Kritik an Doppelfunktion

Uwe Becker wird neuer Präsident des Hessischen Rechnungshofs

Uwe Becker – designierter Präsident des Hessischen Rechnungshofs, bisher Finanzstaatssekretär und Antisemitismusbeauftragter.
Archivfoto: Hessische Staatskanzlei

26.06.2025 / WIESBADEN - Mit der Wahl von Uwe Becker zum neuen Präsidenten des Hessischen Rechnungshofs hat der Hessische Landtag eine Personalentscheidung getroffen, die bundesweit Beachtung findet – und kontrovers diskutiert wird. Während CDU und SPD die fachliche Qualifikation des bisherigen Finanzstaatssekretärs loben, warnen FDP und Grüne vor einem Vertrauensverlust in die Unabhängigkeit des Rechnungshofs. Becker soll das Amt zum 1. Juli antreten.



"Ich freue mich auf die neue Aufgabe, die ich nach der Ernennung durch den Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein am morgigen Donnerstag mit Unabhängigkeit, Ehre und Respekt zum 1. Juli antreten werde", schrieb Becker nach der Wahl am Mittwochabend auf Facebook. Die schwarz-rote Landesregierung hatte ihn für die Nachfolge von Dr. Walter Wallmann vorgeschlagen.

Ministerpräsident Rhein unterstützt Becker

Ministerpräsident Boris Rhein hatte Becker bereits vorab als "ausgewiesenen Finanzexperten mit jahrelanger kommunaler Erfahrung und umfassendem Fachwissen" bezeichnet. "Seine Expertise in Finanzen, Verwaltung und Haushaltsprüfung macht ihn zu einer idealen Besetzung für diese Position", so Rhein. Auch die Kontinuität sei wichtig: Becker, seit 2019 Beauftragter der Landesregierung für jüdisches Leben, solle diese Funktion weiterhin ausüben.

SPD begrüßt die Entscheidung

Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Tobias Eckert, begrüßte die Entscheidung ebenfalls: "Mit Uwe Becker übernimmt ein hochqualifizierter Haushalts- und Finanzexperte das Amt des Rechnungshofpräsidenten, der über die Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg großes fachliches Ansehen und ebenso großen menschlichen Respekt genießt." Seine jahrelange Verwaltungserfahrung als Kämmerer, Bürgermeister von Frankfurt und Staatssekretär im Finanzministerium seien beste Voraussetzungen.

CDU steht hinter Becker

Zustimmung kam auch von der CDU. Ines Claus, Vorsitzende der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, erklärte: "Uwe Becker ist aufgrund seiner Qualifikation und Erfahrung genau der Richtige für dieses verantwortungsvolle Amt. Er ist ein ausgewiesener Finanzexperte mit enormem Fachwissen und langjähriger Erfahrung in den Bereichen Finanzen, Verwaltung und Haushaltsprüfung." Die CDU freue sich auf eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit.

FDP und Grüne äußern Kritik

Deutlich kritischer äußerten sich FDP und Grüne. Stefan Naas, Fraktionschef der Freien Demokraten: "Ein Präsident, der zuvor Staatssekretär im Finanzministerium war und jetzt genau das Ministerium kontrollieren soll, dem er eben noch angehört hat – das widerspricht dem Grundverständnis von staatlicher Kontrolle." Seine Fraktion fordert eine gesetzlich verankerte Karenzzeit von 18 Monaten, um einen nahtlosen Wechsel zwischen Regierung und Kontrollorgan zu verhindern. Zudem kritisiert die FDP, dass Becker auch weiterhin Landesbeauftragter für Antisemitismus bleiben soll – eine "Lex Becker", die laut Naas beide Ämter schwäche.

Auch die Grünen schlagen einen scharfen Ton an: "Eine Wahl Uwe Beckers ist mit dem geltenden Recht nicht vereinbar", so der Fraktionsvorsitzende Mathias Wagner. Die Aufgaben als Antisemitismusbeauftragter und Rechnungshofpräsident ließen sich nicht miteinander vereinbaren, weshalb eine Verschiebung der Wahl sinnvoller gewesen wäre. Zudem müsse geklärt werden, inwiefern Becker aufgrund seiner bisherigen Regierungsrolle als Staatssekretär bei bestimmten Prüfungen befangen sein könnte. (Constantin von Butler) +++

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