasien".



Ein Schiff nach dem anderen brachte sie von China und Japan über das Meer, beliefert wurden Königshäuser, später auch hohe Beamte und wohlhabende Bürger. Porzellanobjekte, Lackarbeiten und Schnitzereien aus Ostasien befeuerten den globalen Markt, noch bevor dieser als Begriff "erfunden" war. Es war ein Handel, der im 15. Jahrhundert Anlauf nahm und sich im 16. und 17. Jahrhundert sozusagen verstetigte. Mit dem Effekt, dass die Kulturstiftung des Hauses Hessen heute rund 1300 Kunstschätze aus China und Japan besitzt. 175 Exponate hat Dr. Markus Miller, Leiter des Museums Schloss Fasanerie, ausgewählt für die diesjährige Sonderausstellung im Badehaus. Vom 28. Juni bis zum 5. Oktober können sich Interessenten nun ergötzen an kleinen Schalen mit Kranichen darauf, Vasen mit Drachen und Kannen, auf denen der Hund eines europäisch gekleideten Mannes eine chinesisch gewandete Frau anspringt – was nichts weniger als sein sexuelles Interesse bezeugt. Darüber informierte Miller nun bei einem kleinen Presserundgang.

Porzellan aus Ostasien: Jahrhunderte, bevor Meißen seine Produktion aufnahm, produzierten Manufakturen in China Objekte zum einen für den eigenen kaiserlichen Palast, zum anderen aber für den europäischen Markt. Die Trennung war zunächst streng: Die Farbe Gelb und das Motiv des Drachen waren dem eigenen Herrscherhaus vorbehalten, für den Weltmarkt hingegen wurden Stücke aus Blau-weiß-Porzellan gefertigt. Begehrt waren sie nichtsdestotrotz. Denn Porzellan besaß gegenüber Steingut und Holz unschlagbare Vorteile: Es war wasserundurchlässig, hygienisch weil gut abwaschbar und befriedigte zugleich die Lust an exotischen und exquisiten Prestige-Gegenständen.

Mischung aus Optik und Nutzen

Kulturelle Aneignung oder merkantile Anpassung? Zu den vielen spannenden Themen des Schau gehört auch die Mischung aus Optik und Nutzen. Mit Kaffeekannen konnte China nichts anfangen. Doch weil sie in Europa gefragt waren, gab es sie selbstredend im Export-"Katalog". Feinst gearbeitete Reiswein-Schälchen oder Inro-Döschen für Medizin, die am Kimonogürtel getragen wurden, hätten hingegen hiezulande so manche Frage aufgeworfen.

Als sich Ming- und Quing-Dynastie Mitte des 17. Jahrhunderts um die Vorherrschaft in China stritten und die dortige Porzellanherstellung zum Erliegen kam, sprang Japan in die Bresche und erweiterte unter anderem die Farbpalette um Gelb, Rot und Grün. Weil dies bei den Kunden so gut ankam, ließ sich auch der Konkurrent nach den politischen Querelen darauf ein. Die Nachfrage regelt das Angebot...

Lackkunst - eine Augenweide der Ausstellung

Eine Augenweide in der Ausstellung auch: die Lackkunst. Zu sehen sind Tafeln, die unter anderem zu Tischplatten verarbeitet wurden, Schatullen und ein Kabinettschrank, der bis dato im Depot des Museums schlummerte und sich als Geschenk des japanischen Kaisers Meiji an Kronprinzessin Victoria anlässlich ihrer Silberhochzeit mit Friedrich Wilhelm entpuppte.

Im Zuge von politischen Unruhen und kolonialen Verflechtungen fanden allerdings schließlich auch kostbarste Stücke den Weg nach_Europa, darunter ein außerordentlich kunstvolles Ziergefäß, Schalen, in deren zahlreiche Lackschichten geschnitzt wurde und einzigartige Vasen, die im Badehaus unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen gezeigt werden. (Anke Zimmer) +++

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