Nach Sieg im Regionalwettbewerb

"Unser Dorf hat Zukunft": Niederrode will Landesentscheid gewinnen

Niederrode stellt für die Bewertungskommission des Landesentscheides für "Unser Dorf hat Zukunft" eine Tour auf die Beine.
Alle Fotos: Martin Engel

19.06.2025 / FULDA - "Mal schauen, was der Landesentscheid für uns bereithält" - das sagte Ortsvorsteher Michael Wiegand nach dem Sieg im Regionalentscheid im letzten Jahr. Am Mittwoch ist es nun soweit: Der Landesentscheid im Rahmen des Wettbewerbes "Unser Dorf hat Zukunft" steht im Fuldaer Stadtteil Niederrode an.


Gegen 13 andere Dörfer hat sich der rund 300 Seelen Ort im letzten Jahr durchsetzen können. "Man sollte nicht auf Selbstverwirklichung hoffen, sondern Hoffnung selbst verwirklichen" - so der stellvertretende Ortsvorsteher von Niederrode, Ron Eichler, während der für die Jury geplanten Tour durch den Ort. Eins ist schnell klar: Das Dorf hat nach seinem regionalen Sieg vor, auch auf Landesebene zu überzeugen. OSTHESSEN|NEWS war vor Ort.

So läuft der Wettbewerb ab

Niederrode hat nicht nur einmal die Chance im 38. Wettbewerb von "Unser Dorf hat Zukunft" zu gewinnen, sondern gleich zweimal - der Sprung von der Regional- auf die Landesebene. Unter der Leitung des Regierungspräsidiums Kassel, vertreten durch Hiltrud Schwarze, wurde eine neunköpfige Jury in die 14 teilnehmenden Dörfer geschickt. Die Reise der Bewertungskommission durch Hessen erfolgt seit dem 03. Juni 2025 - Niederrode ist der letzte Stopp auf der Karte. Im Mittelpunkt stehen, so der Wettbewerbsveranstalter, drei zentrale Fragen für jedes Dorf "Wo sind wir gestartet?", "Was haben wir bislang erreicht?" und "Was tun wir für die Zukunft?". Dabei gibt es drei dominante Bewertungsbereiche: wirtschaftliche Initiativen/Verbesserung der Infrastruktur, soziales Engagement/dörflich-kulturelle Aktivitäten und Wertschätzung hinsichtlich der Baukultur, Natur und Umwelt.

Das Siegerdorf im Landesentscheid erhält ein Preisgeld in Höhe von 7.000 Euro - und somit 2.000 Euro mehr als beim Regionalentscheid. Wie Ortsvorsteher Michael Wiegand bei seiner Eröffnungsrede allerdings erwähnt, geht es der Gemeinschaft nicht um das Geld: "Unabhängig vom Geld haben wir im letzten Jahr schon so viel mehr gewonnen", betont er.

Ganzes Dorf stellt Tour auf die Beine

Genau das spürt man auch bei der Tour, die das Dorf gemeinsam für den besonderen Besuch auf die Beine gestellt hat. Starpunkt war das Bürgerhaus - hier haben sich zunächst alle Jurymitglieder mit ihrem fachlichen Schwerpunkt vorgestellt. Kurz darauf hat Michael Wiegand das Wort ergriffen und angekündigt, dass das 238 Hektar große Dorf mit seinen 290 Einwohnern an diesem Tag live und authentisch zu sehen sein wird. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus 17 Bürgern hat sich intensiv mit der Planung auseinandergesetzt. "Wir möchten als Ort wachsen - in allen Bereichen", fährt Wiegand fort. Deshalb wird gerade auch das Bürgerhaus saniert und erweitert - es soll Raum für mehr entstehen, für die Zukunft.

Dieser Eindruck wird auch auf der detailreich geplanten Tour vermittelt. Der eigens organisierte Bürgerbus des Ortes hat die Kommission an verschiedene Orte des Dorfs gebracht. An jedem Punkt haben folgend Menschen gewartet, die auf die verschiedenen Fachbereiche - von autarker Versorgung bis hin zur Freizeitgestaltung für Klein und Groß - eingegangen sind. Die Jury hat derweil an jeder Station interessiert nachgefragt und stets ausführliche Antworten erhalten. Auch die Bürger, die an der Tour teilgenommen haben oder geholfen haben, wurden von der Jury gefragt, wie beispielsweise die Möglichkeiten für die Jugend seien. Hiltrud Schwarzer betont gegenüber OSTHESSEN|NEWS, dass sie nach der Tour nun energetisch aufgeladen sei und der Abschluss in Niederrode sich gar nicht wie ein Ende angefühlt habe. "Sie haben so viel Schönes und Stärke hier - machen Sie weiter auf Ihrem Weg!" - so die Vertreterin des Regierungspräsidiums an die Bürger des kleinen Ortes gerichtet.

Vereinsarbeit, Zusammenhalt und Traditionen sollen überzeugen

"Natürlich kann man nicht alle überzeugen, sich immer aktiv zu integrieren, aber wir sind auf einem guten Weg hier im schönen Niederrode, Weiler Reinhards", betont Ron Eichler. Über zwei Drittel der Dorfbewohner, im Alter von 2 Monaten bis 95 Jahren, sind Mitglied im Bürgerverein - das spreche für sich.

Der starke Zusammenhalt des Dorfes habe sich vor allem gezeigt, als im letzten Jahr durch Starkregen Keller und Straßen geflutet wurden. Auch das ist Thema bei der Rundfahrt durch die Ortschaft. Zusammenhalt zeige sich aber nicht nur in der Not, sondern auch bei allerlei Festlichkeiten. Dazu zähle vor allem das Backfest an Pfingsten, das gemeinsame Schmücken des Weihnachtsbaumes oder auch der Osterputz, bei dem das Dorf vom Müll befreit wird. Von Pilates bis Public Viewing sei alles dabei. "Wir sind ein Dorf – auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind", betont der stellvertretende Ortsvorsteher Eichler.

Diese hessischen Orte hatten sich auch für den Landeswettbewerb qualifiziert:

Wesertal-Vernawahlshausen (Landkreis Kassel)
Naumburg-Elbenberg (Landkreis Kassel)
Wehretal-Vierbach (Werra-Meißner-Kreis)
Witzenhausen-Roßbach (Werra-Meißner-Kreis)
Fulda-Niederrode (Landkreis Fulda)
Wächtersbach-Neudorf (Main-Kinzig-Kreis)
Schwalmtal-Storndorf (Vogelsbergkreis)
Grebenhain-Metzlos (Vogelsbergkreis)
Hüttenberg-Volpertshausen + -Weidenhausen (Gemeinschaftsbewerbung) (Lahn-Dill-Kreis)
Gudensberg-Maden (Schwalm-Eder-Kreis)
Weilburg-Kubach (Landkreis Limburg-Weilburg)
Niedernhausen-Oberseelbach (Rheingau-Taunus-Kreis)
Groß-Umstadt-Raibach (Landkreis Darmstadt-Dieburg)
Grasellenbach-Wahlen (Kreis Bergstraße)

Ab jetzt heißt es Daumen drücken bis zum 26. Juni - denn da trifft die Bewertungskommission ihre Entscheidung. Sollte der Fuldaer Stadtteil auf dem ersten oder zweiten Platz landen, dann qualifiziert er sich sogar auf Bundesebene. Ausgelobt werden die ersten fünf Plätze sowie vier Sonderpreise. Die feierliche Preisverleihung findet abschließend am 24. Oktober 2025 in Wartenberg (Vogelsbergkreis) statt. Hessens Staatsminister Ingmar Jung wird die Auszeichnungen höchstpersönlich verleihen. (Emely Schrön) +++

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